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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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getrennt.«
    »Und damit war das dann für dich erledigt?«
    Auf diese Diskussion wollte ich mich nicht wieder einlassen. Ich sagte: »Wie hat Julie denn gelebt, nachdem wir uns getrennt hatten?«
    Katy sank in Teenager-Manier auf die Couch – als hätte sie überhaupt keine Knochen. Sie legte das rechte Bein über die Armlehne, lehnte den Kopf in den Nacken und streckte das Kinn in die Luft. Wieder trug sie zerrissene Jeans und ein so enges Top, dass man fast den Eindruck hatte, sie trüge den BH außen. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein paar Strähnen fielen in ihr Gesicht.
    »Ich hab darüber nachgedacht«, sagte sie. »Wenn Ken sie nicht umgebracht hat, dann muss es jemand anders gewesen sein. Richtig?«

    »Richtig.«
    »Also hab ich mir mal angeguckt, was sie damals so gemacht hat. Du weißt schon, alte Freunde angerufen, versucht, mich zu erinnern, wie es damals war und so weiter.«
    »Und was hast du gefunden?«
    »Dass sie ziemlich durch den Wind war.«
    Ich versuchte mich auf das, was sie sagte, zu konzentrieren. »Inwiefern?«
    Sie stellte beide Beine auf den Boden und richtete sich auf. »Woran erinnerst du dich?«
    »Sie war im letzten Studienjahr auf Haverton.«
    »Falsch.«
    »Falsch?«
    »Julie hatte ihr Studium abgebrochen.«
    Das überraschte mich. »Bist du sicher?«
    »Im letzten College-Jahr«, sagte sie. Dann fragte sie: »Wann hast du sie zuletzt gesehen, Will?«
    Ich dachte darüber nach. Es war wirklich eine Weile her gewesen. Das sagte ich ihr.
    »Also bei eurer Trennung?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat am Telefon Schluss gemacht.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Kalt«, sagte Katy. »Und das hast du einfach so akzeptiert?«
    »Ich habe versucht, mich mit ihr zu treffen. Aber sie wollte mich nicht sehen.«
    Katy sah mich an, als hätte ich gerade die lahmste Entschuldigung in der Geschichte der Menschheit vorgebracht. Im Nachhinein betrachtet hatte sie womöglich Recht.
    Warum war ich nicht nach Haverton gefahren? Warum hatte ich nicht darauf bestanden, mit ihr zu reden?

    »Ich glaube«, sagte Katy, »Julie ist am Schluss in eine ziemlich üble Sache reingeraten.«
    »Was meinst du damit?«
    »Weiß ich auch nicht genau. Vielleicht schieß ich jetzt auch übers Ziel hinaus. Ich kann mich nicht an die Einzelheiten erinnern, aber ich weiß noch, dass sie mir kurz vor ihrem Tod ziemlich glücklich vorkam. Ich hatte sie lange nicht mehr so glücklich gesehen. Ich glaube, es ging ihr besser, ich bin aber nicht sicher …«
    Es klingelte an der Tür. Als ich es hörte, ließ ich die Schultern sinken. Ich hatte keine Lust auf noch mehr Gesellschaft. Katy sah es, sprang auf und sagte: »Ich mach auf.«
    Es war ein Bote mit einem Obstkorb. Katy brachte den Korb ins Zimmer. Sie stellte ihn auf den Tisch. »Da ist eine Karte drin«, meinte sie.
    »Mach sie auf.«
    Sie zog die Karte aus dem winzigen Umschlag. »Ein Kondolenzkorb von ein paar Kids aus dem Covenant House.« Sie zog noch etwas aus einem größeren Umschlag. »Und eine Beileidskarte von den Gottesdienstbesuchern.« Katy starrte die Karte an.
    »Was ist los?«
    Katy las die Karte noch einmal. Dann sah sie mich an. »Sheila Rogers?«
    »Ja.«
    »Deine Freundin hieß Sheila Rogers?«
    »Ja, wieso?«
    Katy schüttelte den Kopf und legte die Karte auf den Tisch.
    »Was ist los?«
    »Nichts«, sagte sie.
    »Fang bloß nicht so an. Kanntest du sie?«
    »Nein.«

    »Was dann?«
    »Nichts.« Katy klang jetzt entschlossener. »Lass es einfach gut sein, okay?«
    Das Telefon klingelte. Ich wartete, dass der Anrufbeantworter sich einschaltete. Durch den Lautsprecher hörte ich Squares’ Stimme: »Geh ans Telefon.«
    Das tat ich.
    Ohne Vorrede sagte Squares: »Glaubst du der Mutter? Dass Sheila eine Tochter hatte?«
    »Ja.«
    »Und was fangen wir jetzt damit an?«
    Darüber hatte ich auch nachgedacht, seit ich davon gehört hatte. »Ich hab eine Theorie«, sagte ich.
    »Dann lass mal hören.«
    »Vielleicht hatte Sheilas Flucht was mit ihrer Tochter zu tun.«
    »Wieso?«
    »Vielleicht hat sie Carly gesucht, oder sie wollte sie zurückbringen. Vielleicht hat sie erfahren, dass Carly in Schwierigkeiten steckt. Ich weiß es nicht. Aber irgend so was.«
    »Klingt halbwegs logisch.«
    »Und wenn wir Sheilas Vergangenheit erkunden, wäre es möglich, dass wir Carly finden.«
    »Möglich wäre aber auch, dass wir genauso enden wie Sheila.«
    »Das ist nicht ausgeschlossen«, gestand ich ein.
    Squares zögerte. Ich sah Katy

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