Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
wütend aus.
»Und wieso sagen Sie ihr nicht, dass sie aufhören soll, Sie zu bedrängen? Wieso beenden Sie die Sache nicht ein für alle Mal? Liegt es vielleicht daran, dass Sie es gar nicht wollen , Sam?« Vor lauter Aufregung fängt meine Stimme an zu quieken. »Gefällt Ihnen diese kaputte, verquere Beziehung etwa?«
Da fängt auch Sam an zu schnaufen. »Sie haben kein Recht, sich über etwas zu mokieren, von dem Sie nichts verstehen …«
»Oh, tut mir leid!« Ich stoße ein sarkastisches kleines Lachen aus. »Sie haben recht. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, was Sie beide angeht. Vielleicht kommen Sie ja wieder zusammen. Ich hoffe, Sie werden glücklich.«
»Poppy, um Himmels willen …«
»Was?« Mit Schwung stelle ich meine Tasse ab und verschütte dabei Kaffee über unsere ausgedruckten Kurznachrichten. »Ach, jetzt habe ich sie ruiniert. Das tut mir leid. Aber es stand ja sowieso nichts Wichtiges drin, also ist es auch egal.«
»Bitte?« Sam sieht aus, als käme er nicht mehr mit. »Poppy, könnten wir uns mal hinsetzen und … in aller Ruhe die Sache besprechen?«
Ich glaube kaum, dass ich ruhig bleiben kann. Mir ist gar nicht danach, mich zusammenzureißen. Alle möglichen dunklen Gefühle melden sich. Ich hatte mir meine Hoffnungen nicht so recht eingestanden. Mir war nicht klar gewesen, wie viel ich doch erwartet hatte …
Egal. Ich war eine dumme Gans und muss so schnell wie möglich hier verschwinden.
»Tut mir leid.« Ich hole tief Luft und bringe irgendwie ein Lächeln zustande. »Tut mir leid. Ich bin etwas gestresst. Bestimmt wegen der Hochzeit. Ist alles okay. Hören Sie, vielen Dank, dass Sie mir Ihr Handy geliehen haben. Es war nett, Sie kennenzulernen, und ich hoffe, Sie werden sehr glücklich. Mit oder ohne Willow.« Meine Hände zittern, als ich meine Tasche nehme. »Also, äh … hoffentlich geht die Sache mit Sir Nicholas gut aus. Ich werde es sicher in der Zeitung lesen … Keine Sorge, ich finde den Weg hinaus …« Ich kann ihm kaum in die Augen sehen und gehe zur Tür.
Sam scheint gar nicht zu wissen, wie ihm geschieht. »Poppy, bitte gehen Sie nicht … so. Bitte.«
»Ich gehe gar nicht irgendwie !«, sage ich heiter. »Wirklich. Ich bin nur schwer beschäftigt. Ich muss eine Hochzeit absagen, ein paar Leuten Herzinfarkte bescheren …«
»Warten Sie! Poppy …« Sam klingt so verzweifelt, dass ich stehen bleibe und mich umdrehe. »Ich wollte nur sagen … vielen Dank.«
Mit seinen dunklen Augen sieht er mich an und dringt durch meinen stachligen Schutzpanzer.
»Ebenfalls.« Ich nicke, habe einen Kloß im Hals. »Danke.«
Ich hebe eine Hand zum letzten Gruß und marschiere den Flur entlang. Erhobenen Hauptes. Geh weiter. Dreh dich nicht um.
Als ich auf der Straße stehe, sind meine Wangen nass von Tränen, und in mir brodelt es – obwohl ich gar nicht sagen kann, auf wen ich am wütendsten bin. Vielleicht auf mich selbst.
Aber es gibt eine Möglichkeit, mich auf andere Gedanken zu bringen. Eine halbe Stunde später war ich in einem Telefonladen, habe den teuersten verfügbaren Vertrag unterzeichnet und bin mit meinem smarten iPhone auf dem neuesten Stand der Technik. Sam meinte ja: »Der Preis spielt keine Rolle« – ich habe ihn beim Wort genommen.
Und jetzt muss ich es taufen. Draußen vor dem Laden stehe ich auf einem großen gepflasterten Platz etwas abseits vom Verkehr. Ich wähle Magnus’ Nummer und nicke zufrieden, als ich direkt bei der Mailbox lande. Genau das wollte ich.
»Okay, du Mistkerl .« Ich färbe das Wort so giftig ein, wie es mir möglich ist. »Ich habe mit Lucinda gesprochen. Ich weiß alles. Ich weiß, dass du mit ihr geschlafen hast. Ich weiß, dass du ihr einen Heiratsantrag gemacht hast. Ich weiß, dass der Ring schon die Runde gemacht hat. Ich weiß, dass du ein verdammter Lügner bist, und nur damit du es weißt … die Hochzeit ist abgesagt. Hast du mich gehört? Abgesagt. Ich hoffe, du findest eine andere Verwendung für deinen Cutaway. Und dein Leben. Wir sehen uns, Magnus. Nie wieder .«
Es gibt Momente im Leben, für die das Magnum-Eis mit der weißen Schokolade erfunden wurde, und das ist nun so einer. 96
Den Telefonaten bin ich noch nicht gewachsen. Ich kann es dem Pfarrer, meinen Brüdern, meinen Freunden noch nicht erzählen. Ich bin einfach zu erledigt. Ich muss erst wieder Kräfte sammeln. Und als ich dann zu Hause ankomme, habe ich einen Plan.
Heute Abend: Trost- DVD s gucken, Magnums essen, viel weinen. Haarkur.
Weitere Kostenlose Bücher