Kein König von Geburt
echten monströsen Gestalten erkennen?«
»Keine Spur! Nicht eine ... ah ... Debilissima!«
»Hoffen wir«, meinte Sugoll, »daß unsere Verkleidungen sich als undurchdringlich für die Augen der Firvulag-Hoheiten erweisen. Und für die der Freier beim Großes Liebesfest.«
»Neuntausend?« krächzte Sharn gebrochen. »O Göttin!«
»Die Flußwachen haben sie zweimal gezählt, Schrecklicher«, berichtete Fitharn. »Und es scheinen weit über tausend Jungfrauen zu sein. Ganz in glänzenden roten Stiefelchen und Blumengirlanden und Bändern und die Kleider so steif von Opalen und Saphiren und Rubinen, daß sie kaum noch laufen können.«
»Aber wie sehen sie wirklich aus?« forschte Ayfa grimmig.
Fitharn antwortete nicht gleich. Er schürzte die Lippen, rollte die Augen nach oben, kratzte sich am Ohr und rückte seinen spitzen Hut zurecht. Das Schweigen zog sich in die Länge.
»Nun?« drängte die königliche Ogerin. »Kannst du darüber etwas sagen?«
»In einem dunklen Schlafzimmer, Majestät, und wenn einem vor so gut wie gar nichts graust ...«
Sharn stöhnte. »So schlimm?«
»Ihre Verkleidungen sind sinnreich und attraktiv, Schrecklicher, nur fürchte ich, einen echten Firvulag werden sie nicht für das Blinzeln einer Mücke täuschen.«
»Wir können es nicht riskieren, ihnen hier in der Halle einen offiziellen Empfang zu bereiten«, entschied Ayfa. »Das gäbe einen Aufstand.«
»Zumindest«, seufzte der König.
»Wenn ihr meinen Rat hören wollt«, sagte Fitharn, »schickt sie weiter, bevor sie nach Hoch-Vrazel kommen. Veranstaltet für sie auf halbem Weg den Berg hinauf ein großartiges Picknick mit Mengen von Musikern und Alkohol und einem Begrüßungskomitee aus vertrauenswürdigen Adeligen und ihren Damen, die vergattert werden müssen, taktvoll zu sein. (Dazu dürft ihr natürlich niemanden mit heiratsfähigen Söhnen auffordern.) Macht mit dieser Horde von Ungeheuern das, was mein alter Freund Häuptling Burke einen >Schmus< nennen würde. Erzählt ihnen, ihr wolltet ihnen den mühseligen Umweg nach Hoch-Vrazel ersparen - wo alle Palast-Klos außer Betrieb sind! Schließlich haben sie durch die Belfort-Lücke bis nach Nionel noch weit genug zu laufen.«
Ayfa fiel ein: »Wir können ihnen alles über ihre schöne neue Heimat erzählen. Ihnen mentale Bilder zeigen! Ihnen Rabatt auf das Baumaterial für die Renovierung versprechen! Ihnen Pack- und Reittiere geben, um ihnen die Weiterreise zu erleichtern.«
»Nicht meine neue Chaliko- und Helladen-Herde!« jammerte der König.
»Du kannst andere stehlen«, erklärte seine Frau fest. »Dies ist ein Notfall. Je schneller diese Bande von Monsterbräuten die Vogesen verläßt, desto besser.«
Sharn schüttelte hilflos den großen Kopf. »Aber wir schieben das Problem nur hinaus - wir lösen es damit nicht. Bis jetzt wissen unsere eigenen Leute nur sehr wenig über diese Wanderung. Und was sollen wir im Mai tun? Wir haben das Angebot der Heuler, das Liebesfest zu bezahlen, angenommen!«
»Bis dahin wird uns schon etwas einfallen«, begütigte Ayfa ihn. »Und außerdem - du und ich werden gar nicht dabei sein. Hast du es vergessen? Wir werden das Große Liebesfest in diesem Jahr mit Aiken Drum und Mercy-Rosmar und was von der Tanu-Blüte und -Ritterschaft übrig ist in Goriah feiern.«
»Te sei gedankt auch für kleine Gaben! Alles, worüber ich mir da unten Gedanken zu machen brauche, ist ein Attentat.«
»Soll ich dann Vorbereitungen für das Super-Picknick auf der Straße treffen?« erkundigte sich Fitharn.
»Tu das!« befahl Sharn, wieder ganz sachlich. »Das ist eine gute Idee von dir, Fitharn. Und du nimmst auch daran teil - als Zeremonienmeister! Hol deine besten Kleider heraus und das goldene, mit Blutsteinen besetzte Holzbein! Wir werden diese Armee von Abscheulichkeiten verwöhnen, wir werden ihnen schmeicheln, bis ihnen der Kopf schwindelt. Sie werden nie auf den Verdacht kommen, daß wir innerlich alle kotzen! -Glaubst du, daß sie ihren Schatz mitgebracht haben?«
»Die Fluß wachen berichteten, daß die Heuler-Horde mit Kassetten und verschlossenen Beuteln wohlversehen ist.«
Ayfa gab einen tiefen Seufzer der Zufriedenheit von sich. »Dann wird doch noch alles gut ausgehen.«
Und so fand das festliche Treffen an der Quelle des Zwiebelflusses südlich von Hoch-Vrazel in einem angenehmen Teil des Waldes statt, wo die Nachtigallen inmitten von Riesenfarnen sangen und Blütenblätter von den Bäumen auf eine Szene ländlicher
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