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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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von Freudenmädchen reagierten nur mit einem Achselzucken, wenn ihre Mütter von den Zuhältern geschlagen wurden. »Sie ist eine Hure. Was kann sie schon erwarten?«
    Daniel ahnte nichts von Beths Mitleid, als er Angus das Glas abnahm und es ihr in die Hand drückte. Beth trank einen Schluck. Der Whiskey hinterließ einen angenehm weichen Geschmack auf ihrer Zunge. Branntwein ziemt sich nicht für Damen , hörte sie Mrs Barrington sagen. Obwohl die alte Dame heimlich selbst eine Flasche Kognak in ihrem Nachtschrank aufbewahrt hatte.
    »Sag mir eines, Daniel. Als Ian vorhin im Speisesaal über mich gelacht hat, habt ihr alle ausgesehen, als würde uns gleich der Himmel auf den Kopf fallen. Warum?«, fragte Beth müde.
    Daniel zog die Nase kraus. »Warum? Weil Onkel Ian gelacht hat. Wir haben Onkel Ian noch nie laut lachen hören. Jedenfalls nicht, seit er aus der Anstalt raus ist.«
    Beth machte Fortschritte beim Reiten, und am Ende der Woche konnte sie schon ohne Hilfe reiten, solange Cameron oder Ian neben ihr ritten. Sie lernte, das Pferd mit den Beinen zu lenken und nicht wild um sich zu schlagen oder haltsuchend an den Zügeln zu reißen.
    Allmählich gewöhnte sich auch ihr Körper an die Anstrengung und tat weniger weh. Am Anfang der zweiten Woche stöhnte sie nur leicht auf, wenn sie sich ins Bett fallen ließ. Ian verstand sich sehr gut darauf, ihr die schmerzenden Muskeln zu massieren.
    Beth gewann die Stute regelrecht lieb. Trotz ihres langen Stammbaums wurde die Braune von den Stallburschen nur Emmie genannt. Während Beth und Emmie in gemächlichem Tempo durch die unendlichen Weiten von Kilmorgan zockelten, ließen Ian und Cameron ihre Pferde um die Wette laufen oder sprangen über Zäune und Gatter. Ian war ein ausgezeichneter Reiter, doch Cameron verwuchs geradezu mit seinem Tier. Wenn er Beth nicht gerade Reitstunden gab, bildete er die junge Stute aus, die er unlängst gekauft hatte, ließ sie an der gut geführten Longe laufen.
    »Das ist seine Gabe«, sagte Ian zu Beth, als sie ihn eines Morgens mit dem Pferd beobachteten. »Mit Pferden kann er alles anstellen. Sie lieben ihn einfach.«
    Menschen gegenüber benahm sich Cameron oft grob und ungehobelt. Anfänglich entschuldigte er sich noch jedes Mal hinterher bei Beth, doch nach einer Weile vergaß er es einfach. Isabella hatte ihr einmal erklärt, dass die MacKenzie-Brüder so lange als Junggesellen gelebt hätten, dass sie auch in Gesellschaft von Damen nicht mehr manierlich sein könnten. Beth kam zu dem Entschluss, dass sie damit würde leben können, schließlich war sie die rüden Sitten der East Ender gewöhnt. Wie sie bereits zu Inspektor Fellows gesagt hatte, war sie kein zartes Pflänzchen.
    Beth wusste die Gespräche mit Ian, wie dieses über Cameron, sehr zu schätzen, denn außerhalb des Bettes sah sie ihn kaum. Über die nächsten zwei Wochen schloss er sich mit Hart im Studierzimmer ein, oder die beiden ritten aus.
    Cameron gab ihr weiterhin Reitstunden. Er verhielt sich wie immer und schien am Verhalten seiner Brüder nichts Ungewöhnliches zu finden. Beth versuchte, aus Ian herauszubekommen, womit er und Hart sich die ganze Zeit beschäftigten, doch Ians Antwort fiel knapp aus: »Geschäfte.«
    Es machte Beth verrückt, dass sie nicht wusste, was vor sich ging, gleichzeitig widerstrebte es ihr, immer wieder nachzubohren. Im Grunde hatte Hart recht, sie kannte Ian kaum, und vielleicht tätigten die beiden ihre Geschäfte immer auf diese Weise.
    Ich kann nicht erwarten, dass sie meinetwegen ihr Leben ändern , schalt sie sich. Aber er ist mein Ehemann , erwiderte eine andere Stimme in ihr.
    So ging es eine ganze Weile, bis Cameron Beth eines Tages auf einen Ausritt in die Berge mitnahm.
    Es war ein strahlender Sommertag, durch die Baumwipfel wehte ein leichtes Lüftchen. Auf den höchsten Berggipfeln lag noch der Schnee, den auch die Sonne nicht zu schmelzen vermochte.
    »Hier im Wald steht eine künstliche Burgruine«, sagte Cameron und ritt zu ihr heran. Er saß auf einem schwarzen Hengst mit glänzendem Fell. Die Stallburschen fürchteten sich vor dem Tier, doch von Cam ließ es sich gehorsam führen. »Mein Vater hat sie für meine Mutter errichten lassen. Für seinen Geschmack gab es hier im Hochland noch nicht genug Burgruinen, also ließ er noch eine künstliche bauen.«
    Die Brüder sprachen kaum von der Mutter, vom Vater eigentlich auch nicht. Jeden Morgen starrte der vollbärtige alte Herzog von seinem Porträt im zweiten

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