(K)ein Mann für die Ewigkeit?
gegangen. Ihre Sightseeingtour war weniger lästig gewesen, als er erwartet hatte. Ihm war immer klar gewesen, wie viel Sex-Appeal Issy ausstrahlte, aber er hatte vergessen, wie erfrischend, lustig und geradeheraus sie war.
Sie hatte ununterbrochen geredet, aber die einseitige Unterhaltung war ihm nicht auf die Nerven gegangen, sondern weckte in ihm liebe Erinnerungen an die Kindheit. Von klein auf hatte man ihm beigebracht, dass es besser war, den Mund zu halten, und Issy reden zu hören hatte ihm stets das Gefühl seliger Normalität gegeben.
Nur als sie auf seiner Vespa durch die Straßen von Florenz gebraust waren, war sie still gewesen und hatte ihn fest umklammert gehalten. Und hatte ihm damit die erste Motorradfahrt mit ihr in lebendige Erinnerung gerufen.
Danach hatte er ein wenig Ablenkung dringend nötig gehabt. Denn ihre fest an seinen Rücken gepressten Brüste wirkten sich nicht gerade positiv auf seine Selbstbeherrschung aus. So war er auf die Idee gekommen, ihr die Uffizien zu zeigen. Doch während sie Hand in Hand durch die Hallen gingen, war etwas Seltsames passiert: Er hatte die Begeisterung in Issys Gesicht gesehen, als sie Botticellis Primavera betrachtete, und sie tief einatmen gehört, als sie die unvergängliche Schönheit von Tizians Venus von Urbinio bewunderte. Und es hatte ihm Spaß gemacht.
Er war schon einige Male mit Frauen in dieses Museum gekommen, aber keine von ihnen war von der Schönheit der Kunst so ergriffen gewesen wie Issy.
Später im Latini hatte sie mit großer Begeisterung gegessen. Doch als er beobachtete, wie sie einen Tropfen Soße von ihrer vollen Unterlippe leckte, schlugen Genuss und Nostalgie schlagartig in Vorfreude um auf das, was vor ihm lag.
Auch wenn er Issys Gesellschaft, ihre Begeisterung für die Kunst und ihre Unterhaltsamkeit in den letzten Stunden genossen hatte, war ihm die Lust auf Gespräche vergangen. Vor allem, nachdem sie das Thema angeschnitten hatte, über das er am wenigsten sprechen wollte.
Doch bevor ihm etwas eingefallen war, mit dem er von diesem Thema ablenken konnte, fing sie schon wieder an. „Du betonst immer wieder, dass du nichts Dauerhaftes willst“, sagte sie und sah ihn dabei direkt an. „Ist das nicht ein bisschen seltsam für einen Mann in deinem Alter?“
„Ich bin erst einunddreißig“, erwiderte er gereizt. Schließlich stand er nicht kurz vor der Pensionierung.
„Ich weiß, aber ist das nicht das Alter, in dem die meisten Männer darüber nachdenken, eine Familie zu gründen? Kinder zu bekommen?“
Diese Unterhaltung wollte er nicht weiterführen. Auf keinen Fall. „Was geht dich das an? Oder hoffst du, dass ich dir einen Antrag mache?“, konterte er ein wenig zu grob.
Sie schien nicht verletzt oder beleidigt zu sein und lachte. „Sei nicht so eingebildet. Ein Mann mit Bindungsangst ist nicht gerade das, was sich eine Frau wünscht.“
„Gut zu wissen“, grummelte er. Über ihre spitze Bemerkung freute er sich weniger, als ihm lieb war.
Den Ellenbogen auf den Tisch gestützt und ihr Kinn auf die Hand gelegt sah sie ihn an. „Ich bin einfach nur neugierig. Warum bist du so absolut gegen eine anständige Beziehungen?“
„Ich habe anständige Beziehungen“, erwiderte er, ohne zu wissen, warum er sich verteidigte. „Das hier zum Beispiel, wie nennst du das?“
Ihre blauen Augen funkelten spöttisch im Kerzenlicht. „Eine unanständige Beziehung.“
„Sehr witzig“, sagte er trocken, während ihm das Blut in die Lenden schoss.
Er gab dem Kellner ein Zeichen und bat auf Italienisch um die Rechnung. Als der Mann mit ihren Tellern verschwand, füllte Gio ihre Weingläser nach. „Lass uns für den Nachtisch zur Villa zurückfahren“, schlug er vor. Es wurde höchste Zeit, dieses unsinnige Gespräch zu beenden und zu entscheiden, welchen Teil von ihr er als Erstes vernaschte. „Und diskutieren, wie unanständig diese Beziehung ist.“
Als sie das Verlangen und die Entschlossenheit in seinem Gesicht sah, fiel es Issy schwer, ihre Leidenschaft im Zaum zu halten, die er – da war sie sich sicher – den ganzen Abend lang absichtlich geschürt hatte.
Jedes Mal, wenn er ihr an den Ellenbogen gegriffen oder ihr die Hand in den Nacken gelegt hatte, jedes Mal, wenn sein Atem ihr Ohrläppchen gestreift, wenn er ihr etwas ins Ohr geflüstert oder sie mit seinen schokoladenfarbenen Augen gemustert hatte, war ihr Verlangen größer geworden. Und sie hätte schwören können, dass er es wusste.
Aber so leicht
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