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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sitzen. Sein Atem ging ebenso stoßweise wie ihrer an jenem Abend vor sechs Monaten am Strand vor Charlie Kincannons Bungalow. Sie schob die Sonnenbrille höher auf die Nase.
    »Du hast deine Kette vergessen.« Seine Stimme klang pelzig rau. Er räusperte sich. »Ich möchte, dass du diese Kette behältst, Fleur.«
    Der Blütenanhänger glitt in ihren Schoß. Das Metall verströmte die Wärme seiner Hand. Sie starrte stur durch die Windschutzscheibe. »Danke.«
    »Ich … ich hab sie speziell für dich anfertigen lassen.« Er räusperte sich abermals. »Ich kenn da einen Juwelier, dem hab ich eine Zeichnung gemacht.«
    »Der Anhänger ist wunderschön.« Ihre Stimme klang höflich erstaunt, als hätte sie die Kette eben erst bekommen. Dabei sah sie ihn nicht an.
    Seine Füße scharrten nervös über den Kies. »Ich will nicht, dass du gehst, Fleur. Ich weiß auch nicht, was gestern Abend mit mir los war …« Seine Stimme klang rau, als hätte er sich erkältet. »Es tut mir leid. Verzeih mir.«
    Mühsam gelang es ihr, die Tränen zurückzuhalten. »Ich kann nicht … ich kann nicht mehr. Lass mich fahren.«
    Er atmete gequält ein. »Ich hab das Buch gelesen. Wie du gesagt hast. Du … du hattest Recht. Ich … ich hab mich jahrelang innerlich abgeschottet. Aus Angst. Aber als ich dich letzte Nacht am Pool sah, da war mir plötzlich klar, dass ich verflucht mehr Angst davor habe, dich zu verlieren, als vor dem ganzen Horror, der mich seit fünfzehn Jahren nicht loslässt.«
    Schließlich schaffte sie es, ihn anzusehen, doch er hielt den Blick gesenkt. Sie nahm die Sonnenbrille ab und hörte, wie er sich erneut verlegen räusperte. Sie spürte, dass er mit den Tränen kämpfte.
    »Jake?«
    »Schau mich nicht so an.«
    Sie drehte den Kopf weg. Plötzlich waren seine Hände auf ihren Armen, und er zog sie aus dem Wagen. Drückte sie stürmisch an seine Brust, dass ihr der Atem wegblieb. »Geh nicht«, stieß er atemlos hervor. »Ich war so lange allein … mein ganzes Leben. Verlass mich nicht. Grundgütiger, ich liebe dich so sehr. Bitte bleib bei mir, Fleur.«
    Das Eis brach. Die schützende Wand bröckelte. Ihre Geduld hatte sich gelohnt. Sie hatte ihn endlich so weit – Jake Koranda gab ihr seine Gefühle preis. Und es brach ihr das Herz.
    Sanft küsste sie ihm die Tränen von den Wangen. Versuchte mit ihrer Zärtlichkeit, seine tiefen seelischen Wunden zu lindern. »Ist schon okay, Cowboy«, flüsterte sie. »Es wird alles gut. Ich liebe dich. Aber du darfst dich nie wieder abkapseln, mich aus deinem Denken und Fühlen ausschließen. Ich könnte alles ertragen, aber das nicht.«
    Er betrachtete sie mit rotgeränderten Augen, sein Zynismus wie weggeblasen. »Und du, Flower? Wie lange willst du dich noch vor mir einigeln? Wann bekennst du dich endlich zu mir und schenkst mir dein Vertrauen?«
    »Ich weiß nicht, was du …« Sie brach ab, schmiegte ihre Wange an sein Kinn. Jake hatte ja so Recht. Zeit ihres Lebens hatte sie versucht, ihre Selbstbestätigung über andere zu beziehen, über die Nonnen im Konvent, Belinda, Alexi. Damit war jetzt Schluss. Selbstbestimmung war angesagt. Natürlich wollte sie, dass ihre Agentur Erfolg hatte, aber wenn es nicht klappte, war es auch kein Beinbruch. Letztlich hatte sie doch nichts zu verlieren, oder? Genau wie Jake hatte sie sich instrumentalisieren lassen, war ein Opfer äußerer Umstände geworden.
    Ring dir ein bisschen Mitgefühl für den Halbwüchsigen ab, der du damals warst, hatte sie Jake empfohlen. Vielleicht sollte sie ihren eigenen Rat beherzigen und mehr Verständnis für die verstörte, kleine Fleur von früher aufbringen.
    »Jake?«
    Er murmelte etwas an ihrer Halsbeuge.
    »Du wirst mir helfen müssen«, fuhr sie fort.
    Dann glitten seine Finger in ihre Haare, und sie küssten sich endlos lange. Als sie sich schließlich voneinander lösten, sagte er: »Ich liebe dich, Fleur. Komm, wir fahren hinunter zum Meer. Ich möchte dich in meinen Armen halten, dabei den Ozean betrachten und dir alles erzählen, was mich seit langem bewegt. Vermutlich möchtest du auch so einiges loswerden, hm?«
    Worauf er sich verlassen konnte. Es brannte ihr auf der Zunge, ihm von dem Konvent, von Alexi, Belinda und Errol Flynn, über ihre verschenkten Jahre und ihre Ambitionen zu erzählen. Sie nickte bekräftigend.
    Sie manövrierten den Wagen wieder auf die Fahrbahn. Jake fuhr. Während er langsam die Auffahrt hinunterrollte, fasste er Fleurs Hand und küsste ihre Fingerspitzen.

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