Kein Leben ohne Hund
Mensch?
Selbst wenn der Hund die Augen schließt: beim Dösen »sieht« er die Welt mit seiner Nase – es sind Geruchssphären, die er wittert. Jeder Gegenstand ist eine Art Geruchwolke für den Hund. Die Umgebung besteht aus duftenden, schwitzenden und stinkenden 3-D-Wolken. Sie können Bomben riechen und menschliche Fußspuren sogar noch nach fünf Tagen. Sie können auch Krebs und andere Krankheiten erschnüffeln.
Es sind Urinstinkte der Wölfe, die Hunde kilometerweit riechen lassen. Ihre Schnauze hat circa 250 Millionen Riechzellen – wir Menschen nur circa fünf Millionen. Je nach Substanz riechen Hunde 100 Mal besser als wir oder sogar eine Million Mal feiner.
Unser Hund verlor zuerst das Augenlicht, dann das Gehör und noch am Todestag roch er das frische Tatarhack im Kühlschrank.
Warum hören Hunde zehn Mal besser als wir?
Sie hören, was wir nicht mehr hören: hohe Töne mit Ultraschall-Schwingungen bis zu 100 000 Mal pro Sekunde. Grund: Jagd auf Kleintiere. Sie haben Ohren wie Indianer. Deshalb hören sie auch stumme Pfeifen. Deshalb hören sie auch die Vibrationen von Autos, bevor wir sie sehen.
Unser Hund spitzte die Ohren 100 Mal am Tag – weil er mehr empfand als wir.
Wir denken, dass wir etwas hören. Der Hund hört, ohne zu denken.
Haben Hunde einen übersinnlichen sechsten Sinn?
Ja, ich glaube das. Sie spüren mehr als wir. Das ist so.
Ruby wusste immer, wenn ich nach Hause komme. Sie wartete auf mich – zehn Minuten bevor ich bremste. Eine innere Uhr? Ein Ritual, weil ich ja irgendwann vor 20 Uhr heimkommen musste? Ein Gespür wie für die Tagesschau?
Vielleicht. Vielleicht nicht.
Ich weiß, dass ich wenig weiß über fremde Hunde – aber alles über einen Hund – meinen Hund.
Ein Psychiater entschlüsselt das Rätsel Hund
Mein Vater war Landarzt und Jäger. Wir hatten immer Hunde, aber es waren ferne Jagdhunde, die weit weg beim Jagdaufseher im Zwinger lebten. Sie waren selten bei uns zu Hause. Nur manchmal, wenn Papa von der Jagd kam, schnüffelten sie durchs Haus. Es waren abgerichtete Hunde, vor denen man Achtung hatte. Stark. Groß. Ruhelos. An der Leine zerrend. Hunde für das wilde Leben. Ihre Namen habe ich vergessen. Es waren keine Babys, sondern fast Waffen, Werkzeuge der Jagd. Sie wurden nicht vermenschlicht. Sie schliefen draußen in der Kälte. Es war eine andere Zeit.
Der Hund ist der perfekte Mensch: Sein Schwanz wedelt immer – ob es regnet oder Aktien fallen.
Wir können unseren Hund, den Vierbeiner, nur verstehen, wenn wir uns, den Zweibeiner, verstehen.
Immer, wenn ich etwas nicht verstehe, rufe ich meinen großen, alten Bruder an. Er lebt unter einer bayerischen Burg an einer steinernen Brücke ohne Computer – aber mit 5000 Büchern.
Er ist ein Universalgelehrter, Hirnforscher und Psychiater außer Diensten.
Er entschlüsselt für mich das Rätsel Hund.
Zehn Fragen, zehn Weisheiten.
1. Sind wir der Hund, in den wir blicken?
Lautes Lachen des Wissenden:
»Wir sind immer das, was wir denken. Der Hund ist der Spiegel unserer Wünsche.«
2. Kann ein Hund denken, fühlen und lieben?
»Natürlich. Der Hund erfühlt und erfüllt unsere Wunschvorstellungen.«
3. Ist ein Hund der beste Freund, den man sich kaufen kann?
»Ja, ein Hund ist der ideale Freund, weil kein Freund ideal ist. Wir erwarten von Menschen sehr viel – vom Hund eher weniger. Menschen enttäuschen uns, das ist menschlich. Hunde haben keine menschlichen Fehler, sie sind tierisch treu und geprägt von der Liebe zum Menschen.«
4. Warum sind Hund und Mensch das ideale Paar?
»Sie sind wie zwei Schiffe, die nebeneinander durchs Leben segeln. Jeder denkt anders, aber ihr Ziel ist dasselbe: zusammenbleiben. Der Mensch lenkt, der Hund schwänzelt. Vermutlich hat der Urhund, ein zutraulicher Wolf, sich den Menschen als Lebenspartner ausgesucht – zum Überleben. Für den Hund ist sein Mensch eine Art Gott. Und wann ist man das schon mal? Der Hund ist ein menschliches Echo.«
5. Warum macht ein Hund glücklich?
»Weil er seinem Menschen glückliche Zeit schenkt: Zuneigung, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit, Bedeutung. Ein Hund schenkt uns unmittelbares Leben, ohne Hintergedanken, ohne Sorgen von gestern, ohne Angst vorm Morgen. Ein Hund lebt im Hier und Jetzt und Gleich und in der Natur. Ein Hund verschiebt das Leben nicht. Ein Hund lebt – oder schläft. Oder er schleppt seinen Menschen raus aus dem Haus. Menschen mit Hunden leben gesünder, ausgeglichener und länger. Ein Mensch, auf
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