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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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dich nicht misshandelt.«
    »Die waren halt, wie Eltern so sind«, gab McGuane zu.
    »Ich weiß, dass dein Onkel mit der Mafia zu tun hatte. Er hat dich ins Geschäft gebracht. Aber du hättest auch anständig werden können. Warum bist du’s nicht geworden?«
    McGuane kicherte.
    »Was?«
    »Wir sind unterschiedlicher, als ich dachte.«
    »Nämlich?«
    »Dir tut’s Leid«, sagte McGuane. »Du tust es, es macht dich an, du kannst es gut. Aber du hälst dich für böse.« Unvermittelt setzte er sich auf. »Mein Gott.«
    »Was?«
    »Du bist gefährlicher, als ich dachte, John.«
    »Wieso?«
    »Du bist gar nicht wegen Ken zurückgekommen«, sagte McGuane. »Du bist wegen der Kleinen hier, oder?«
    Der Ghost nahm einen tiefen Schluck. Er zog es vor, nicht zu antworten.
    »Deine Wahlmöglichkeiten und Paralleluniversen von vorhin«, fuhr McGuane fort. »Du glaubst, wenn Ken in der Nacht gestorben wäre, wäre alles anders gekommen.«
    »Auf jeden Fall wäre es ein Paralleluniversum«, sagte der Ghost.
    »Aber womöglich kein besseres«, entgegnete McGuane. Dann hakte er nach: »Und was jetzt?«
    »Wir brauchen Will. Er ist der Einzige, der Ken anlocken kann.«
    »Er wird uns nicht helfen.«
    Der Ghost runzelte die Stirn. »Das müsstest du doch besser wissen.«

    »Sein Vater?«, fragte McGuane.
    »Nein.«
    »Seine Schwester?«
    »Die ist zu weit weg«, sagte der Ghost.
    »Aber du hast eine Idee?«
    »Überleg mal«, sagte der Ghost.
    McGuane überlegte. Und als er die Lösung erfasste, ging ein Lächeln über sein Gesicht. »Katy Miller.«

46
    Pistillo behielt mich im Auge und wartete auf meine Reaktion, nachdem er die Bombe hatte platzen lassen. Aber ich erholte mich schnell. Vielleicht fügte sich langsam doch eins zum anderen.
    »Sie haben meinen Bruder festgenommen?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben ihn in die USA ausliefern lassen?«
    »Ja.«
    »Und wieso stand nichts davon in der Zeitung?«, fragte ich.
    »Wir haben’s nicht öffentlich gemacht«, sagte Pistillo.
    »Weil Sie Angst hatten, dass McGuane dahinter kommt?«
    »In erster Linie, ja.«
    »Und weswegen sonst noch?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie wollten McGuane immer noch drankriegen«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Und mein Bruder konnte ihn immer noch ans Messer liefern.«
    »Er konnte uns helfen.«
    »Also haben Sie eine neue Abmachung getroffen.«

    »Eigentlich haben wir die alte nur wieder in Kraft gesetzt.«
    Der Nebel lichtete sich. »Und Sie haben ihn ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen?«
    Pistillo nickte. »Ursprünglich hatten wir ihn in einem Hotel in Schutzhaft. Aber das Material Ihres Bruders war inzwischen zum Großteil veraltet. Er konnte immer noch als Kronzeuge auftreten – wahrscheinlich unser wichtigster Zeuge –, aber wir brauchten mehr Zeit. Wir konnten ihn nicht ewig in dem Hotel festhalten, und er wollte auch nicht bleiben. Ken hat sich einen teuren Anwalt genommen und wir sind zu einer Übereinkunft gekommen. Wir haben ihn in New Mexico untergebracht. Er musste sich täglich bei einem Agenten melden. Wir wollten ihn in den Zeugenstand rufen, wenn es so weit war. Wenn er irgendwie gegen die Abmachung verstoßen hätte, hätten wir die früheren Anklagepunkte wieder herausgeholt, einschließlich des Mordes an Julie Miller.«
    »Und was ist schief gegangen?«
    »McGuane hat davon erfahren.«
    »Wie?«
    »Wissen wir nicht. Vielleicht ein Leck. Jedenfalls hat McGuane zwei Handlanger geschickt, die Ihren Bruder umbringen sollten.«
    »Die beiden Toten in dem Haus«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Wer hat sie umgebracht?«
    »Wahrscheinlich Ihr Bruder. Sie haben ihn unterschätzt. Er hat sie getötet und ist wieder geflohen.«
    »Und jetzt wollen Sie Ken zurück.«
    Sein Blick schweifte zu den Fotos an der Kühlschranktür. »Ja.«
    »Ich weiß aber nicht, wo er ist.«
    »Das ist mir inzwischen auch klar. Vielleicht haben wir uns
da vergriffen. Kann schon sein. Aber wir brauchen Ken. Wir werden ihn beschützen, ihn rund um die Uhr bewachen, in einem sicheren Haus unterbringen, alles, was er will. Das ist das Zuckerbrot. Die Peitsche ist, dass es von seiner Mitarbeit abhängt, ob er eine Gefängnisstrafe kriegt.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Früher oder später wird er sich bei Ihnen melden.«
    »Wieso sind Sie sich da so sicher?«
    Er seufzte und starrte sein Glas an.
    »Wieso sind Sie sich so sicher?«, fragte ich noch mal.
    »Weil«, sagte Pistillo, »Ken bereits bei Ihnen angerufen hat.«
    Ein Bleiklumpen formte sich in meiner

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