(K)ein Mann für die Ewigkeit?
machen!“, warnte er sie mit finsterem Blick. „Der Mann hat mir zwei Stunden lang das Ohr abgekaut. Und er hat mir furchtbar viele Leute vorgestellt, die angeblich alle mit mir verwandt sind.“
Rasch begrüßte er Sophia und die anderen Frauen, doch bevor eine von ihnen antworten konnte, fasste er Issy am Arm und führte sie auf die Tanzfläche, die mitten in einem Olivenhain aufgebaut war.
Es war bereits dunkel, doch in den Olivenbäumen hingen Lichterketten, die ein verzaubertes Licht auf die bereits tanzenden Paare warfen.
„Und ich musste mindestens zwanzig Mal mein ganzes Leben erzählen“ fuhr er gequält fort, als er mit ihr die Tanzfläche betrat. „Dann bin ich mit dem Kaninchen nach Jägerart von meiner Cousine Elisabetta abgefüttert worden.“ Er ließ sie eine Drehung im Takt der langsamen, verführerischen Musik machen, dann zog er sie wieder näher. „Und dann hätte mich fast noch der Täufling angepinkelt.“
Issy lachte; ihr fiel ein Stein vom Herzen.
Neben Gios Verwirrung und Erschöpfung sah sie auch die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln und hörte seine heitere Stimme.
Der Tag war ein Erfolg gewesen. Er sah müde, aber glücklich aus.
Erleichtert legte sie ihre Wange an seinen Brustkorb und drückte seine Hand. Sie hätte sich nicht solche Sorgen zu machen brauchen. Dass sie zu der Taufe gekommen waren, war richtig gewesen.
„Der einzige Grund dafür, dass ich durchgehalten habe, ist, dass ich mir ununterbrochen überlegt habe, wie ich dich dafür heute Nacht bezahlen lassen werde“, flüsterte er ihr ins Ohr, indem er sich zu ihr herunterbeugte und seine Hände flach auf ihren nackten Rücken legte
Issy rückte ein wenig von ihm ab, um ihm eine Hand auf die Wange zu legen. „Armer Gio. Es ist anstrengend, geliebt zu werden, nicht wahr?“
Mitten auf der Tanzfläche blieb er stehen. „Was hast du gesagt?“
„Ich habe gesagt, dass es anstrengend ist, geliebt zu werden“, wiederholte sie und wünschte, er wäre nicht so erstarrt. Die emotionale Stabilität, die sie während der letzten Stunden aufgebaut hatte, begann wieder ins Wanken zu geraten.
„Sie lieben mich nicht. Sie tun nur das, was sie für ihre Pflicht halten.“
Sie liebten ihn. Wie konnte er das nicht sehen?
Gern hätte sie ihm widersprochen, aber sie erkannte an seinem angespannten Gesichtsausdruck, dass er sich nicht darauf einlassen würde. Die Enttäuschung ließ sie trotz des lauen Abends frösteln.
„Mein Vater möchte, das ich für ihn übersetze.“ Sophia stand neben Carlo, der Issys Hände ergriff. „Gio hat ihm gesagt, dass dein Italienisch nicht so gut ist. Noch nicht.“
„Oh, hat er das?“, scherzte Issy, obwohl sie merkte, wie dünnhäutig sie gerade war.
Sophia lächelte zurück, als Carlo mit fester Stimme zu sprechen begann und Issy einen galanten Handkuss gab.
„Mein Vater sagt, dass er dir sehr dankbar dafür ist, dass du Gio heute hergebracht hast, nachdem seine Familie ihn so viele Jahre lang verloren glaubte. Er sagt, dass du innerlich und äußerlich eine sehr schöne Frau bist und er hofft, dass auch Gio das erkennen kann.“
Betroffen von den Worten des alten Mannes errötete Issy.
Carlo wandte sich Gio zu und nahm dessen Hand. Als sein Onkel ihn ansprach, die Stimme voller Stolz, spürte sie Gio neben sich erstarren. Er senkte den Kopf, und rote Flecken erschienen auf seiner sonnengebräunten Haut. Carlo tätschelte seine Wange.
Als Sophia übersetzte, traten Issy Tränen in die Augen.
„Mein Vater sagt, dass die Familie Lorenzo sehr stolz auf Giovanni ist. Auf das, was er trotz einer Mutter, die nicht wusste, wie man eine Mutter ist, im Leben erreicht hat. Er sagt, dass Giovanni schöne Gebäude errichtet hat, die sehr lange Bestand haben werden. Aber er soll nicht vergessen, dass das Wichtigste im Leben eines Mannes die Familie ist.“ Lächelnd ließ Sophia Carlo zu Ende reden. „Und dass Giovanni älter wird und sich damit nicht mehr allzu viel Zeit lassen sollte.“
Als Gio auf Italienisch antwortete, fiel Issy der maßvolle Ton auf, der frei von seinem üblichen Zynismus war, und sie war mehr als erleichtert. Er war also nicht völlig unempfänglich für das, was diese Menschen ihm geben konnten.
Als sie sich von allen verabschiedeten, strich sich Issy wie automatisch mit der Hand über den Bauch.
Was, wenn ihr Fehler eine Schwangerschaft zur Folge hätte?
Überraschenderweise versetzte sie diese Frage nicht in Panik, wie sie es erwartet hätte.
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