Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Beleuchterin aus und bei der Filmentwicklung. Unbewusst hatte sie die einzige Waffe entdeckt, die sie gegen ihn einsetzen konnte. Was konnte er jemandem nehmen, der nichts besaß?
Er vernahm Schritte und schob die Fotos hastig wieder in die Ledermappe. Dann ging er zur Tür und schloss auf.
Belindas Haare waren vom Schlaf zerzaust, ihre Mascara verwischt. »Ich habe von Fleur geträumt«, flüsterte sie. »Wieso träume ich ständig von ihr?«
»Weil du nicht loslassen kannst«, versetzte er trocken.
Belinda umschloss seinen Arm und sah ihn eindringlich an. »Du weißt, wo sie ist. Bitte, sag es mir.«
»Ich muss dich schützen, chérie .« Mit seinen kalten Fingern streifte er ihre Wange. »Ich möchte dich nicht dem Hass deiner Tochter aussetzen.«
Schließlich ließ Belinda ihn allein. Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück, wo er den Bericht erneut las und dann in seinem Wandsafe einschloss. Momentan besaß Fleur nichts, woran ihr Herz hing und was er hätte zerstören können, aber irgendwann würde sich das bestimmt ändern. Er war ein geduldiger Mann und konnte warten, notfalls sogar Jahre.
Die Glocke über der Eingangstür des Fotogeschäfts in Strasbourg läutete, als Fleur die letzte Kiste mit Filmen auf das Regal stellte. Unverhoffte Geräusche erschreckten sie immer noch, obwohl sie seit mittlerweile zweieinhalb Jahren aus Paris fort war. Wenn Alexi es wirklich auf sie abgesehen hätte, hätte er sie längst aufgespürt, versuchte sie sich mental zu beruhigen. Sie spähte zu der Wanduhr. Ihr Chef war schon die ganze Woche unterwegs. Sie hoffte, dass er am Nachmittag pünktlich zurückkäme, denn sie wollte noch zu einer Vorlesung in Betriebswirtschaft. Sie wischte sich die Hände an der Jeans ab und schob den Vorhang beiseite, der den kleinen Laden vom Fotostudio trennte.
Gretchen Casimir stand vor der Theke. »Grundgütiger!«, entfuhr es ihr.
Fleur wäre am liebsten im Erdboden versunken.
»Grundgütiger!«, wiederholte Gretchen.
Es war doch klar, dass man sie zwangsläufig finden würde, redete Fleur sich zu. Sie konnte froh sein, dass es so lange gedauert hatte, aber sie war kein bisschen froh darüber. Sie saß in der Falle und hatte Panik. Sie hätte nicht so lange in Strasbourg bleiben dürfen. Vier Monate waren zu lang gewesen.
Gretchen nahm die Sonnenbrille von der Nase. Ihr Blick glitt über Fleurs Figur. »Du bist ja aufgegangen wie ein Pfannekuchen. So kann ich dich beim besten Willen nicht gebrauchen, Schätzchen.«
Sie trug die Haare länger als früher, überlegte Fleur, und das Rot war kräftiger. Ihre Pumps waren bestimmt ein Mario-of-Florence-Modell, der cremefarbene Leinenanzug von Perry Ellis und das bunte Seidentuch von Hermès. Fleur hatte fast vergessen, wie solche Sachen aussahen. Von dem Geld, was Gretchen am Leib trug, könnte sie bequem ein halbes Jahr leben.
»Du hast mal locker vierzig Pfund zugelegt. Und deine Haare – igittigitt! So wie du aussiehst, könnte ich dich nicht mal an Wild und Hund verkaufen.«
Fleur zwang sich zu einem überheblichen Grinsen, aber es wollte nicht so recht klappen. »Darum hat dich auch keiner gebeten«, sagte sie schroff.
»Diese Eskapade hat dich ein Vermögen gekostet«, gab Gretchen zurück. »Die Vertragsbrüche. Die Anwaltskosten.«
Fleur versuchte, eine Hand in die Hosentasche zu stecken, aber der Stoff spannte dermaßen, dass nur der Daumen hineinpasste. War ihr doch egal. Selbst wenn sie ihr früheres Idealgewicht hätte, würde sie sich keinen Deut besser fühlen. »Schick die Rechnungen an Alexi«, sagte sie. »Er hat zwei Millionen Dollar von mir bekommen. Das müsste reichen. Aber das weißt du sicher schon.« Alexi wusste, wo sie war. Er hatte Gretchen hergeschickt. Die Luft im Raum war mit einem Mal erstickend heiß.
»Ich nehme dich mit zurück nach New York«, erklärte Gretchen, »und stecke dich in eine Diätklinik. Es wird zwar einige Monate dauern, aber dann bist du wieder in Topform. Mit dieser entsetzlichen Frisur kannst du keinen Blumentopf gewinnen. Und dass Parker dich noch mal beim Film unterbekommt, wage ich zu bezweifeln.«
»Ich komme nicht mit zurück«, versetzte Fleur. Und fand es merkwürdig, Englisch zu sprechen.
»Natürlich kommst du mit. Sieh dich doch mal um. Unbegreiflich, dass du hier arbeiten kannst. Meine Güte, nachdem Sunday Morning Eclipse in die Kinos gekommen war, wollten dich einige von Hollywoods Topregisseuren.« Sie stopfte die Sonnenbrille in die Brusttasche ihres
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