(K)ein Mann für die Ewigkeit?
von brennendem Verlangen erfasst und seufzte.
Gut; sie hatte nicht vorgehabt, sich zu verweigern. Nicht, wenn es um Gio ging. Er war viel zu unwiderstehlich. Und jeder Versuch, ihn vom Unvermeidlichen abzuhalten, würde sie beide nur frustrieren.
Doch das hieß nicht, dass alles nach seinen Wünschen ablaufen musste. Er hatte ihr Verlangen nach ihm ausgenutzt, sie in das einwilligen zu lassen, was er wollte. Sex ohne Verpflichtungen.
Auch sie wollte keine Verpflichtungen. Aber es war nicht leicht für sie, das, was früher passiert war, zu vergessen. Und sie war es nicht gewohnt, Sex und Vertrautheit zu trennen, so wie er es tat. Aus dem einfachen Grund, dass sie noch nie Sex mit einem Fremden gehabt hatte. Jedenfalls nicht bewusst. Denn gerade hatte sie erkannt, dass Gio genau das war: ein Fremder.
Im Bad kämmte sie lange ihr Haar, wusch sich das Gesicht und schminkte sich. Und bemühte sich, ihren Herzschlag wieder in den Griff zu bekommen.
Früher hatte sie geglaubt, Gio zu kennen und zu verstehen. Damals war es nur ein kleiner Schritt gewesen, sich in ihn zu verlieben.
Nach jener ersten Nacht hatte sie schnell den Grund für ihr törichtes Verhalten gefunden. Sie war jung und unreif gewesen und hatte nach männlicher Anerkennung gelechzt. Der Verlust ihres Vaters in jungen Jahren hatte eine Lücke hinterlassen, die nicht gefüllt werden konnte. Bis Gio auftauchte. Ein trauriger und mürrischer, aber ungemein anziehender Junge, der sie ebenso sehr zu brauchen schien wie sie ihn.
Doch nun konnte sie einen zweiten, weniger offensichtlichen Grund erkennen: Sie hatte sich in ein Produkt ihrer eigenen Vorstellungskraft verliebt.
Schon als Kind hatte Gio immer etwas Mysteriöses gehabt. Stets war er darauf bedacht gewesen, möglichst wenig von sich preiszugeben.
Sie hingegen hatte von ihren Hoffnungen und Träumen erzählt, von ihrer Mutter, ihren Schulfreundinnen, ja, sogar über ihre Lieblingsfernsehserien. Gio hatte ihr zugehört, aber fast nie etwas von sich erzählt, weder über sein Leben noch über seine Hoffnungen und Träume. Sie wusste noch nicht einmal, dass er sich für Design interessierte. Und so war es kein Wunder, dass sie so verblüfft über seinen Erfolg als Architekt gewesen war.
Und dann war da sein Schweigen über die zehn Monate, die er mit seiner Mutter in Rom verbracht hatte.
Als Teenager hatte Issy wie jedes Mädchen ihres Alters große Ehrfurcht vor Claudia Lorenzo gehabt. Als strahlend schöne Nebendarstellerin hatte sie sich aus den Elendsvierteln Mailands emporgekämpft. Geschichten über ihre wechselnden Affären und Ehen mit reichen, mächtigen Männern zierten die Seiten der Vogue und der Vanity Fair. Kein Wunder, dass Issy ihn gnadenlos mit Fragen über „La Lorenzo“ gelöchert hatte.
Doch Gio weigerte sich, über seine Mutter zu sprechen. Also hörte Issy irgendwann auf, ihn zu fragen, und dachte sich alle möglichen romantischen Gründe dafür aus, warum Gio ein Geheimnis aus seiner Zeit in Rom machte.
Warum sollte sie diese Woche nicht nutzen, um dieses Geheimnis, das ihn umgab, zu lüften? Um die ihn betreffende Neugierde zu befriedigen? Sie hatte sich immer gefragt, warum Gio so viele Geheimnisse umgaben und warum er keine festen Bindungen eingehen wollte. Sobald sie es wüsste, würde er an Reiz verlieren und aufhören, so faszinierend auf sie zu wirken.
Natürlich würde Gio kaum freiwillig etwas über sich preisgeben. Und es würde schwer werden, sich nicht ablenken zu lassen.
Doch glücklicherweise war sie gut darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, und sie schreckte vor keiner Herausforderung zurück. Diese Fähigkeiten hatte sie durch die Arbeit im Theater perfektioniert. Warum sollte Issy sie hier nicht einsetzen?
So würde sie die kommenden Tage genießen, über ihre Fixierung auf Gios Fähigkeiten im Bett hinwegkommen und endlich mit den Fehlern der Vergangenheit abschließen.
6. KAPITEL
„Warum hast du eigentlich so eine Angst davor, dich zu binden?“
Völlig überrumpelt von Issys Frage verschluckte sich Gio an dem teuren Chianti, den er gerade trank, und hielt sich eine Serviette vor den Mund. Er stellte sein Glas neben den Teller mit den Überresten des riesigen T-Bone-Steaks, das sie gemeinsam gegessen hatten. „Issy, ich habe gerade ein halbes Pfund Fleisch vertilgt. Was hast du vor? Willst du, dass ich mir den Magen verderbe?“, fragte er halb im Scherz.
Wo kam denn diese Frage auf einmal her?
Bis jetzt war alles überraschend gut
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