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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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hatte niemanden.«
    »Verteidigst du ihn jetzt etwa?«
    Selbst Ian entging der Unglauben in der Stimme nicht. »Nein, zum Henker. Aber wir sind seine Söhne, von daher gleichen wir ihm natürlich. Rücksichtslos, getrieben vom Ehrgeiz. Herzlos.«
    »Eigentlich bin ich derjenige, der mit dir zu reden hat, ich will mir keinen Vortrag von dir anhören.«
    »Beth ist scharfsinnig«, sagte Ian. »Wo zum Teufel steckt sie?«
    »Wie gesagt, hier ist sie nicht.«
    »Was hast du mit ihr gemacht?«
    »Nichts.« Hart ließ den Zigarrenstummel in eine Schale fallen, woraufhin eine dünne Rauchsäule aufstieg. »Ehrlich, ich weiß nicht, wo sie ist. Warum sollte sie hierherkommen?«
    »Um Detektiv zu spielen.«
    »Ach, natürlich.« Hart leerte seinen Whiskey auf einen Zug und stellte das Glas mit einem Klirren ab. »Sie möchte, dass du unschuldig bist. Sie liebt dich.«
    »Nein, sie liebt ihren Mann.«
    »Also dich.«
    »Ich habe dabei ihren ersten Mann gemeint. Thomas Ackerley. Sie wird ihn immer lieben.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, räumte Hart ein. »Aber mir ist nicht entgangen, wie sie dich ansieht. Sie liebt dich und möchte dich retten. Du hast sie gebeten, es auf sich beruhen zu lassen, und sie hat nicht darauf gehört, richtig?«
    Ian nickte. »Beharrlich.«
    Das entlockte Hart sogar ein Lächeln. »Wie ein Jagdhund, der eine Fährte aufgenommen hat. Wenn sie nun die Wahrheit entdeckt, was dann?«
    »Dann bringe ich sie von hier fort. Wir könnten in Paris oder Rom leben und würden nie wieder einen Fuß auf englischen oder schottischen Boden setzen.«
    »Meinst du, in Paris oder Rom wärt ihr sicher?«
    Ian musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Wenn du uns in Ruhe lässt, schon.«
    Hart erhob sich, sein maßgeschneiderter Mantel schmiegte sich wie eine zweite Haut um seine breiten Schultern. »Ich möchte nicht, dass dir ein Leid geschieht, Ian. Das habe ich nie gewollt. Und es tut mir leid.«
    Ian umklammerte die Armlehnen seines Stuhls so fest, dass er fürchtete, Abdrücke im Holz zu hinterlassen. »In die Anstalt gehe ich nie wieder zurück. Nicht einmal für dich.«
    »Und ich möchte dich auch nie wieder dort wissen. Was man dir dort angetan hat … «, Hart versagte die Stimme. »Du nimmst Beth und gehst mit ihr weit fort. New York oder so weit ihr wollt. Ich möchte, dass ihr sicher seid, weg von mir.«
    »Warum bist du heute Abend hergekommen?«, fragte Ian. Irgendwie fiel es ihm schwer zu glauben, Hart hätte die weite Reise von Schottland nur zurückgelegt, um in einem Haus, das ihm ehemals gehört hatte, zu rauchen und zu trinken. Er muss gleich den nächsten Zug genommen haben, ansonsten hätte er nicht schon hier sein können.
    »Ich habe noch etwas zu Ende zu bringen«, sagte Hart. »Um es dann endgültig zu vergessen.«
    »Sally sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, auch Lily nicht. Beth hat recht, wenn sie sagt, ihr Tod sollte uns rühren.«
    »Sie waren Huren.« Ein scharfer Ton hatte sich in Harts Stimme gemischt.
    Nun sprang Ian aber auf. »Du hast mich in jener Nacht mitgenommen, damit ich herausbekomme, was Sally weiß und inwiefern sie deiner politischen Stellung schaden könnte. Um sie als dein Spion im Bett auszuhorchen.«
    »Und du hast es ja aus ihr herausbekommen.«
    »Sally war voller Schadenfreude, sie wollte dich ruinieren.«
    »Ich weiß«, sagte Hart trocken. »Und ich wollte es nicht zulassen, woraufhin sie sehr, sehr wütend wurde.«
    »Und wie hast du das angestellt? Hast du dafür gesorgt, dass Sally ihre schmutzigen Geheimnisse für immer für sich behielt?«
    Hart schüttelte den Kopf. »Wenn Sally ausplaudern wollte, dass mir das Haus einmal gehört hat und was ich dort früher getrieben habe, hätte sie das gern tun können. Im Prinzip wussten ohnehin alle Bescheid. Bei einigen Kabinettsmitgliedern hat es mir sogar Respekt eingebracht. Ich habe ausgelebt, wovon andere nur geträumt haben, doch nie den Mut hatten, es auszuprobieren.«
    »Sally hat behauptet, sie könnte dich vernichten.«
    »Wunschdenken.«
    »Und dann war sie tot.«
    Hart erstarrte. Über ihnen lief Cameron polternd durch die Zimmer. Seinem dröhnenden Bariton folgte die zaghafte Stimme des Dienstmädchens, ein anderes Mädchen kicherte.
    »Oh Gott, Ian«, flüsterte Hart. »Hast du es deshalb getan?«

20
    Die Droschke mit Beth und dem Inspektor hielt vor einem gewöhnlich aussehenden Haus in der High Holborn nahe Chancery Lane. Das Viertel wirkte manierlich, das Haus selbst ordentlich und

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