Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May

Vom Netzwerk:

erkannt haben.«
    »Ich nehme an, das ist nichts als logisch«, sagte Katlinel. »Heuler können die Illusionen anderer Heuler sehr leicht durchschauen. Und sie und die Firvulag haben die gleiche metapsychische Struktur.«
    Greg-Donnet seufzte traurig. »Nur Menschen und Tanu ohne Talent zum Redigieren würden sich von den Verkleidungen täuschen lassen. Die armen kleinen abscheulichen Bräute! Nun - die Verschmelzung der Gen-Pools war nur ein kleiner Teil des eugenischen Programms. Da sind immer noch die Gen-Manipulierung und die Anwendung der Haut.«
    »Aber die Leute werden sich beim Großen Liebesfest


    gedemütigt fühlen! Wer weiß, was sie dann anstellen! Oh, Greggy, es ist ein solcher Jammer.«
    Sie hielt inne und hob ihre Laterne. Unter einer schützenden Weide lagen zusammengekuschelt drei abstoßende kleine Wesen, die Besenstiel-Glieder ineinander verflochten, die Gnomengesichter entspannt und friedlich. Sie trugen juwelenbesetzte Röcke, Blumen-Stirnbänder und rote Stiefelchen.

2
    Auf einem einzelnen Baum inmitten der blühenden Savanne sitzend, beobachtete der Rabe ein Paar Säbelzahn-Katzen, die in Zusammenarbeit ihre Beute beschlichen. Die kleine Herde von Antidorcas-Gazellen mit ihrem rehbraunen Fell und ihren lyraförmigen Hörnern graste ahnungslos, bis der männliche Machairodus sie erschreckte, indem er plötzlich aus einem Busch hohen Grases auftauchte. Sie flohen mit dem Wind, und die im Hinterhalt liegende weibliche Katze sprang. Sie schlug eine der Gazellen und riß ihr mit den zehn Zentimeter langen Zähnen die Kehle auf. Ihr Gefährte, auf seinen Anteil bedacht, kam gelaufen.
    Während die Beute noch zappelte, flog der Rabe hinunter, brennend in der alten Lust. Die Katzen zogen sich vor seinem koerziblen Stoß zurück und sahen knurrend und fauchend zu, wie der Raubvogel eins der großen schwarzen Augen der Gazelle herauspickte. Der Schnabel stieß zu wie ein Dolch aus Ebenholz. Der Rücken des Tiers krümmte sich und wurde steif, dann gab es auf. Es war tot. Der Rabe trank die wässerige Augenflüssigkeit und sättigte sich an dem ausrinnenden Blut.
    Aber es gab keine elektrische Entladung. Die gab es bei den Toten nie.
    Der Rabe flog wieder auf seinen Sitzplatz und schwankte dort, benommen und elend. Die entrüsteten Katzen kehrten zurück und begannen ihre Mahlzeit. Kein Vergnügen! jammerte das Rabenmädchen. Niemals mehr. Niemals mehr das alte Aufquellen heißer Psychoenergie, wenn das Opfer fiel und ihre Macht bestätigte. Sie konnte kleine Freuden im Sammeln des Goldes und Trost an den treuen Freunden auf dem Mulhacen finden. Aber niemals mehr die herrliche Erfüllung. Nicht einmal beim Eindringen in die Erde.
    Es war seine Schuld.
    Die Sonne über ihr blähte sich zu einem blutgefüllten wirbelnden Ding auf. Die Klauen des Rabenmädchens umklammerten den Ast. Ihr schwindelte, ihre Eingeweide hoben sich und stießen eine verklumpte dunkle Flüssigkeit aus. Alle Kraft verließ sie, ihre Klauen lockerten den Griff, und sie taumelte mit hängenden Flügeln zu Boden, wo sie in einer Pfütze aus stinkendem Erbrochenen liegenblieb.
    Und dann war sie wie früher und immer an einen radähnlichen Apparat gebunden, Hände und Füße von den Fesseln des Folterers grausam zusammengepreßt, und er fokussierte den Schmerz, der durch jede Öffnung ihres Körpers floß, immer schärfer. Das Rad drehte sich, senkte sie mit dem Kopf voran in das Faß mit Kot. Obwohl ihr Mund mit Keilen offengehalten wurde, verschloß sie ihre Kehle mit der geschwollenen Zunge, wehrte sich gegen das Ertrinken, während neue Pein in ihren platzenden Lungen wuchs. Gerade als die Symphonie der Schmerzen auf ihren Höhepunkt zueilte, zwang er ihr durch sein Eindringen ein neues extremes Gefühl auf. Die Sonnenexplosion. Die Befreiung. Das Rad hob sie in die Luft. Die schimpfliche Demütigung, als der Zusammenklang von Ekstase und Qual verebbte.
    Hör auf, flehte ihr Geist ihn an. Nicht, nicht ...
    Nicht aufhören?
    Dann säuberte er sie zärtlich, lachend. Sein schönes Gesicht schwebte in Fetzen roten Nebels. Manchmal küßte er ihren unzerbrochenen Körper (und das war das Schlimmste von allem und brachte sie fast dazu, vor Haßliebe und Trotz zu schreien und so den Verstand zu verlieren).
    Schrei doch, riet er ihr sanft. Verfluche mich laut, und es wird verarbeitet sein. Aber sie gab keinen Laut von sich, schloß Augen und Geist vor ihm und dem Wissen, was unvermeidlich als Nächstes kam: Der warme Strom, die