Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
macht?«
»Ich bin eben nett !«, schnauze ich ihn an.
»Das ist nicht nett«, sagt er entschlossen. »Das ist albern. Es geht um eine Geschäftsbeziehung. Geben Sie sich geschäftlich.«
»Ich liebe meinen Friseur!«, sage ich empört. Ich nehme einen Löffel Suppe, ohne zu bedenken, wie ekelhaft sie schmeckt, und unterdrücke ein Schaudern.
Sam scrollt immer noch durch meine Nachrichten, als hätte er alles Recht dazu. Ich hätte ihm dieses Handy niemals überlassen sollen. Ich hätte selbst alles löschen sollen.
»Wer ist Lucinda?«
»Meine Hochzeitsplanerin«, antworte ich widerwillig.
»Das dachte ich mir schon. Sollte die nicht für Sie arbeiten? Was soll der ganze Scheiß, den sie bei Ihnen ablädt?«
Einen Moment bin ich zu entrüstet, um antworten zu können. Ich schmiere Butter auf mein Brötchen, dann lege ich es weg, ohne abzubeißen.
»Sie arbeitet auch für mich«, sage ich schließlich und weiche seinem Blick aus. »Ich meine, natürlich helfe ich ein bisschen aus, wenn sie mich braucht …«
»Sie haben die Autos angemietet.« Er zählt alles an den Fingern ab, fassungslos. »Sie haben das Konfetti besorgt, die Knopflochsträußchen, den Organisten …«
Ich spüre, wie mir die Schamesröte ins Gesicht steigt. Ich weiß, ich habe am Ende mehr für Lucinda getan als beabsichtigt. Doch das werde ich ihm gegenüber nicht zugeben.
»Ich wollte das! Es war okay.«
»Und wenn Sie mich fragen, hat diese Frau einen ziemlichen Kommandoton am Leib.«
»Das ist so ihre Art. Es macht mir nichts …« Ich versuche, ihn davon abzubringen, aber er bleibt erbarmungslos.
»Wieso sagen Sie ihr nicht offen ins Gesicht: ›Du arbeitest für mich. Deine herablassende Art kannst du dir sparen.‹?«
»So einfach ist das nicht, okay?« Ich gerate in die Defensive. »Sie ist nicht nur Hochzeitsplanerin. Sie ist eine alte Freundin der Familie Tavish.«
»Der Familie Tavish?« Er schüttelt den Kopf, als würde ihm der Name nichts sagen.
»Meine zukünftigen Schwiegereltern! Die Familie Tavish! Professor Antony Tavish? Professor Wanda Brook-Tavish? Ihre Eltern sind gute Freunde der Tavishes, und Lucinda ist Teil dieser ganzen Welt, und sie gehört irgendwie dazu, und ich kann nicht einfach …« Ich stocke und kratze mich an der Nase. Ich bin mir nicht mehr sicher, worauf ich damit hinauswollte.
Sam nimmt einen Löffel, beugt sich vor, probiert etwas von meiner Suppe und rümpft die Nase.
»Eiskalt. Dachte ich mir. Lassen Sie sie zurückgehen.«
»Nein, wirklich …« Unwillkürlich lächle ich ihn an. »Das macht doch nichts.«
»Macht es wohl. Lassen Sie sie zurückgehen.«
»Nein! Hören Sie … Es macht mir nichts aus. Ich habe sowieso keinen Hunger mehr.«
Sam sieht mich an, schüttelt den Kopf. »Sie sind eine echte Überraschung, wissen Sie das? Das ist eine echte Überraschung.« Er tippt an das Handy.
»Was?«
»Für jemanden, der äußerlich so beherzt wirkt, sind Sie ziemlich unsicher.«
»Bin ich nicht!«, erwidere ich aufgebracht.
»Nicht unsicher? Oder nicht beherzt?«
»Ich …« Ich bin zu verwirrt, um antworten zu können. »Keine Ahnung. Hören Sie auf. Lassen Sie mich in Ruhe.«
»Sie sprechen von den Tavishes wie von Göttern …«
»Ja, natürlich tue ich das! Sie spielen in einer anderen Liga …«
Mitten im Satz unterbricht mich eine männliche Stimme.
»Sam! Mein Lieblingskollege!« Es ist Justin, der Sam auf die Schulter klopft. Er trägt einen schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte und dunkler Brille. Er sieht aus wie einer von den Men in Black . »Wieder mal Steak-Baguette?«
»Du kennst mich einfach zu gut.« Sam steht auf und tippt einen Kellner an, der gerade vorbeiläuft. »Verzeihung, könnten wir eine neue Suppe für meine Begleitung bekommen? Die hier ist kalt. Hast du Poppy neulich Abend kennengelernt? Poppy, Justin Cole.«
» Enchanté. « Justin nickt mir zu, und ich wittere eine Wolke von Fahrenheit -Aftershave.
»Hi.« Ich bringe ein höfliches Lächeln zustande, bin aber innerlich immer noch viel zu aufgewühlt. Ich muss Sam klarmachen, wie falsch er liegt. Mit allem.
»Wie war das Meeting bei P & G?«, sagt Sam zu Justin.
»Gut! Sehr gut! Nur dass sie dich im Team natürlich vermissen, Sam.« Tadelnd erhebt er den Zeigefinger.
»Bestimmt nicht.«
»Wissen Sie, dass dieser Mann der Star unserer Firma ist?«, sagt Justin an mich gewandt und deutet dabei auf Sam. »Sir Nicholas’ Thronfolger. ›Eines Tages, mein Junge, wird das alles dir
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