Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
Wasser und gehe dem Thema aus dem Weg. Ich drehe und wende das Handy in meiner Hand, will es nicht hergeben. Ich habe mich daran gewöhnt. Ich mag, wie es sich anfühlt. Ich habe mich sogar daran gewöhnt, meine Eingangsbox mit jemandem zu teilen.
»Und was passiert jetzt damit?« Schließlich blicke ich auf. »Mit dem Telefon, meine ich.«
»Jane wird alles, was von Bedeutung ist, auf ihren Account übertragen. Dann werden alle Daten gelöscht.«
»Ach so. Natürlich.«
Die Vorstellung, dass alle meine Nachrichten gelöscht werden, lässt mich fast aufheulen. Aber ich kann daran nichts ändern. Das war der Deal. Es war nur eine Leihgabe. Wie er schon sagte: Es ist nicht mein Handy.
Ich lege es wieder hin, etwa zwei Daumenbreit vor meinen Suppenteller.
»Ich schicke Ihnen meine neue Nummer, sobald ich sie habe«, sage ich. »Falls ich irgendwelche Mails oder Nachrichten bekommen sollte …«
»Werde ich sie weiterleiten.« Er nickt. »Oder besser: Meine neue Assistentin wird es tun.«
»Wann fängt sie an?«
»Morgen.«
»Großartig!« Ich lächle ein wenig matt und nehme einen Löffel Suppe, die tatsächlich eher lau als warm ist.
»Lizzy ist ein Schatz«, sagt er begeistert. »Sie hat wirklich was im Kopf.« Er macht sich über den grünen Salat her. »Aber da wir schon mal hier sind, müssen Sie mir was erzählen. Was war der Deal mit Lindsay? Was zum Teufel haben Sie ihr geschrieben?«
»Ach das.« Vor Scham wird mir ganz warm. »Ich glaube, sie hat die Situation missverstanden, weil … na ja. Es war eigentlich gar nichts los. Ich habe ihr nur gratuliert und dann ein paar Küsschen daruntergesetzt. Am Ende der Mail.«
Sam legt seine Gabel weg. »Sie haben unter eine meiner Mails Küsschen gesetzt? Unter eine Geschäftsmail?« Das scheint ihn mehr zu treffen als alles andere.
»Ich wollte es nicht!«, sage ich geknickt. »Die sind mir so rausgerutscht. Ich setze immer Küsschen unter meine Mails. Das ist nett.«
»Oh. Verstehe.« Er blickt zum Himmel auf. »Sie sind auch so eine.«
»Auch so eine? Es ist nicht lächerlich«, erwidere ich. »Es ist einfach nur nett gemeint.«
»Lassen Sie mich mal sehen.« Er greift nach dem Telefon.
»Halt, stopp!«, sage ich entsetzt. »Was haben Sie vor?«
Ich lange hin, doch es ist zu spät. Er hat das Handy und scrollt sich durch die Mails und Nachrichten. Während er liest, zieht er eine Augenbraue hoch, dann lacht er plötzlich auf.
»Was sehen Sie sich an?« Ich versuche, frostig zu klingen. »Sie sollten meine Privatsphäre respektieren.«
Er ignoriert mich einfach. Weiß er denn nicht, was Privatsphäre ist? Was liest er eigentlich? Es könnte alles sein.
Ich nehme noch einen Löffel Suppe, aber die ist so kalt, dass ich sie nicht mehr mag. Als ich aufblicke, liest er immer noch begeistert meine Nachrichten. Es ist schrecklich. Er wühlt in meiner Unterwäscheschublade herum.
»Jetzt wissen Sie, wie es ist, wenn jemand Ihre E-Mails kritisiert«, sagt er und sieht mich an.
»Da gibt es nichts zu kritisieren«, sage ich etwas hochmütig. »Im Gegensatz zu Ihnen bin ich höflich und charmant und fertige andere Menschen nicht mit zwei Worten ab.«
»Sie nennen es charmant. Ich nenne es anders.«
»Meinetwegen.« Ich rolle mit den Augen. Selbstverständlich wird er niemals zugeben, dass ich ein überlegenes Kommunikationstalent besitze.
Sam liest eine andere Mail, schüttelt den Kopf, dann blickt er auf und betrachtet mich schweigend.
»Was?«, sage ich gereizt. »Was ist?«
»Haben Sie solche Angst, dass die Leute Sie nicht mögen könnten?«
»Was?« Ich starre ihn an, weiß nicht, wie ich reagieren soll. »Was reden Sie da?«
Er deutet auf das Telefon. »Ihre Mails sind ein einziger Aufschrei. ›Kuss, Kuss, kuschel, kuschel, bitte mögt mich, bitte mögt mich!‹«
» Was ?« Ich fühle mich, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. »Das ist absoluter … Schwachsinn.«
»Nehmen Sie die hier. ›Hi, Sue! Könnte ich die Beratung für meine Hochzeitsfrisur auf einen späteren Termin verlegen, so gegen 17:00 Uhr? Bei Louis? Geben Sie mir Bescheid. Falls es nicht klappt, keine Sorge. Vielen Dank! Ich weiß es wirklich zu schätzen! Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Liebe Grüße von Poppy, Kuss, Kuss, Kuss, Kuss, Kuss, Kuss, Kuss.‹ Wer ist Sue? Ihre beste, älteste Freundin?«
»Sie macht die Termine bei meinem Friseur.« Wütend funkle ich ihn an.
»Und sie erntet Dank und Anerkennung und Trillionen Küsschen, nur weil sie ihren Job
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