(K)ein Mann für die Ewigkeit?
ließ sie sich nicht ablenken. Noch nicht.
„Was ist mit dir los, Gio? Weißt du vielleicht gar nicht, warum du keine Beziehung aufrechterhalten kannst?“
„Es ist nicht so, dass ich es nicht könnte“, antwortete er. „Ich will es einfach nicht.“ Lächelnd beugte er sich vor. „Also kann es mir ganz egal sein, wenn es niemals klappt.“
„Warum denkst du so?“, fragte sie, erstaunt über seinen bitteren Unterton.
„Menschen finden durch eine animalische Anziehung zueinander“, erklärte er zynisch lächelnd. „Aber das ist nicht von langer Dauer. Irgendwann beginnen sie, einander zu hassen, auch wenn sie vorgeben, es nicht zu tun.“ Er griff nach ihrer Hand. „So sind Menschen nun einmal. In Beziehungen geht es um Sex. Du magst es mit Herzchen und Blumen ausschmücken. Aber ich tue das eben nicht.“
Erschrocken über seinen zurechtweisenden Ton und die Überzeugung, mit der er gesprochen hatte, atmete Issy tief ein.
Bislang war der Abend magisch gewesen. So magisch, dass sie fälschlicherweise zu glauben begonnen hatte, außer der sexuellen Spannung sei auch noch eine Art Kameradschaft zwischen ihnen vorhanden.
Als sie mit Gio auf dem Roller den steilen Berg hinuntergesaust war, die Hände auf seinem Waschbrettbauch und das Haar im Wind flatternd, hatte sich das Verlangen in ihr ausgebreitet wie eine Droge. Sie war mit einem attraktiven Mann, der virtuos mit ihren empfindlichsten Stellen umgehen konnte, in Florenz. Warum sollte sie das nicht auskosten?
Doch die Aussicht auf Sinnesfreuden war nicht das einzige Aufregende an diesem Abend geblieben.
Zunächst waren sie zu den Uffizien, dem weltberühmten Kunstmuseum, spaziert.
Da Gio während seines Studiums einige Seminare Kunstgeschichte besucht hatte, konnte er Issy mit faszinierenden Anekdoten zu den ausgestellten Bildern unterhalten. Über seine Liebe zur Kunst und zur Architektur sprach er mit einer Leidenschaft, die nicht im Geringsten an seine zurückhaltende Art als Junge erinnerte.
Als sie die Uffizien verließen, war es bereits dunkel. Die Stadt wirkte ganz anders und wie verzaubert. Es waren kaum noch Touristen zu sehen, und in den engen Gassen und auf den großen Plätzen standen Horden von jungen, schicken Florentinern vor den bunt erleuchteten Bars und Cafés. Neben Gio fühlte sie sich, als würde sie dazugehören. Mit ihm an ihrer Seite machte es nichts aus, dass sie kein Wort Italienisch sprach und kein bisschen südländisch aussah. Natürlich wusste sie, dass es an der betörenden Stimmung der Stadt lag, aber zu dem Verlangen, das sie erfüllte, war eine Art Hochgefühl hinzugekommen.
Wie wäre es wohl, wenn sie und Gio während ihres ausschweifenden Wochenendes wieder Freunde werden würden?
Auch das Essen war herrlich. Die rußigen Steinmauern und das vorzügliche Gericht verrieten, dass die kleine, aber voll besetzte Trattoria auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken konnte. Gio war offenbar Stammgast dort. Der Oberkellner hatte ihm freundschaftlich auf die Schulter geklopft und sie an einen etwas abseits stehenden Tisch geführt, sobald sie hereingekommen waren.
Issy nahm an, dass Gio bereits mit Hunderten von Frauen in dieses romantische Restaurant gekommen war, doch sie versuchte, sich nicht daran zu stören. Sie hatten ein paar Tage ganz für sich. Und das bot ihnen nicht nur die Gelegenheit, das körperliche Verlangen nacheinander auszuleben, sondern vielleicht auch ihre Kindheitsfreundschaft wiederaufleben zu lassen, durch die sie verbunden gewesen waren, bevor Missverständnisse, das Erwachsenwerden und eine törichte Nacht alles zerstört hatten.
Doch wie sollte das gehen, wenn Gio sie nicht an sich heranließ und so tat, als seien ihre Ansichten über die Liebe völlig indiskutabel?
Vielleicht war sie mit siebzehn jung und naiv gewesen, und ganz sicher hatte sie einen riesigen Fehler gemacht, sich ausgerechnet Gio als Mister Right auszusuchen, aber sie würde weiter nach ihrem Traummann suchen. Und sie nahm es ihm übel, dass er sie deswegen für eine Idiotin hielt.
Sie entzog ihm ihre Hand. „Sehr interessant, Gio. Aber was ist mit Liebe? Was, wenn du die Person kennenlernst, mit der du den Rest deines Lebens verbringen möchtest?“
„Du glaubst doch nicht etwa immer noch daran, dass das geschieht, oder?“ Er lachte ungläubig.
„Doch, natürlich. Das passiert immer wieder. Bei meinen Eltern zum Beispiel. Sie haben einander angebetet.“
„Kann sein“, erwiderte er skeptisch. „Aber
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