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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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verletzen. Sie mussten damit rechnen, dass Ken vorsichtig war. Sie würden uns am Leben lassen – na ja, mich jedenfalls –, um ihre Falle zu beködern.
    Oder auch nicht.
    Das Fenster klemmte. Ich zerrte daran und drückte gegen den
Rahmen. Nichts. Es war vor zig Jahren überstrichen worden. Keine Chance.
    »Was jetzt?«, fragte sie.
    Gefangen. Wie eine in die Enge getriebene Ratte. Ich sah Katy an. Ich dachte an die Worte des Ghost, dass ich Julie nicht beschützt hätte. Das würde mir nicht noch einmal passieren. Nicht mit Katy.
    »Es gibt nur einen Weg hier raus«, sagte ich. Ich sah zur Tür.
    »Dann sieht er uns doch.«
    »Vielleicht schaffen wir’s ja.«
    Ich drückte das Auge gegen den Spalt. Das Licht verblasste. Die Schatten waren länger geworden. Da war der Fahrer. Er saß auf einem Baumstumpf. Ich sah die Glut seiner Zigarette, ein Orientierungspunkt im Dunkeln.
    Er wandte uns den Rücken zu.
    Ich steckte die Glasscherbe ein. Mit der flachen Hand bedeutete ich Katy, dass sie sich ducken sollte. Ich griff zum Türknauf. Er ließ sich problemlos drehen. Die Tür quietschte beim Öffnen. Ich wartete und sah hinaus. Der Fahrer drehte sich nicht um. Ich musste es riskieren. Ich drückte die Tür weiter auf. Das Quietschen ließ nach. Nach nur dreißig Zentimetern hielt ich die Tür fest. Das reichte, um sich durchzuzwängen.
    Katy sah zu mir auf. Ich nickte. Sie kroch aus der Tür. Ich bückte mich und folgte ihr. Jetzt waren wir beide im Freien. Wir lagen flach auf der Plattform. Völlig ungeschützt. Ich schloss die Tür.
    Er sah immer noch nicht zu uns herüber.
    Also gut, der nächste Schritt: Wie sollten wir von der Plattform herunterkommen? Die Leiter konnten wir nicht benutzen. Sie lag zu ungeschützt. Ich bedeutete Katy, dass sie mir folgen sollte. Wir robbten auf dem Bauch zur Seitenwand der
Hütte. Die Plattform war aus Aluminium. Das machte die Sache einfacher. Keine Reibung, keine Splitter.
    Wir erreichten die Seitenwand. Doch als ich um die Ecke bog, hörte ich ein Geräusch, einem Ächzen nicht unähnlich. Und dann fiel etwas zu Boden. Ich erstarrte. Eine Stütze unter der Plattform hatte nachgegeben. Die ganze Konstruktion schwankte.
    Der Fahrer sagte: »Was ist denn …?«
    Wir duckten uns. Ich zog Katy zu mir, so dass auch sie an der Seitenwand der Hütte lag. So konnte er uns nicht sehen. Er hatte etwas gehört. Er sah herüber. Er sah die geschlossene Tür und die scheinbar leere Plattform.
    Er rief: »Was macht ihr denn da drin?«
    Wir hielten den Atem an. Ich hörte Blätter rascheln. Darauf war ich vorbereitet. Ich hatte bereits eine Art Plan. Ich sammelte mich. Und dann rief er noch mal.
    »Was macht ihr denn da …?«
    »Nichts«, rief ich, wobei ich den Mund an die Hüttenwand drückte und hoffte, dass das meine Stimme dämpfte und sie so klang, als käme sie aus dem Inneren. Das Risiko musste ich eingehen. Wenn ich nicht antwortete, würde er auf jeden Fall nachsehen kommen. »Was ist denn das für ’ne Schrottbude hier?«, sagte ich. »Da wird man ja seekrank.«
    Schweigen.
    Wir erstarrten. Katy drückte sich an mich. Ich spürte, wie sie zitterte. Ich tätschelte ihr den Rücken. Alles würde gut werden. Alles bestens. Ich strengte mich an und lauschte auf Schritte. Doch ich hörte nichts. Ich sah sie an und forderte sie mit Blicken auf, zum hinteren Ende zu kriechen. Sie zögerte kurz, kroch dann aber los.
    Mein neuer Plan sah vor, dass wir die Stütze an der hinteren Ecke hinunterrutschten. Sie zuerst. Falls er sie hörte, was ziemlich
wahrscheinlich war, hatte ich auch wieder eine Art Plan in petto.
    Ich zeigte auf die Stütze. Sie nickte. Ihr Blick war jetzt klar. Sie glitt von der Plattform und umklammerte die Stütze wie ein Feuerwehrmann. Die Plattform schwankte. Ich konnte nur hilflos zusehen, wie sie immer mehr ins Wackeln geriet. Wieder ächzte etwas, diesmal aber lauter. Ich sah, wie sich eine Schraube löste.
    »Was zum …«
    Diesmal machte sich der Fahrer jedoch nicht die Mühe, zu rufen. Ich hörte, wie er auf uns zukam. Katy hatte die Stütze immer noch fest umklammert und sah zu mir auf.
    »Spring runter und lauf!«, rief ich.
    Sie ließ los und fiel zu Boden. Es war nicht sehr tief. Als sie gelandet war, sah sie zu mir hoch und wartete.
    »Lauf!«, rief ich wieder.
    Der Fahrer rief: »Keine Bewegung, oder ich schieße.«
    »Lauf, Katy!«
    Ich schwang die Beine über den Rand und ließ los. Ich fiel etwas tiefer und landete hart. Irgendwo hatte ich

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