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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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gehören!‹«
    »Das ist doch völliger Quatsch«, sagt Sam freundlich.
    »Selbstverständlich.«
    Einen Moment schweigen beide. Sie lächeln sich an, aber sie sehen eher aus wie Tiere, die die Zähne fletschen.
    »Wir sehen uns«, sagt Justin schließlich. »Bist du heute Abend auf der Tagung?«
    »Eher morgen«, antwortet Sam. »Hab hier noch einiges aufzuholen.«
    »Auch gut. Na, dann trinken wir heute Abend auf dein Wohl.« Justin hebt seine Hand zum Gruß, dann geht er.
    »Tut mir leid«, sagt Sam, als er sich wieder setzt. »Dieses Restaurant ist zur Mittagszeit unmöglich. Aber es ist das einzige in der Nähe, das irgendwas taugt.«
    Dieser Justin hat mich aus meinen aufwühlenden Gedanken gerissen. Er ist echt ein Arsch.
    »Wissen Sie, ich habe gehört, wie dieser Justin gestern Abend über Sie gesprochen hat«, sage ich ganz leise und beuge mich über den Tisch. »Er hat Sie einen ›Querpisser‹ genannt.«
    Sam wirft seinen Kopf in den Nacken und lacht laut auf. »Das kann ich mir vorstellen.«
    Ein frischer Teller Kürbis-Walnuss-Suppe erscheint vor mir, dampfend heiß, und plötzlich habe ich einen Bärenhunger.
    »Danke, dass Sie das für mich getan haben«, sage ich betreten zu Sam.
    »Es war mir ein Vergnügen.« Er neigt den Kopf. » Bon appétit .«
    »Und wieso hat er Sie einen Querpisser genannt?« Ich nehme einen Löffel Suppe.
    »Ach, wir sind uns grundsätzlich uneins, wie die Firma zu führen ist«, sagt er unbekümmert. »Mein Lager hat kürzlich einen Sieg davongetragen, also ist sein Lager sauer.«
    Lager? Sieg? Sind die alle im permanenten Kriegszustand?
    »Und was war los?«
    Mein Gott, schmeckt diese Suppe gut. Ich schaufle sie in mich hinein, als hätte ich seit Wochen nichts gegessen.
    »Interessiert es Sie wirklich?« Das scheint ihn zu amüsieren.
    »Ja! Natürlich!«
    »Ein Mitarbeiter hat die Firma verlassen. Was gut war, meiner Meinung nach. Aber Justin sah das etwas anders.« Er beißt vom Baguette ab und greift nach seinem Wasser.
    Das war’s? Mehr will er mir nicht erzählen? Ein Mitarbeiter hat die Firma verlassen?
    »Sie meinen John Gregson?« Plötzlich fällt mir meine Google-Suche ein.
    »Bitte?« Er macht ein verblüfftes Gesicht. »Woher wissen Sie von John Gregson?«
    » Daily Mail Online .« Ich rolle mit den Augen. Was glaubt er denn? Dass er in seiner geheimen Privatblase agiert?
    »Oh. Verstehe.« Sam scheint das zu verdauen. »Also … nein. Das war was anderes.«
    »Wer war es denn diesmal? Kommen Sie«, rede ich ihm gut zu, als er zögert. »Sie können es mir ruhig erzählen. Sie wissen doch, wie gut ich mit Sir Nicholas befreundet bin. Wir plaudern im Savoy. Wir sind so miteinander.« Ich kreuze meine Finger, und widerwillig schnaubt Sam ein Lachen hervor.
    »Okay. Ich denke, es ist wohl kein großes Geheimnis.« Er zögert und fährt mit leiser Stimme fort: »Es ging um einen Mann namens Ed Exton. Leiter der Finanzabteilung. Er musste gehen, als sich herausstellte, dass er die Firma schon eine Weile betrogen hatte. Nick wollte keine Anzeige erstatten, aber das war ein großer Fehler. Jetzt verklagt uns Ed auf rechtswidrige Entlassung.«
    »Ja!« Fast quieke ich. »Ich wusste es! Und deshalb hatte er im Groucho auch Schlagseite.«
    Wieder stößt Sam so ein kurzes, ungläubiges Lachen hervor. »Sie wissen es schon. Das war wohl zu erwarten.«
    »Und … Justin war sauer, als Ed gefeuert wurde?« Ich versuche, die Zusammenhänge zu durchschauen.
    »Justin wollte, dass Ed das Ruder als Hauptgeschäftsführer übernimmt, um selbst dessen rechte Hand zu werden«, sagt Sam. »Man könnte also sagen, dass er ziemlich sauer war.«
    » Hauptgeschäftsführer ?«, sage ich erstaunt. »Aber … was ist mit Sir Nicholas?«
    »Oh, sie hätten Nick verdrängt, wenn sie genügend Unterstützung gefunden hätten«, sagt Sam nüchtern. »Es gibt in der Firma eine Fraktion, die eher daran interessiert ist, kurzfristige Profite abzuschöpfen und sich bei Paul Smith einzukleiden als alles andere. Nick geht es um langfristige Ziele. Das kommt nicht immer gut an.«
    Ich löffle den Rest meiner Suppe aus, verdaue das alles. Ehrlich, Bürointrigen sind immer so was von kompliziert. Wie kriegt da überhaupt mal jemand seine Arbeit geschafft? Mir reicht es schon, wenn Annalise mal wieder einen ihrer Anfälle hat und wissen will, wer jetzt dran ist, Kaffee zu holen, und wir von dem ganzen Theater so abgelenkt werden, dass wir glatt vergessen, etwas in die Patientenakten

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