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(K)ein Mann für die Ewigkeit?

(K)ein Mann für die Ewigkeit?

Titel: (K)ein Mann für die Ewigkeit? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rice
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dann sind deine Eltern eine Ausnahme.“
    „Warum bist du dir so sicher, dass nicht deine Eltern die Ausnahme sind?“
    Auf ihre Bemerkung hin erstarrte er, und sie wusste, dass sie den Kern der Sache getroffen hatte. Gios Zynismus und seine Verbitterung hatten nichts mit ihr zu tun, die Gründe lagen in den schlechten Erfahrungen mit seinen Eltern.
    Zwar hatten sich die Hamiltons schon drei Jahre, bevor Issy mit ihrer Mutter ins Herrenhaus gekommen war, scheiden lassen, doch die furchtbaren Geschichten über ihre Trennung machten in Hamilton’s Cross noch jahrelang die Runde.
    Claudia Lorenzo, die italienische Berühmtheit, und Charles Hamilton, Herzog von Connaught und Lebemann, zwei unsäglich schöne und sprunghafte Menschen, hatten sich jahrelang gestritten und einander Szenen gemacht, bis Claudia ihren Mann verließ und mit ihrem neunjährigen Sohn nach Italien zurückging. Der erbitterte Kampf ums Sorgerecht sorgte für Schlagzeilen. Issy hatte nie verstanden, warum der Herzog so verbissen um seinen Sohn gekämpft hatte, um dann so schlimm mit Gio umzuspringen, wenn er auf gerichtliche Verfügung die Sommer bei seinem Vater verbrachte.
    Früher war ihr der von seinen Eltern umkämpfte Gio wunderbar dramatisch und tragisch vorgekommen, wie eine Figur aus dem Roman Sturmhöhe . Doch jetzt war ihr klar, wie sehr er unter der Situation gelitten haben musste. Und dass es gut möglich war, dass hier sein verzerrtes Bild von Beziehungen herrührte.
    „Deine Eltern waren selbstsüchtige, egozentrische Menschen“, sagte sie, „die einander egal waren und für die Liebe keine Rolle gespielt hat.“ Und du auch nicht, fügte sie in Gedanken hinzu. „Aber darum brauchst du nicht die Hoffnung aufzugeben, irgendwann eine liebevolle Beziehung zu einer Frau aufbauen zu können.“
    Stöhnend warf Gio seine Serviette auf den Tisch. „Würdest du bitte aufhören? Du weißt ja gar nicht, wovon du sprichst.“
    „Ich weiß genug“, konterte sie. „Meine Mutter und ich haben gehört, wie dein Vater dich angeschrien und heruntergemacht hat. Und ich habe selbst gesehen, wie sehr dich das fertiggemacht hat“, fuhr sie trotz seiner starren Miene weiter fort. „In jener letzten Nacht, als ich dich im Obstgarten getroffen habe, hattet ihr einen schrecklichen Streit. Du sahst so wütend aus. So …“ Er wandte sich ab, die Gesichtsmuskeln angespannt, und sie hielt inne. Und ihr wurde etwas klar, was sie schon Jahre vorher hätte erkennen müssen.
    „Darum brauchtest du mich in jener Nacht! Darum haben wir uns geliebt“, sagte sie sanft, und ihr Herz klopfte zum Zerspringen. „Wegen etwas, das er zu dir gesagt hat.“
    Als er sich ihr wieder zuwandte, die Augen vor Wut funkelnd, wusste sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    Was immer sein Vater zu ihm gesagt haben mochte – Gio hatte danach jemanden gebraucht, der ihn tröstete.
    Zehn Jahre lang hatte sie gedacht, dass jene Nacht ein furchtbarer Fehler gewesen war, herbeigeführt von ihren unreifen romantischen Vorstellungen. Doch was, wenn er sie damals tatsächlich gebraucht hatte – und zwar nicht nur auf die Weise, wie sie gedacht hatte?
    „Wir haben uns nicht geliebt“, stellte er mit tonloser Stimme fest. „Wir hatten Sex.“
    Trotz seiner harschen Worte zuckte sie nicht mit der Wimper. „Was hat er zu dir gesagt?“, fragte sie, zutiefst berührt von seinem schmerzvoll verzerrten Gesicht.
    „Wen interessiert es, was er gesagt hat? Das ist schon eine Ewigkeit her.“
    Es war keine Ewigkeit her, aber offensichtlich fühlte er sich selbst nach einer Ewigkeit noch verletzt.
    „Verdammt, du lässt nicht locker, oder?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Also gut. Er hat mir gesagt, ich sei nicht sein Sohn. Dass Claudia ihn mit zig anderen Männern betrogen hätte. Dass ich ein Bastard sei, das Kind eines anderen Mannes.“
    „Du musst am Boden zerstört gewesen sein“, bemerkte sie bestürzt. „Aber was ist mit dem Sorgerechtsstreit? Warum hat er …“
    „Er brauchte einen Erben.“ Gio zuckte mit den Schultern. „Und wahrscheinlich hat es ihm Spaß gemacht, Claudia vor Gericht zu zerren.“
    Er sprach mit verächtlicher, monotoner Stimme. Doch er konnte die mitschwingende Anklage des kleinen Jungen nicht verbergen, der von den beiden Menschen, die ihn über alles hätten lieben sollen, so leichtfertig verletzt worden war.
    „Gio, es tut mir so leid!“ Sie griff nach seiner Hand.
    „Warum sollte dir das leidtun?“, fragte er und entzog

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