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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Grund seiner Rückkehr.

57
    In den nächsten fünf Tagen war einiges los.
    Nach unserer Flucht informierten Katy und ich natürlich die Behörden. Wir führten sie an den Ort unserer Gefangenschaft. Dort war niemand. Die Hütte war leer. Bei der Suche fanden sich Blutspuren an der Stelle, wo ich dem Mann die Scherbe ins Bein gerammt hatte. Aber keine Fingerabdrücke oder Haare. Absolut kein Hinweis. Das hatte ich allerdings auch nicht anders erwartet. Ich wusste auch nicht, ob das noch eine Rolle spielte.
    Es war so gut wie vorbei.
    Philip McGuane wurde wegen Mordes an einem Undercover-Agenten namens Raymond Cromwell und einem bekannten Anwalt namens Joshua Ford verhaftet. Diesmal jedoch behielt man ihn in Untersuchungshaft und ließ ihn nicht gegen Kaution frei. Als ich Pistillo traf, glänzten seine Augen vor Befriedigung
 – er hatte endlich seinen persönlichen Mount Everest bezwungen, seinen eigenen Gral gehoben, seinen hartnäckigsten privaten Dämon besiegt, oder wie man es auch nennen will.
    »Alles fällt auseinander«, sagte Pistillo, dessen Schadenfreude mir etwas zu weit ging. »Wir haben McGuane mit einer Mordanklage festgenagelt. Sein ganzer Laden geht in die Binsen.«
    Ich fragte, woher sie denn jetzt die Beweise hatten. Ausnahmsweise ließ Pistillo sich nicht lange bitten.
    »McGuane hat ein falsches Überwachungsvideo produziert, auf dem man sieht, wie unser Agent sein Büro verlässt. Das sollte sein Alibi sein, und eins muss man ihm lassen: Das Video war perfekt. Mit Digitaltechnik ist das kein Problem – hat jedenfalls der Mann vom Labor gesagt.«
    »Und dann?«
    Pistillo lächelte. »Wir haben ein zweites Video mit der Post bekommen. Poststempel aus Livingston, New Jersey, ob Sie’s glauben oder nicht. Das echte Video. Darauf sieht man, wie zwei Männer die Leiche in den Privataufzug schleppen. Beide haben schon gestanden und werden als Kronzeugen gegen McGuane aussagen. Bei dem Video lag auch eine kurze Notiz, in der stand, wo wir die Leichen finden. Und zu guter Letzt waren auch die Bänder und die Beweise in dem Paket, die Ihr Bruder damals zusammengetragen hat.«
    Ich überlegte eine Weile, wurde jedoch nicht schlau daraus. »Wissen Sie, von wem das Paket ist?«
    »Nein«, sagte Pistillo, und es schien ihn auch nicht besonders zu interessieren.
    »Und was ist jetzt mit John Asselta?«, fragte ich.
    »Wir haben Haftbefehl gegen ihn erlassen.«
    »Es gab doch schon einen Haftbefehl gegen ihn.«

    Er zuckte die Achseln. »Was sollen wir sonst machen?«
    »Er hat Julie Miller umgebracht.«
    »Als Auftragsarbeit. Der Ghost war nur ein Handlanger von McGuane.«
    Das war kein großer Trost. »Sie rechnen nicht damit, ihn zu erwischen, oder?«
    »Hören Sie, Will, ich würde den Ghost mit Freuden festnehmen, aber sag’s Ihnen so, wie’s ist. Leicht wird das nicht. Asselta ist längst außer Landes. Es gibt Berichte, dass er im Ausland gesichtet wurde. Er wird für irgendeinen Machthaber arbeiten, und der wird ihn schützen. Aber letztendlich – das darf man nicht vergessen – ist der Ghost nur ein Werkzeug, eine Waffe. Ich will an die Leute heran, die den Finger am Abzug haben.«
    Ich teilte seine Meinung nicht, widersprach ihm aber auch nicht. Ich fragte ihn, was das Ganze für Ken bedeutete. Es dauerte eine Weile, bis er sich seine Antwort zurechtgelegt hatte.
    »Sie und Katy Miller haben uns nicht alles erzählt, oder?«
    Ich rutschte auf meinem Stuhl herum. Wir hatten zwar von der Entführung erzählt, vorher jedoch beschlossen, nichts über unsere Kontaktaufnahme mit Ken zu sagen. Ich antwortete: »Doch, haben wir.«
    Pistillo sah mir in die Augen und zuckte dann wieder die Achseln. »Ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht, ob wir Ken noch brauchen. Aber er ist jetzt außer Gefahr, Will.« Er beugte sich vor. »Ich weiß, dass Sie keinen Kontakt zu ihm haben …«, und ich sah ihm an, dass er das diesmal nicht glaubte, »… aber falls Sie irgendwie von ihm hören, sagen Sie ihm, dass er wieder auftauchen kann. Es war noch nie so ungefährlich. Und natürlich könnte er für uns dann doch noch hilfreich sein und die Authentizität des alten Beweismaterials verifizieren.«

    Wie gesagt, es waren fünf ausgefüllte Tage.
    Abgesehen von meinem Treffen mit Pistillo verbrachte ich sie mit Nora. Wir sprachen jetzt über ihre Vergangenheit, wenn auch nicht sehr ausführlich. Immer wieder huschten Schatten über ihr Gesicht. Sie hatte eine Wahnsinnsangst vor ihrem Exmann. Das brachte mich

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