Kein König von Geburt

weichen Berührungen auf ihrem Gesicht und ihren Augenlidern.
    Du magst das. Es ist, was du bist, woher du kommst, woraus du bestehst ...
    Hör auf! Hör nicht auf! Laß mich lieber sterben, als das zu erkennen. Die Qual der Erkenntnis. Der feilende, sengende Schmerz, der entlang den von der Wut geöffneten Kanälen durch ihr Gehirn loderte. Hör auf! Hör nicht auf ...
    Schrei! ermutigte er sie. Schrei nach dem Ende!
    Aber sie schrie nicht, und das Rad vollendete den Kreis und trug sie wieder hinab in das Fäkalienfaß. Ihre Seele schrumpfte, ihre Identität versteckte sich in dem winzigen mentalen Sanktuarium, das zwischen den Gegensätzen von Lust und Schmerz, Demütigung und Vergewaltigung, Liebe und Haß erhalten blieb. Er vernichtete sie, erschuf sie. Seine Zerstörung vervollkommnete sie. Er trieb sie in den Wahnsinn, als er ahnungslos ihr übermenschliches metapsychisches Potential freisetzte. Er tötete sie im Liebesakt.
    Hör auf! Hör nicht auf! Geliebter Folterer.
    Der Rabe zuckte schwach unter der riesigen Blutsonne. Die Scheibe drehte sich, schleuderte stinkende Tropfen von sich, die sie verbrannten, stieß eine Art Strahl aus - einen Strudel, der nach ihr zielte und sie von neuem aufzuspießen versuchte.
    Das wirst du nicht tun, sagte sie. Es ist keine Lust mehr in dem Schmerz. Niemals mehr, bis ich in dich eindringe und dich zerbreche, o Geliebter. Die passive Erde war nicht genug.
    Schließlich waren die Säbelzahnkatzen fertig. Sie setzten sich in die Sonne, leckten sich die Pfoten und wuschen sich das Gesicht. Es waren herrliche Wesen, mit marmorierten Vierecken gemustert, die am Kopf und an den Gliedmaßen zu dunklen Streifen und Flecken zusammenliefen. Das Männchen schlenderte herüber und schnüffelte an dem sterbenden Raben. Doch der Vogel war ein abstoßendes Ding, er strahlte Leiden aus, und der Katzenmann gab ihm nur einen leichten, verächtlichen Hieb. Dann drehte er sich um und führte seine Gefährtin zu ihrem Nachmittagsschläfchen fort.
    Der Vogel erwachte aus seiner Betäubung und rief: Culluket.
    Felice.
    Bist du das, Geliebter?
    Nein, ich bin es. Elizabeth. Meine arme Felice. Laß mich dir helfen!
    Helfen? Wegnehmen?
    Ich kann dir helfen. Dir die Alpträume und das Elend wegnehmen.
    Wegnehmen? Lustschmerz wegnehmen?
    Es ist keine richtige Lust. Die ist vorbei. Übriggeblieben ist nur der Schmerz. Ein Geist voll von Schmerz und Schuld. Ein kranker Geist. Laß mich helfen!
    Helfen? Nur er kann helfen. Indem er stirbt.
    Das ist nicht wahr. Ich kann helfen. Den ganzen Schmutz für immer wegwaschen. Dich sauber und glänzend und neu machen.
    Das kann ich nie werden ich eigne mich nur dazu verachtet abgelehnt verflucht mit Scheiße bedeckt zu werden.
    Das ist nicht wahr. Du kannst geheilt werden. Komm zu mir!
    Kommen? Aber sie kommen! Kommen zu mir! Um sich zu beugen und mich zu verehren und mir zu folgen. Mir meinen Herzenswunsch zu erfüllen. Zu DIR kommen? Dummedummedumme ...
    Sie sind Lügner Felice. Sie werden dir nicht geben was du brauchst. Sie wollen dich nur benutzen um zu gewinnen was sie suchen.
    Sie suchen meinen Geliebten. Mir zu Gefallen. Um meine Freude wiederherzustellen!
    Nein. Sie lügen dich an.
    DastunsienichtkönnensienichtsiesinddunkleEngel ...
    Sie sind menschliche Wesen. Operante metapsychische Menschen.
    Keine Teufel?
    Menschen. Sie haben gelogen. Hör mir zu Felice! Du weißt daß ich im Milieu eine mächtige Geistesheilerin war. Ich will dich heilen wenn du nur aus freien Stücken zu mir kommst. Ich verlange nichts dafür. Ich werde nicht versuchen dich zu binden. Ich bin durch einen Superego-Block gezwungen niemals einem denkenden Wesen Schaden zu tun. Ich möchte dich nur geistig gesund und frei und im Frieden sehen. Die anderen können das nicht für dich tun.
    Vielleicht doch!
    Frage sie!
    Das will ich! Und ich werde schnell herausfinden ob sie lügen wenn sie sagen sie würden mir Cull bringen.
    Stell sie auf die Probe!
    Ja. Ja. Elizabeth? ... Könntest du mir den Alptraum wirklich wegnehmen? Es ist die falsche Art Schmerz weißt du.
    Ich weiß. Es gehört mit zu deiner Krankheit. Manchmal Schmerz als Lust zu empfinden. Deine mentalen Schaltungen sind durcheinandergebracht. Das ist geschehen als du noch sehr jung warst. Aber du kannst geheilt werden wenn du dich mir öffnest mich freiwillig einläßt. Wirst du kommen?
    Kommen? Den Schmerz verlieren? Nicht aufhören! Ja? Nein! CULLUKET! CULLUKET! CULLUKET!
    Mit harten Schreien flog der Rabe davon. Unten auf