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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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»Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, doch.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich glaube, Cameron muss nach einem weicheren Pferd für mich Ausschau halten.«
    Ian lächelte zunächst, dann aber platzte er vor Lachen los. Wie weicher warmer Samt klang sein Lachen, und Beth hielt inne, sog es in sich auf.
    Sie lächelte ihn an und setzte sich demonstrativ sehr vorsichtig hin. »Du kannst jetzt aufhören, mich auszulachen, Ian MacKenzie. Es war immerhin meine erste Stunde.«
    Er beugte sich zu ihr. »Du sitzt schon ganz gut, Beth.«
    »Du meinst jetzt im Sattel, nehme ich an?«
    Ian küsste ihre Wange und begab sich dann lächelnd auf seinen Platz. Mit dem Handrücken wischte er sich die Augen. »Beth liebt es zu scherzen«, sagte er, ohne jemanden anzusehen.
    Beth spürte Harts frostigen Blick auf sich, Daniels Mund stand offen, und Cameron saß vollkommen reglos da. Irgendetwas war geschehen, doch Beth wusste nicht, was es war.
    Es herrschte eine angespannte Stimmung während des Essens, auch wenn Ian nichts davon mitbekam. Er aß in seliger Ruhe. Mitunter sah er zu Beth, warf ihr ein glühendes Lächeln zu, und einmal, als niemand hinsah, lockte er sie mit der Zunge. Die Schamesröte stieg ihr in die Wangen, und verlegen senkte sie den Kopf.
    Als die Diener den letzten Gang abräumten, erhob sich Hart und warf die Serviette auf den Tisch.
    »Ian, ich brauche dich«, sagte er und stolzierte aus dem Speisesaal.
    Cameron widmete sich dem Humidor auf dem Buffet, Daniel leistete ihm Gesellschaft. Offenbar fühlte sich keiner von ihnen von Harts abruptem Verschwinden befremdet. Als Ian sich ebenfalls zu ihnen gesellte, sprang Beth vom Stuhl und stürzte aus dem Zimmer.
    »Beth … «, hörte sie Ian noch rufen, doch sie war schon über den Gang in Harts private Studierstube verschwunden. Hart fuhr zu ihr herum.
    »Ian ist nicht Ihr Diener«, platzte Beth heraus.
    Hart durchbohrte sie mit seinem Adlerblick. »Was zum Henker unterstehen Sie sich?«
    »Sie beordern Ian herbei wie einen Lakaien zum Stiefelputzen.«
    In Harts Kiefer zuckte ein Nerv. »Mrs Ackerley, Sie gehören kaum eine Woche zu dieser Familie. Ian und ich sind uns schon seit Jahr und Tag über gewisse Dinge einig, lange bevor Sie in Erscheinung getreten sind.«
    »Er ist Ihr Bruder, nicht Ihr Sekretär.«
    »Stellen Sie meine Geduld nicht auf die Probe.«
    »Sie lieben ihn doch. Warum zeigen Sie es ihm nicht?«
    Mit zusammengepressten Lippen trat Hart auf sie zu und packte sie bei den Schultern. »Mrs Ackerley … «
    »Ich heiße Beth.«
    Die Tür flog auf, und Ian stürmte ins Zimmer. Er packte Hart und schob ihn beiseite. »Fass sie nicht an!«
    Hart schüttelte ihn ab. »Was ist nur in dich gefahren?«
    »Geh, Beth.«
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Ian, es tut mir schrecklich leid, ich wollte doch nur … «
    Ian drehte sich zu ihr um, ohne sie anzusehen. » Sofort! «
    Einen Augenblick stand sie wie betäubt, dann rannte sie aus dem Zimmer.
    Cameron sah ihr verblüfft nach, als sie im Flur an ihm vorbeirauschte, dann sagte er: »Hol ihn der Teufel«, und marschierte schnurstracks in Harts Studierzimmer. Das Schlagen der Tür dröhnte weithin durch die Flure.
    Beth schaffte es noch bis zur Haupttreppe, wo sie japsend zusammenbrach. In ihrem engen Korsett bekam sie kaum noch Luft.
    Jemand ließ sich mit einem Aufprall neben sie fallen. »Geht es Ihnen nicht gut, Tante Beth? Möchten Sie etwas trinken?«
    Bei »Tante Beth« hätte sie beinahe hysterisch losgelacht. »Ja, danke, Daniel, ich würde gern etwas trinken.«
    »He, Angus!«, brüllte Daniel über das Geländer. »Bring uns mal ’n Schlückchen Whiskey.«
    Der vierschrötige Diener, der herbeikam, machte auf dem Absatz kehrt und ging in das Esszimmer.
    »Gehen die immer so miteinander um?«, fragte Beth und versuchte vorsichtig, Atem zu schöpfen.
    »Ob die sich immer an die Gurgel gehen? Oh ja. Sie brüllen sich ständig wegen irgendetwas an. Sie werden sich schon daran gewöhnen.«
    »Ach?«
    »Na, das müssen Sie doch. Aber sie sind auch unglücklich gewesen.«
    Beth blinzelte die Tränen fort. »Und du? Bist du auch unglücklich?«
    Daniel zuckte die schmalen Schultern. »Warum? Weil meine Mutter versucht hat, mich und meinen Vater umzubringen und sich dann selbst ins Jenseits befördert hat? Ich habe keine Erinnerung an sie, und Vater gibt sein Bestes.«
    Ihr brach es fast das Herz, wie nüchtern der Junge von der Gewalttat seiner Mutter sprach. Im East End war es genauso gewesen, Kinder

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