Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
vorzufühlen. Jetzt antwortet er mir. Um Mitternacht. Was will er mir sagen? Mit zitternden Fingern spiele ich in Gedanken die wildesten Möglichkeiten durch und klicke die Nachricht an.
»Poppy?« Magnus klingt etwas gekränkt. »Süße? Könnten wir hier kurz bei der Sache bleiben?«
Sam hat sich sehr über Ihre Mail gefreut. Sobald er kann, wird er sich bei Ihnen melden. Bis dahin vielen Dank für Ihr Interesse.
Ich spüre einen Stich der Demütigung, als ich die Worte lese. Die Mauer-Mail. Er hat seiner Assistentin gesagt, sie soll mir die Mauer-Mail schicken.
Plötzlich sehe ich ihn vor mir, damals in diesem Restaurant: Man braucht eine Mail, um die Leute abzubügeln … Die sind auch ganz praktisch, um sich unerwünschter Annäherungsversuche zu erwehren. Klarer hätte er sich eigentlich nicht ausdrücken können, oder?
Ich spüre mehr als nur einen kleinen Stich in meiner Brust – jetzt ist daraus ein bohrender Schmerz geworden. Ich war so dumm. Was habe ich mir nur gedacht? Magnus hat sich wenigstens nicht vorgemacht, dass die Sache mit Lucinda mehr als nur eine flüchtige Affäre war. In gewisser Weise war er mir sogar treuer als ich ihm. Ich meine, wenn Magnus nur die Hälfte von dem wüsste, was in den letzten paar Tagen los war …
»Poppy?« Magnus betrachtet mich. »Schlechte Nachricht?«
»Nein.« Ich werfe das Handy aufs Sofa und bringe irgendwie ein strahlendes Lächeln zustande. »Du hast recht. Wir machen alle dumme Fehler. Wir lassen uns alle mal hinreißen. Wir werden alle hin und wieder von Vorstellungen angelockt, die nicht … die nicht real sind. Entscheidend aber ist …« Da geht mir die Luft aus.
»Ja?«, sagt Magnus sanft.
»Entscheidend ist … Du hast mir einen Ring gekauft. Und zwar selbst.«
Als ich die Worte ausspreche, scheinen meine Gedanken zueinanderzufinden und eine gewisse Form anzunehmen. Alle meine Illusionen fallen von mir ab. Das ist die Realität, direkt hier vor meinen Augen. Ich weiß jetzt, was ich will. Ich nehme den Ring aus der Schachtel und betrachte ihn einen Moment, wobei das Blut in meinem Kopf hämmert. »Du hast ihn selbst für mich ausgesucht. Und ich finde ihn traumhaft. Und, Magnus … ja.«
Ich sehe Magnus offen in die Augen, interessiere mich plötzlich überhaupt nicht mehr für Sam, will mein Leben anschieben, weg von hier, auf zu neuen Ufern.
»Ja?« Er sieht mich an, als wäre er nicht sicher, was er da hört.
»Ja.« Ich nicke.
Schweigend nimmt Magnus den Ring. Dann nimmt er meine linke Hand und steckt ihn auf meinen Ringfinger.
Ich kann es kaum glauben. Ich werde heiraten.
95 Dichterische Freiheit.
96 Nicht einmal der Umstand, dass der Produktname mich an genau den Menschen erinnert, den ich vergessen möchte, kann mich vom Gegenteil überzeugen.
97 Ich kann ebenso gut an meinem Schönheitsplan festhalten.
98 Was – wie sich herausstellt – auf die meisten meiner DVD s zutrifft.
99 Ein Meer der Tränen.
100 Ein Ozean der Tränen.
101 Was für ein Film fängt denn damit an, dass ein Mutterfisch mit allen seinen kleinen leuchtenden Eiern von einem Hai gefressen wird? Der soll doch angeblich für Kinder sein.
102 Wohlgemerkt: Sollte es nicht sowieso unerheblich sein, wie ich aussehe?
103 Denn die habe ich alle aufgegessen.
SECHZEHN
M agnus ist nicht abergläubisch. Da ist er genau wie sein Vater. Obwohl heute also unser Hochzeitstag ist und obwohl jeder weiß, dass es Unglück bringt, ist er gestern Abend bei mir geblieben. Als ich sagte, er soll bei seinen Eltern übernachten, fing er an zu schmollen und meinte, so albern könnte ich doch wohl nicht sein und wieso er für eine Nacht sein Zeug zusammenpacken sollte. Dann fügte er hinzu, Menschen, die an so was glaubten, seien in seinen Augen …
Was der Moment war, in dem er sich bremste. Aber ich weiß, er wollte sagen »geistig eher minderbemittelt«. Gut, dass er nicht weitergesprochen hat, weil es sonst bestimmt einen Riesenkrach gegeben hätte. Entsprechend bin ich ihm gegenüber immer noch etwas kratzbürstig. Was an unserem Hochzeitstag nicht gerade ideal ist. Eigentlich sollten meine Augen leuchten. Ich sollte nicht alle fünf Minuten aus der Küche kommen und sagen: »Und noch was, was du immer machst …«
Ich weiß genau, wieso diese Tradition eingeführt wurde, dass man die Nacht vor der Hochzeit nicht zusammen verbringen soll. Es hat nichts mit Romantik oder Sex oder Keuschheit zu tun, sondern damit, dass man sich nicht im letzten Moment zerstreitet und
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