(K)ein Mann fuer die Liebe
befürchtet, ich würde dich den Journalisten zum Fraà vorwerfen, nicht wahr? Aber so bin ich nicht.â
âDas weià ich jetztâ, gab sie zu. âDamit habe ich nicht gerechnet. Nicht mit deiner Unterstützung. Und nicht mit deinem Dank. Dein Entgegenkommen bedeutet mir vielâ, sagte sie gerührt.
âWenn dich so etwas so sehr aus der Bahn wirft, tue ich es nicht wiederâ, neckte er sie.
Ernst sah sie ihn an. â Du wirfst mich aus der Bahn.â
Verwirrt blickte er zu ihr. In seinem Lächeln spiegelten sich Wertschätzung und Bedauern. Dann wandte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort.
âDas war sehr nett von ihmâ, meinte Rachel, als sie den Wagen startete.
Jolie bemühte sich, ihm nicht nachzusehen, wie er zum Taxistand ging und einen der Fahrer ansprach. Wo war seine Familie? War es ihnen so wichtig, nicht in der Nähe der Tanners gesehen zu werden, dass sie nicht einmal ihren Sohn und Bruder aus dem Krankenhaus abholten?
âWas hast du mit ihm angestellt, dass er so freundlich war?â, fragte Rachel in Jolies brütendes Schweigen hinein.
âIch dachte â¦â Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten. âEr hat mich vollkommen überrascht. Nicht ein einziges Mal hat er aufgegeben, immer wieder hat er gekämpft. Und er hat gesiegt.â
Nicht jeder hatte dieses Unwetter besiegt. Traurig dachte Jolie an Hare und seufzte. âHare ist tot. Die Rettungskräfte vermuten, dass er einen Herzinfarkt hatte.â Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten, als sie fortfuhr. âEr hat mir noch aufgetragen, dir unbedingt zu sagen, wie sehr es ihm leidtut, dass du James verloren hast.â Jetzt konnte sie ihre Fassung nicht länger aufrecht erhalten. Ungehindert liefen ihr die Tränen über die Wangen.
5. KAPITEL
Jeder Tag, der verging, lieà Jolie mehr Abstand zu den Ereignissen gewinnen.
Nach ein paar Tagen hatte sie ihre Gefühle so weit unter Kontrolle, dass sie ihrer Mutter wieder in der Bar helfen konnte. Sie zapfte Bier, nahm Bestellungen auf und plauderte mit den Gästen. Nur wenn das Thema auf ihre unfreiwillige Nacht mit Cole kam, blieb sie wortkarg. Mit einem Lächeln lenkte sie vom Thema ab, erzählte von der gewaltigen Wucht der Lawine und schaffte es immer, die Nacht selbst mit keiner Silbe zu erwähnen.
Rachels Bar war klein und gemütlich, mit einer guten Auswahl an Weinen und einer regelmäÃig wechselnden Tageskarte, für die Ophelia-Anne, die Küchenchefin mit polynesischen Wurzeln, verantwortlich war. Heute bot sie frisch geräucherten Lachs an, und die Bar war gut gefüllt.
In den Monaten vor seinem Tod war James Rees immer häufiger hier gewesen. Er genoss es, Zeit mit Rachel zu verbringen, Ophelia-Annes Gerichte zu kosten und schien sich nicht mehr darum zu scheren, dass er die Gerüchte mit seiner Anwesenheit schürte.
Cole dagegen war noch nie hier gewesen.
Bis heute.
Rachel hatte bemerkt, dass er gekommen war, doch sie überlieà es ihrer Tochter, sich um ihn zu kümmern.
âCole. Was kann ich für dich tun?â Höflich reichte Jolie ihm die Getränkekarte.
âIch bin nicht gekommen, um etwas zu trinken, Jolie.â In seiner Stimme schwang ein kaum verborgener Zorn mit.
âDann lass mich die Frage anders stellenâ, berichtigte sie sich. âWarum bist du hier?â
âUm dir dies hier zu geben.â Wütend knallte er einen groÃen, dicken Briefumschlag auf den Tresen. âMein Vater hat dich in seinem Testament bedacht. Und auch deine Mutter. Jeder halbwegs intelligente Anwalt weiÃ, was jetzt zu tun ist. Falls du etwas nicht verstehst, kannst du auch gern einen meiner unzähligen Anrufe beantworten.â Mit einem kurzen Nicken in Rachels Richtung stand er auf und ging, ohne Jolie noch eines Blickes zu würdigen.
Verwirrt nahm Jolie den Umschlag und wog ihn in der Hand. Er war sehr schwer. Gedankenverloren sah sie Cole nach. Sie hatte gedacht ⦠natürlich konnten sie niemals Freunde werden, aber sie hatte tatsächlich angenommen, jene Nacht hätte ihr Verhältnis verbessert.
Anscheinend hatte sie sich geirrt.
Seufzend zog sie sich in die Küche zurück und begann, das Anschreiben aus Jamesâ Rechtsabteilung zu lesen.
âWas wollte Cole?â, fragte Rachel ein paar Minuten später.
âAm liebsten hätte er mich wohl umgebrachtâ, erwiderte Jolie
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