Kein Lord wie jeder andere (German Edition)
Hochzeitsgeschenk.«
Beth fixierte die Schale, ein zerbrechliches Stück Vergangenheit, so zart in Ians großen, starken Händen. »Bist du dir sicher?«
»Natürlich bin ich mir sicher.« Auf seiner Stirn formte sich eine Sorgenfalte. »Möchtest du sie nicht?«
»Und ob ich sie möchte«, sagte Beth hastig. Sie streckte die Hände danach aus. »Ich fühle mich geehrt.«
Ians Stirn glättete sich, und um die Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Ist die Schale besser als eine neue Kutsche mit Pferden und ein Dutzend neuer Kleider?«
»Wovon redest du überhaupt? Dein Geschenk ist hundertmal besser.«
»Aber es ist doch nur eine Schale.«
»Für dich ist sie ganz besonders, und du hast sie mir geschenkt.« Beth nahm sie behutsam entgegen und lächelte über die Drachen, die einander bis in alle Ewigkeit jagen würden. »Das ist das schönste Geschenk überhaupt.«
Ian stellte die Schale vorsichtig wieder an ihren Platz, was auch nur vernünftig war, da sie hier in Sicherheit war.
Der Kuss jedoch, den ihr Ian anschließend gab, war alles andere als vernünftig. Er war wild und leidenschaftlich, und sie hätte zu gern gewusst, warum er so triumphierend grinste.
»Cam ist da.«
Ian bemerkte seinen Bruder, als er am Fenster stand und sich das Hemd zuknöpfte. Hinter ihm war Curry damit beschäftigt, den Rest seiner Garderobe zu richten; Beth, ganz in rote Seide gekleidet, saß am kleinen Tisch und trank Tee.
Seit drei Tagen waren sie nun schon auf Kilmorgan und hatten jeden einzelnen davon in Ians Gemächern beim Liebesspiel verbracht. Zwischendurch hatten sie sich auch mal ins Haus oder in den Garten hinausgewagt, doch die meiste Zeit hatten sie im Schlafzimmer verbracht. Ian wusste, dass er seinen Rückzugsort irgendwann verlassen und sich Hart und der Welt draußen stellen musste, doch nie würde er die Freuden seines kleinen Refugiums vergessen. In dunklen Zeiten könnte er an diese Tage zurückdenken.
Cameron hatte ein junges Pferd mitgebracht, kaum ein Jahr war es alt; Ian nahm Beth mit, um es anzuschauen und seinen Bruder zu begrüßen.
Cam überwachte das Abladen des Pferdes, das auf einem besonderen Wagen transportiert worden war. Wortgewaltig verfluchte er die Pferdehändler und führte das Tier schließlich eigenhändig vom Wagen.
»Ich habe noch nie ein Pferd mit eigener Kutsche gesehen«, sagte Beth, als das temperamentvolle Pferd vor ihnen stand. »Gezogen werden statt selber ziehen.«
Die Stute war von eleganter Statur, die rosa Nüstern klar gezeichnet. Sie war eine Braune mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif, die glänzten wie Zobel. Neugierig beäugte sie Beth.
»Sie ist kein Zugpferd«, stellte Cam richtig. Seine raue Stimme war vom Straßenstaub noch kratziger geworden. »Sie ist eine rare Schönheit und wird Dutzende Rennen gewinnen, nicht wahr, meine Süße? Und dann wird sie mir weitere Rennpferde schenken.« Zärtlich strich er ihr über die Nase.
»Warum heiratest du sie eigentlich nicht, Vater?«, fragte Daniel, der gegen den Wagen gelehnt stand. »Er säuselt dem verflixten Vieh schon die ganze Fahrt irgendwelche süßen Worte ins Ohr. Widerlich.«
Cameron nahm keine Notiz von seinem Sohn und schritt auf Beth zu. Er küsste sie auf die Wange und klopfte Ian anerkennend auf die Schulter, dabei verströmte er einen Geruch nach Pferd und Schweiß. »Willkommen in unserer Familie, Beth. Ohrfeigen Sie meinen Sohn nur, wenn er frech wird. Ihm fehlt jede Erziehung.«
»Ja, weil du mich erzogen hast, Vater.«
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Cam beiläufig an Ian gewandt.
Natürlich wollte er wissen, wie Hart die Heirat aufgenommen hatte. »Der beruhigt sich schon wieder«, sagte Ian.
»Wir haben ihn kaum zu Gesicht bekommen«, sagte Beth.
»Ach, nein? Versteckt ihr euch vor ihm?«
»Nein, wir … « Beth brach ab und wurde puterrot.
Cam sah von ihr zu Ian, der sein Grinsen kaum verhehlen konnte, und lachte so schallend, dass die Stute ihren Kopf nervös zurückwarf.
»Worüber lachst du denn?«, fragte Daniel mit gerunzelter Stirn. »Oh, du meinst, die waren die ganze Zeit im Bett. Gut gemacht, Onkel Ian. Dann habe ich bald einen kleinen Cousin, nicht wahr?«
»Lausejunge«, brummte Cameron gut gelaunt. »So redet man doch nicht in Gegenwart einer Dame.«
»Aber lachen darf man?«, entgegnete Daniel.
»Seht ihr!«, sagte Cameron zu Beth. »Er hat ein freches, vorlautes Mundwerk, und das ist alles meine Schuld. Beachten Sie ihn nicht. Warst du schon mit ihr reiten,
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