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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Sie mir was über Owen Enfield, den Hauseigentümer.«
    »Ah, verstehe. Immer schön abwechselnd. Ich gebe Ihnen was, dann geben Sie mir was.«
    »So in der Art. War Enfield unter den Opfern?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was wissen Sie über ihn?«
    »Er wohnte seit drei Monaten da.«
    »Allein?«
    »Die Nachbarn meinten, er wäre allein eingezogen. In den letzten Wochen haben sie dann öfter eine Frau und ein Kind auf dem Grundstück gesehen.«
    Ein Kind.
    Mein Herz fing an zu flattern. Ich richtete mich auf. »Wie alt war das Kind?«
    »Ich weiß nicht. Im Schulalter.«
    »So um die zwölf?«

    »Möglich.«
    »Junge oder Mädchen?«
    »Mädchen.«
    Ich erstarrte.
    »Hey, Will, sind Sie noch da?«
    »Wissen Sie, wie das Mädchen heißt?«
    »Nein. Eigentlich wusste niemand so richtig, wer die beiden waren.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wieso nicht?«
    »Eins der großen Geheimnisse des Lebens, nehme ich an. Ich konnte sie nicht finden. Aber wie gesagt, ich bin nicht mehr an dem Fall dran. Ich bin dem auch nicht besonders energisch nachgegangen.«
    »Können Sie rausfinden, wo die beiden sind?«
    »Ich kann’s versuchen.«
    »Können Sie mir sonst noch was sagen? Haben Sie zufällig den Namen eines Verdächtigen, eines Opfers oder sonst irgendwas mitgekriegt?«
    »Es war, wie gesagt, ziemlich ruhig. Ich arbeite auch nur halbtags bei der Zeitung, wie Sie vielleicht schon mitgekriegt haben. Im Hauptberuf bin ich Mutter. Die Story habe ich nur gekriegt, weil ich als Einzige noch in der Redaktion war, als die Meldung über den Ticker kam. Aber ich habe ein paar gute Quellen.«
    »Wir müssen Enfield finden«, sagte ich. »Oder wenigstens die Frau und das Kind.«
    »Das wäre zumindest mal ein Anfang«, stimmte sie zu. »Verraten Sie mir jetzt, warum der Fall Sie interessiert?«
    Ich dachte darüber nach. »Wollen wir ein paar schlafende Hunde wecken, Yvonne?«
    »Warum nicht, Will? Ich bin dabei.«

    »Sind Sie gut?«
    »Soll ich es Ihnen demonstrieren?«
    »Wieso nicht?«
    »Gut möglich, dass Sie jetzt aus New York City anrufen, Sie stammen aber aus New Jersey. Ich würde sogar sagen – obwohl es bestimmt mehr als einen Will Klein gibt –, dass Sie der Bruder eines berüchtigten Mörders sind.«
    »Eines berüchtigten mutmaßlichen Mörders«, korrigierte ich sie. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab Lexis-Nexis auf meinem Rechner hier. Ich hab Ihren Namen eingegeben und nachgesehen, was es ausspuckt. In einem Artikel stand, dass Sie jetzt in Manhattan wohnen.«
    »Mein Bruder hat mit dieser Geschichte absolut nichts zu tun.«
    »Natürlich, und Ihre Nachbarin hat er auch nicht ermordet, stimmt’s?«
    »Das meine ich nicht. Der Doppelmord bei Ihnen hat nichts mit ihm zu tun.«
    »Und was haben Sie damit zu tun?«
    Ich seufzte. »Es geht um eine andere Person, die mir sehr nahe stand.«
    »Wer?«
    »Meine Freundin. Es waren ihre Fingerabdrücke dort am Tatort.«
    Ich hörte, wie die Kinder wieder laut wurden. Es klang, als rannten sie mit Sirenengeheul durchs Zimmer. Diesmal schrie Yvonne Sterno sie nicht an. »Dann war das also Ihre Freundin, die in Nebraska tot aufgefunden worden ist.«
    »Ja.«
    »Und deshalb interessieren Sie sich dafür.«
    »Zum Teil.«

    »Was noch?«
    Ich war noch nicht bereit, ihr etwas von Carly zu erzählen. »Finden Sie Enfield«, sagte ich.
    »Wie hieß sie, Will? Ihre Freundin?«
    »Finden Sie ihn einfach.«
    »Hey, wollen wir zusammenarbeiten oder nicht? Dann halten Sie mich nicht hin. Es dauert keine fünf Sekunden, bis ich das nachgesehen habe. Sagen Sie es mir einfach.«
    »Rogers«, sagte ich. »Sie hieß Sheila Rogers.«
    Ich hörte sie wieder tippen. »Ich tu, was ich kann, Will«, sagte sie. »Halten Sie die Ohren steif. Ich melde mich bald.«

30
    Ich hatte einen seltsamen Dämmertraum.
    Ich nenne es Dämmertraum, weil ich weder richtig wach war noch richtig schlief. Ich dämmerte in jenem Zustand zwischen Schlaf und Wachen, in dem man im Traum manchmal stolpert, stürzt und sich dann an der Bettkante festhält. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen und geschlossenen Augen lag ich im Dunkeln.
    Ich habe schon erwähnt, wie gern Sheila getanzt hat. Sie hatte mich sogar überredet, einem Tanzclub im Jewish Community Center in West Orange, New Jersey, beizutreten. Das JCC war weder vom Krankenhaus, in dem meine Mutter lag, noch von dem Haus in Livingston weit entfernt. Jeden Mittwoch waren wir meine Mutter besuchen gegangen, um uns hinterher, um halb sieben,

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