Kein Lebenszeichen
Ford sah erst den Ghost, dann McGuane an. »Scheren Sie sich zum Teufel«, fauchte er.
Der Ghost wandte sich McGuane zu, zog eine Augenbraue hoch und sagte lächelnd: »Tapfer.«
»John …«
Doch der Ghost beachtete ihn nicht. Er schlug Ford das Eisen ins Gesicht. Blut spritzte durchs Zimmer. Ford kippte
nach hinten und blieb reglos liegen. Der Ghost zielte auf sein Knie.
McGuane fragte: »Ist er noch bei Bewusstsein?«
Der Ghost hielt inne. Er beugte sich hinunter. »Ja«, berichtete er, »aber sein Atem geht unregelmäßig.« Er erhob sich wieder. »Noch ein Schlag und Mr Ford sagt womöglich für immer gute Nacht.«
McGuane überlegte. »Mr Ford?«
Ford blickte auf.
»Wo ist er?«, fragte McGuane noch einmal.
Diesmal schüttelte Ford nur den Kopf.
McGuane ging zum Überwachungsmonitor. Er drehte ihn so, dass Ford das Bild sehen konnte. Cromwell saß mit übergeschlagenen Beinen im Wartezimmer und schlürfte seinen Kaffee.
Der Ghost deutete auf den Monitor. »Schöne Schuhe. Sind das Allen-Edmonds?«
Ford versuchte, sich aufzurichten. Er bekam die Hände unter den Körper, versuchte, sich hochzustemmen, und fiel zurück.
»Wie alt ist er?«, fragte McGuane.
Ford antwortete nicht.
Der Ghost hob die Eisenstange. »Er hat gefragt …«
»Neunundzwanzig.«
»Verheiratet?«
Ford nickte.
»Kinder?«
»Zwei Jungs.«
McGuane betrachtete den Monitor noch etwas. »Du hast Recht, John. Das sind wirklich schöne Schuhe.« Er wandte sich an Ford. »Wenn Sie mir nicht erzählen, wo Ken ist, stirbt er.«
Vorsichtig senkte der Ghost den Schlagstock. Er griff in die Tasche und zog die Thug-Garrotte heraus. Der Griff war aus Mahagoni.
Er war zwanzig Zentimeter lang und maß fünf Zentimeter im Durchmesser. Der Querschnitt war achteckig. Es waren tiefe Rillen hineingeschnitten, damit man ihn besser greifen konnte. Eine geflochtene Schnur lief von einem Ende zum anderen. Sie war aus Pferdehaar.
»Er hat nichts damit zu tun«, sagte Ford.
»Hören Sie mir gut zu«, sagte McGuane. »Ich sage das nur ein einziges Mal.«
Ford wartete.
»Wir bluffen nie«, sagte McGuane.
Der Ghost lächelte. McGuane wartete einen Moment und sah Ford an. Dann drückte er auf den Knopf der Gegensprechanlage. Der Rezeptionist meldete sich.
»Ja, Mr McGuane?«
»Schicken Sie Mr Cromwell bitte herein.«
»Ja, Sir.«
McGuane und der Ghost sahen auf dem Überwachungsmonitor zu, wie ein muskulöser Wachmann an die Tür des Wartezimmers trat und Cromwell zu sich winkte. Der stellte den Kaffee ab, stand auf und strich sein Jackett glatt. Dann folgte er dem Wachmann durch die Tür. Ford wandte sich an McGuane. Ihre Blicke trafen sich. Keiner blinzelte.
»Dumm von Ihnen«, sagte McGuane.
Der Ghost nahm den Holzgriff und wartete.
Der Wachmann öffnete die Tür. Lächelnd trat Raymond Cromwell ins Büro. Als er das Blut und seinen am Boden liegenden Chef sah, entgleisten seine Gesichtszüge, als hätte jemand die Muskeln kurzgeschlossen. »Was ist denn …?«
Der Ghost sprang hinter ihn und trat von dort gegen Cromwells Beine. Der schrie auf und fiel auf die Knie. Die Bewegungen des Ghost wirkten einstudiert, leicht und elegant wie ein absurdes Ballett.
Die Schnur glitt über den Kopf des jungen Mannes. Als sie ganz vor seinem Hals lag, zog der Ghost den Griff kraftvoll nach hinten und stemmte gleichzeitig das Knie in Cromwells Rückgrat. Die Schnur spannte sich über Cromwells wachsweicher Haut. Der Ghost drehte den Griff und unterbrach damit die Blutzufuhr zum Gehirn. Cromwells Augen traten aus den Höhlen. Mit den Händen griff er nach der Schnur und versuchte, sie zu lösen. Der Ghost drehte weiter.
»Aufhören!«, schrie Ford. »Ich rede.«
Doch er bekam keine Antwort.
Der Ghost ließ sein Opfer nicht aus den Augen. Cromwells Gesicht hatte einen schrecklichen Blauton angenommen.
»Ich hab gesagt …« Ford drehte sich hastig zu McGuane um. Dieser stand mit verschränkten Armen ruhig da. Die beiden Männer sahen sich an. Das leise Geräusch, das schreckliche Glucksen aus Cromwells Mund, hallte durch den Raum.
Ford flüsterte: »Bitte.«
Aber McGuane schüttelte den Kopf und wiederholte sein Statement. »Wir bluffen nie.«
Der Ghost drehte den Griff noch eine Umdrehung weiter und hielt ihn so fest.
41
Ich musste meinem Vater von dem Überwachungsvideo erzählen.
Squares setzte mich an einer Bushaltestelle in der Nähe des Meadowlands-Stadions ab. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit dem, was ich gerade gesehen hatte,
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