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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sollte. Wenn sie sich etwas wünschte, würde er ihr es kaufen. Prompt schwärmte sie ihm von einem Haus in der Ägäis vor und dass sie gern ein Pferd hätte. Darüber ließe er erst mit sich reden, beteuerte er ausweichend, wenn sie sich besser fühle. Damit war das Thema für ihn beendet.
    Diese Unterhaltung hinterließ einen faden Nachgeschmack bei ihr. Sicher, es war bequem gewesen, Alexi Vollmachten für dieses und jenes auszustellen. Die Rechnungen wurden immer bezahlt, und sie und Belinda schwammen trotzdem im Geld. Mittlerweile fragte sie sich jedoch, ob die Entscheidung richtig gewesen war.
    Sie zwang sich, wieder mit dem Lauftraining zu beginnen. Irgendwann joggte sie durch die schmiedeeisernen Tore und auf die Rue de la Bienfaisance, wo ein Läufer mit einem leuchtfarbenen Schweißband an ihr vorbeipreschte. Sie hingegen schaffte es nicht, die nötige Energie aufzubringen, und kehrte frustriert ins Haus zurück.
    Mitten in jener Nacht wachte sie mit schweißverklebtem Nachthemd auf. Sie hatte wieder von Jake geträumt. Sie stand vor den Toren ihrer ehemaligen Konventsschule und beobachtete, wie er davonfuhr. Sie ging in ihr Bad, um eine Schlaftablette einzunehmen, aber das Röhrchen war leer. Zwei Tage vorher hatte sie die letzten beiden eingenommen. Sie ging zu Belindas Schlafzimmer. Vielleicht hatte ihre Mutter noch einen Vorrat. Auf dem Weg dorthin gewahrte sie einen schwachen Lichtschein am Ende des Gangs. Er erhellte die Stufen, die zum Speicher führten. Neugierig kletterte sie hinauf und betrat einen sonderbar skurril ausgestalteten Raum.
    Auf die blau gestrichene Decke waren weiße Schäfchenwolken gemalt. Ein Fallschirm war schlaff über ein schmales Metallbett ausgebreitet. Alexi saß auf einem Holzstuhl mit hoher Lehne. Seine Schultern eingesunken, starrte er in ein leeres Glas. Belinda hatte ihr irgendwann einmal erzählt, dass Michel hier oben wohnte. Das war sein Zimmer gewesen.
    »Alexi?«
    »Lass mich allein. Geh weg.«
    Sie war derart in ihren eigenen Seelenkummer verstrickt gewesen, dass sie die Sorgen ihres Vaters völlig ausgeblendet hatte. Sie kniete sich neben den Stuhl. Sie wusste gar nicht, dass er so viel trank, immerhin hatte er eine ziemliche Fahne. »Du vermisst ihn, nicht?«, fragte sie sanft.
    »Was weißt du schon davon?«
    »Täusch dich nicht. Ich weiß, wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen vermisst.«
    Er hob den Kopf, und sein kalter, leerer Blick ängstigte sie. »Dein Mitgefühl ist rührend, aber völlig unnötig. Michel ist ein Schwächling, und ich habe ihn aus meinem Leben getilgt.«
    Genau wie mich, überlegte sie. So, wie du mich damals eliminiert hattest. »Und was machst du in seinem Zimmer?«
    »Ich habe zu viel getrunken, und dann werde ich nachsichtig mit mir selbst. Gerade dir müsste so etwas doch bestens vertraut sein.«
    Sie war gekränkt. »Findest du, dass ich unkritisch bin?«
    »Oh ja. So wie du Belinda auf ein Podest hebst. Oder mich mental zu dem Vater hochstilisierst, wie du ihn dir immer gewünscht hast.«
    Ein eisiger Schauer überkam sie. Sie stand auf und rieb sich fröstelnd die Arme. »Das brauchte ich gar nicht. In den letzten Jahren warst du wundervoll zu mir.«
    »Ich war so, wie du es von mir erwartet hast.«
    Unvermittelt sehnte sie sich in ihr Zimmer zurück. »Ich … ich gehe jetzt wieder ins Bett.«
    »Warte.« Er stellte das leere Glas auf den Tisch. »Nimm’s mir nicht übel, ich habe auch meine geheimen Wünsche und sollte mich über deine wahrlich nicht mokieren. Ich habe mir eben vorgestellt, Michel wäre der Sohn, wie ich ihn mir gewünscht hatte. Statt dieses perversen Schwächlings, der besser nie geboren worden wäre.«
    »Das ist tiefstes Mittelalter«, entgegnete sie. »Millionen von Männern sind homosexuell. Na und?«
    Blitzschnell sprang er auf. Für Sekundenbruchteile glaubte sie, er würde sie schlagen. »Du weißt nichts! Nichts! Michel ist ein Savagar.« Hektisch stampfte er durch den Raum. »Solche Abnormitäten sind undenkbar bei einem Savagar. Es sind die Gene deiner Mutter. Ich hätte sie nie heiraten dürfen. Unter dieser Fehlentscheidung leide ich mein ganzes Leben. Durch ihre Vernachlässigung ist Michel abartig geworden. Hätte es dich nicht gegeben, wäre sie ihm eine anständige Mutter gewesen.«
    Der Alkohol löste seine Zunge. Das war nicht ihr Vater. Sie wollte bloß noch weg, mochte nichts mehr hören. Sie wirbelte zur Tür, aber er war schneller.
    »Du kennst mich nicht.« Er strich mit

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