Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
Pracht fielen. Der König und die Königin der Firvulag, sechzig ihrer taktvollsten Höflinge, eine Ehrengarde aus Ogern und Ogerinnen und fast die gesamte Streitmacht des königlichen kulinarischen Korps glänzten bei einer den ganzen Tag dauernden fête champêtre, die die unschuldigen Heuler völlig überwältigte.
    Angefüllt mit Speisen und Getränken, benebelt vom übermäßigen Genuß der psychoaktiven Pilze, reagierten die Auswanderer mit Begeisterung auf den Vorschlag, Nionel neu zu bevölkern. Das königliche Geschenk aus 400 vollbeladenen Chalikos, doppelt so vielen Zug-Helladen mit Wagen und einer Zuchtherde der erst kürzlich gezähmten kleinen Hipparions riefen Begeisterungsstürme unter den berauschten Monstern hervor. Nachdem sie sich eine Zeitlang schicklich geweigert hatten, gaben Sharn und Ayfa nach und ließen ihrer beider Gewicht in Edelsteinen auf wiegen. Das sollte eine Teilzahlungsrate der Steuern sein, die die Heuler-Nation dem Thron in den letzten 856 Jahren schuldig geblieben war.
    Sugolls Wunsch, die Bräute bei edlen Firvulag-Familien unterzubringen, wurde ihm elegant abgeschlagen. Dieser Brauch, so setzte man ihm auseinander, sei bei der nichtmutierten Bevölkerung in Vergessenheit geraten, und in Anbetracht der großen Zahl heiratsfähiger Heulerinnen gäbe es beträchtliche Schwierigkeiten, wollte man ihn gerade jetzt Wiederaufleben lassen. Die beiden Monarchen stellten die einleuchtende Behauptung auf, die Bräute würden sich viel glücklicher fühlen (und sich als nützlicher erweisen), wenn sie ihre Familien nach Nionel begleiteten. Dort konnten sie sich nicht nur an der Arbeit beteiligen, sondern auch Behausungen für sich und ihre zukünftigen Gatten vorbereiten. Beim Großen Liebesfest würden die Heulermädchen dann das Paarungsritual, wobei Mädchen und Jungen eine gegenseitige Wahl trafen und sich zu zwei und zwei absonderten, genauso mitmachen wie die anderen Firvulag-Jungfrauen. Königin Ayfa kommentierte Befürchtungen, die mutierten Bräute seien im Nachteil, mit einem »Pah-pah!« Zwar stimme es, daß ihre Anzahl unproportional hoch sei, aber sie wolle persönlich an die entferntesten Enklaven »wilder« Firvulag - den Monarchen nur nominell unterstehend - Einladungen zum Liebesfest schicken und so für ein zusätzliches Kontingent an Freiern sorgen. Wenn einige der Heuler-Schönheiten dieses Jahr leer ausgingen, würden sie bei den nächsten Feierlichkeiten bestimmt bestürmt werden, denn dann habe sich im Vielfarbenen Land die Nachricht von ihrem Charme und ihren großzügigen Mitgiften herumgesprochen.
    Nach dieser liebenswürdigen Bemerkung nahm die königliche Gesellschaft Abschied. Sugoll, dem ein Berg an Ängsten von den Schultern genommen worden war, ordnete zwei Tage Aufenthalt zum Ausruhen und Erholen an und zog sich in seinen Goldstoff-Pavillon zurück. Überall in dem mit Abfällen bestreuten Picknick-Hain lagen in glücklichem Rausch gräßliche, schnarchende Mutanten, die gleich nach dem Einschlafen wieder ihre übliche Gestalt annahmen.
    Nur Katlinel und Greg-Donnet blieben wach. Der Mond ging unter, die Freudenfeuer erstarben. Da nahmen die stattliche Mischlingsfrau und der mickerige befrackte Akademiker Laternen und schritten zwischen den Leuten hindurch, um nachzusehen, ob alle sicher waren. Haufen von deformierten und grotesken Körpern in unangemessen prunkvoller Kleidung schliefen in dantesker Unordnung auf dem niedergetrampelten Gras. Überall lagen leere Flaschen und schmutziges Geschirr herum.
    Sie wanderten eine ganze Weile schweigend, bis Greg-Donnet fragte: »Also hast du es Sugoll nicht gesagt?«
    »Ich bringe es nicht über mich. Noch nicht. Er hat sich den ganzen Winter so schreckliche Sorgen gemacht -und dann die Reise und das Rätselraten über unsere neue Heimat. Er fürchtete, Sharn wolle unser Volk in irgendeine entsetzliche Wildnis wie Albion verbannen! Nionel wird im Vergleich dazu ein Paradies sein. Nein ... er muß erst wieder Mut gefaßt haben, bevor wir ihm die schlechte Neuigkeit erzählen. Und laß dir ja nichts anmerken, Greggy, denn dann werde ich sehr böse auf dich sein.«
    »Keine Bange, keine Bange.« Der Genetiker schüttelte seinen Seidenäffchenkopf. »Der König und die Königin und ihre Leute haben sehr viel Haltung gezeigt, das muß ich sagen. Aber als ich umherschlenderte, habe ich viele Hinweise auf eine Katastrophe wahrgenommen. Und du, meine Liebe, mit deiner redigierenden Fähigkeit mußt die Wahrheit längst

Weitere Kostenlose Bücher