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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Adelaide«, versetzte Fleur mit dem ihr eigenen weichen, leicht melodischen Akzent des Mittleren Westens. Keiner der Umstehenden hätte darauf getippt, dass Englisch nicht ihre Muttersprache war. Sie beugte sich herunter für den obligatorischen Luftkuss, denn Adelaide reichte ihr gerade einmal bis zum Kinn. Woraufhin die hennagefärbte Journalistin Fleur in den hinteren Bereich des Saals zog und damit geschickt vor den anderen Pressevertretern abschottete.
    »1976 war ein denkbar schlimmes Jahr für mich, Fleur.« Adelaide seufzte theatralisch. »Damals ging ich durch die Menopause. Gute Güte, dass Sie niemals durchmachen mögen, was ich durchgemacht habe. Es hätte mich extrem aufgebaut, wenn Sie mir die Story gegeben hätten. Aber ich schätze, Sie hatten anderes im Kopf als mich. Dann, als Sie schließlich wieder in New York auftauchten …« Sie drohte Fleur scherzhaft mit dem Finger. »Ich muss gestehen, Sie haben mich enttäuscht.«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    Fleur schenkte ihr ein, wie sie hoffte, geheimnisvolles Lächeln und nahm ein Glas Champagner von einem der vorbeigleitenden Kellner.
    Adelaide nahm sich ebenfalls ein Glas. »Ihr erstes Vogue -Cover werde ich im Leben nicht vergessen. Diese Statur … und diese auffallend großen Hände. Keine Ringe, kein Nagellack. Auf dem Titelblatt trugen Sie einen Nerz und ein Diamantencollier von Harry Winston, das sicher locker eine Viertelmillion Dollar kostete.«
    »Ich entsinne mich.«
    »Keiner konnte es so richtig fassen, dass Sie plötzlich von der Bildfläche verschwanden. Und dann Belinda …« Ein berechnender Ausdruck glitt über ihr Gesicht. »Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen?«
    Fleur verspürte wenig Lust, über Belinda zu reden. »Ich war länger in Europa. Ich wollte ein bisschen was Neues ausprobieren.«
    »Das kann ich nachvollziehen. Sie waren ein junges Mädchen. Und Ihre Kindheit verlief ja wohl nicht besonders rosig. Zudem war es Ihr erster Film. Die Leute in Hollywood sind meist nicht besonders sensibel, anders als wir New Yorker. Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Was haben Sie denn so alles ausprobiert?«
    »Das ist eine längere Geschichte.« Fleurs Blick glitt durch den Saal, ein Signal, dass das Thema für sie beendet war.
    Adelaide blieb hartnäckig. »Na, wenn schon, meine Liebe, verraten Sie mir Ihr Geheimnis? Kaum zu glauben, aber Sie sehen noch besser aus als mit neunzehn.«
    Das Kompliment machte Fleur hellhörig. Wenn sie sich gelegentlich ihre Fotos anschaute, nahm sie zwar die Schönheit wahr, die andere in ihr sahen, aber es schien ihr zugleich so distanziert, als zeigten die Aufnahmen eine Fremde. Sicherlich waren ihre Züge mit den Jahren ebenmäßiger und reifer geworden, aber sie konnte nicht einschätzen, wie andere die Veränderungen wahrnahmen.
    Fleur war nicht eitel, weil sie schlicht nie verstanden hatte, warum man so viel Tamtam um sie machte. Sie fand ihr Gesicht zu herb. Die Wangenknochen, die Fotografen und Moderedakteure zu Begeisterungsstürmen hinrissen, zu maskulin. Hinzu kamen ihre Körperlänge, die großen Hände, die riesigen Füße … einfach unmöglich.
    »Ich glaube wohl eher, dass Sie ein Geheimnis haben«, erwiderte Fleur schlagfertig. »Ihre Haut sieht nämlich fantastisch aus.«
    Adelaide tat einen kurzen Augenblick lang geschmeichelt, ehe sie bescheiden abwinkte. »Erzählen Sie mir von Ihrem Kleid. So etwas hab ich Jahre nicht mehr gesehen. Es erinnert mich daran, was Mode einmal war, bevor …« Sie nickte kaum merklich in Richtung der schamlos aufgeknöpften Produzentengattin. »… bevor Geschmacklosigkeit Stilgefühl ersetzte.«
    »Der Designer wird später noch vorbeischauen. Er ist ein außergewöhnliches Talent. Im Übrigen kennen Sie sich bereits.« Fleur lächelte. »Entschuldigen Sie, aber ich muss kurz mit der Redakteurin von Harper’s plaudern, sonst brennt sie Ihnen mit ihrer Zigarette noch ein Loch in den Rücken.«
    Adelaide packte sie am Arm, und Fleur bemerkte echte Betroffenheit in ihrer Miene. »Warten Sie. Bevor Sie sich umdrehen, sollten Sie wissen, dass Belinda gerade gekommen ist.«
    Unvermittelt wurde Fleur von einem leichten Schwindelgefühl erfasst, etwa so, als wäre sie zu hastig aufgestanden. Das hatte sie nicht einkalkuliert. Wie dumm von ihr. Sie hätte damit rechnen müssen … Bestimmt beobachteten sie bereits sämtliche Gäste. Sie drehte sich langsam um.
    Belinda löste eben den Schal, den sie um den Kragen ihres

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