Kein König von Geburt

draußen über dem Wasser im Dunst eine leuchtende Stadt zu sehen. Fian in seinem Lederboot folgte dem Lichtpfad, der zu ihr führte, fuhr nach Hause.
    Nach langer Zeit sammelte Kuhal seine letzten Kraftreserven. Seine fernsprechende Stimme rief: Warte auf mich Bruder!
    Und eine körperlose Antwort kam:
    ... Also da bist du!
    Der leidvolle Traum verschwand, und Kuhal verfiel von neuem in Panik. Er stand gelähmt, starrte auf das Leuchten draußen auf dem Meer. Diesmal war es keine perlige Luftspiegelung, sondern ein harter Glanz, die grüne Entladung von Krypton, und es wurde schnell heller. Eine fernsprechende Stimme ging von dem Licht aus. Sie spie Obszönitäten über den Äther und sprach Kuhal im intimen Modus an:
    Warum zum Teufel hast du dich in Basaltkluft voll fickender Frösche versteckt statt im Freien zu bleiben wo ich dich finden konnte? Wir haben deinen Fiantotschrei bis drüben in Afaliah gehört!
    Ein Tanu-Ritter in einer aquamarin glühenden Rüstung auf einem riesigen Chaliko materialisierte aus dem Nebel und schwebte zur Erde nieder.
    »Celo? Bist du das?« Kuhais körperliche Stimme war ein gebrochenes Flüstern.
    »Natürlich bin ich das, du armer Dummkopf. Wer denn sonst? Ich bin der einzige noch übrige Levitant mit der Kraft, einen zweiten zu tragen, wenn man von diesem kleinen goldenen Lumpenkerl und Tonn der Wetterfahne absieht. Und die Wahrscheinlichkeit ist gering, daß sie kommen und dich retten werden!«
    »Ich glaubte ... Fian und ich glaubten, wir seien allein. Die einzigen Überlebenden.«
    Das grimmige alte Gesicht mit den silbernen Brauen verfinsterte sich. Celadeyr von Afaliah sandte eine ungeschickte redigierende Sonde in den verwirrten Geist des jüngeren Mannes. »Große Göttin, was für eine Vorstellung! Trotzdem wundert mich nicht, daß du es geglaubt hast, bei dem Zustand, in dem du bist. Es ist uns gelungen, andere Überlebende zu retten, aber nur auf Aven und an der europäischen Küste. Wie in Tanas Namen seid ihr in Afrika gestrandet?«
    Kuhal antwortete nicht. Er hatte das Bewußtsein verloren.
    Der alte Heros von Afaliah machte seinem Mitleid in weiteren Flüchen Luft. Er entdeckte das Lederboot weit draußen auf dem Wasser und benutzte seine kreative Kraft dazu, es in einen Scheiterhaufen aus astralem Feuer zu hüllen. Als er das Lied für den toten Zwilling gesungen hatte, lud er den lebenden hinter sich auf den breiten Rücken des Chalikos und erhob sich in die Luft.

12
    Elizabeth lockerte ihre Konzentration und lächelte. »Ich bin froh, daß er schließlich doch gerettet worden ist. Armer Mann! Man stelle sich vor, daß er und sein Bruder glaubten, die letzten lebenden Tanu zu sein.«
    Creyn konnte sich des Gedankens nicht erwehren: Ich erinnere mich an eine andere, die auch verzweifelte, weil sie allein war.
    »Ich habe eingesehen, wie sehr ich mich irrte.« (Der bleibende Zweifel lag viel tiefer, als Creyn zu sehen vermochte.)
    Der Tanu-Heiler streckte seinen langen Arm über den Tisch und goß ihr und sich noch einmal Kaffee ein. Donner grollte um die Höhen der Montagne Noire. Es begann wieder zu regnen, Tropfen sprühten gegen die kleinen bleigefaßten Fensterscheiben an der Ostseite des Chalet, bis man nicht mehr hindurchblicken konnte.
    »Außer Culluket«, bemerkte Creyn, »ist Kuhal Erderschütterer von der Heerschar Nontusvels das einzige überlebende Mitglied der Hohen Tafel. Die anderen fünfzehn der Heerschar, die der Flut entkamen, sind unbedeutende Talente.«
    »Ich nehme an, Celadeyr wird Kuhal in die Haut stecken und versuchen, ihn zu heilen, so daß er der Opposition beitreten kann. Schließlich wäre der Zweite Psychokinetische Lord ein schätzbarer Verbündeter, falls er seine Kräfte zurückgewinnt. Wie stehen die Chancen für seine vollständige Erholung?«
    »Nicht gut. Die Wirkung der Haut hängt nicht nur von dem Können des Heilers ab, sondern auch von dem Willen des Patienten. Und Kuhal hat die Hälfte seines Verstandes verloren. Celos Heiler ist Boduraol, ein recht tüchtiger Mann - aber ich bezweifle, ob selbst Dionket Kuhal wesentlich helfen könnte. Auch im günstigsten Fall wird er fast ein ganzes Jahr in der Haut bleiben müssen.«
    »Seine Fähigkeit zur telepathischen Projektion war beinahe gleich Null«, sagte Elizabeth. »Ich hatte keine Ahnung, daß die Zwillinge in Afrika waren, bis Kuhal gestern abend diesen schrecklichen Schrei ausstieß.«
    Es blitzte und donnerte gleichzeitig, und zum vierten Mal an diesem stürmischen