unterlaufen ist …« Er reicht mir die Hände, in seinen Augen spiegelt sich das bunte Licht vom Fernseher. »Ich bin nur menschlich, Poppy. Ich bin ein schwacher, mit Makeln behafteter Mensch.«
»Ich will keinen perfekten Mann«, schnauze ich ihn an. »Ich will einen Mann, der nicht mit meiner Hochzeitsplanerin ins Bett geht.«
»Leider kann man sich seinen Makel nicht aussuchen. Und ich habe meine Schwäche schon oft genug bereut.«
Wie bringt er es fertig, so edel zu klingen, als wäre er hier das Opfer?
»Ach du Ärmster.« Ich mache Findet Nemo noch lauter, doch zu meiner Überraschung nimmt mir Magnus die Fernbedienung weg und stellt die Kiste ab. In der plötzlichen Stille blinzle ich ihn an.
»Poppy, das kann doch nicht dein Ernst sein. Du kannst nicht alles absagen wegen einer winzig kleinen …«
»Es ist nicht nur das.« Ich spüre einen tiefen, brennenden Schmerz in meiner Brust. »Du hast mir nie von deinen anderen Verlobten erzählt. Du hast mir nie erzählt, dass du Lucinda einen Heiratsantrag gemacht hast. Ich dachte, dieser Ring wäre was Besonderes. Ich habe ihn übrigens deiner Mum gegeben.«
»Ja, ich habe anderen Mädchen Anträge gemacht«, sagt er langsam. »Aber ich weiß überhaupt nicht mehr, wieso.«
»Weil du sie geliebt hast?«
»Nein«, sagt er plötzlich vehement. »Habe ich nicht. Ich war verrückt. Poppy, du und ich … wir sind anders. Wir könnten es schaffen. Ich weiß es genau. Wir müssen nur diese Hochzeit hinter uns bringen …«
» Hinter uns bringen?«
»So habe ich es nicht gemeint.« Ungeduldig schnauft er auf. »Hör mal, komm schon, Poppy. Alles steht bereit für die Hochzeit. Es ist alles arrangiert. Es geht nicht darum, was mit Lucinda passiert ist – es geht um dich und mich. Wir können es schaffen. Ich will es schaffen. Ich will es wirklich.« Er spricht mit solcher Inbrunst, dass ich ihn überrascht anstarre.
»Magnus …«
»Kann dich das hier umstimmen?« Zu meiner Überraschung sinkt er neben dem Sofa auf die Knie und greift in seine Tasche. Sprachlos sehe ich ihm dabei zu, wie er eine kleine Schmuckschachtel öffnet. Darin befindet sich ein fein geflochtener Goldring, auf dem ein kleiner Diamant sitzt.
»Wo … wo kommt der denn her?« Fast fehlen mir die Worte.
»Hab ich in Brügge für dich gekauft.« Er räuspert sich, als wäre es ihm peinlich, es zuzugeben. »Ich bin heute Morgen durch die Straßen gelaufen. Als ich ihn im Schaufenster sah, musste ich an dich denken.«
Ich kann es nicht fassen. Magnus hat mir einen Ring gekauft. Nur für mich. Ich höre noch Wandas Stimme: Wenn er sich wirklich zu jemandem bekennen will, wird er selbst einen Ring wählen. Er wird ihn sorgfältig aussuchen. Darüber nachdenken.
Aber ich kann mich immer noch nicht entspannen.
»Wieso hast du diesen Ring ausgesucht?«, frage ich. »Wieso hat er dich an mich erinnert?«
»Das geflochtene Gold.« Er lächelt unerschrocken. »Es hat mich an dein Haar erinnert. Nur die Farbe natürlich nicht«, räumt er eilig ein. »Der Glanz.«
Das war eine gute Antwort. Ziemlich romantisch. Ich blicke auf, und er sieht mich mit hoffnungsvollem, schiefem Lächeln an.
O Gott. Wenn Magnus süß und hündchenmäßig ist, kann ich ihm kaum widerstehen.
Die Gedanken fliegen nur so in meinem Kopf herum. Er hat also einen Fehler gemacht. Einen sehr, sehr großen Fehler. Will ich deswegen alles verlieren? Bin ich denn selbst perfekt? Hand aufs Herz: Vor vierundzwanzig Stunden stand ich irgendwo im Wald, in den Armen eines anderen Mannes.
Der Gedanke an Sam versetzt mir einen Stich, und ich schüttle mich innerlich. Vergiss es. Denk nicht daran. Die Situation hat mich mitgerissen. Vielleicht war es bei Magnus genauso.
»Was meinst du?« Magnus mustert mich gespannt.
»Ich finde ihn traumhaft«, flüstere ich. »Himmlisch.«
»Ich weiß.« Er nickt. »Er ist etwas ganz Besonderes. Wie du. Und ich möchte, dass du ihn trägst. Also, Poppy …« Er legt seine warme Hand auf meine. »Liebste Poppy … willst du?«
»O Gott, Magnus«, sage ich hilflos. »Ich weiß nicht …« Mein neues iPhone blinkt mit Nachrichten, und ich nehme es, um Zeit zu schinden. Da ist eine ganz neue Nachricht von
[email protected] .
Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Ich habe Sam heute Nachmittag meine neue Nummer geschickt, nur damit er sie hat. Und im letzten Moment habe ich noch hinzugefügt: »Das mit heute Nachmittag tut mir leid«, mit ein paar Küsschen. Nur um mal