Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
österreichischen Klößchen vor sie, die er Nockerln nannte. Sie waren zwar köstlich, aber schwer zu schlucken. Es gab in Wien weder Bären auf Einrädern noch Männer, die auf den Händen liefen, dafür aber dieselben Probleme, die sie zur Genüge kannte. Sie war nie die Mutigste, die Schnellste, die Stärkste gewesen – alles nur Illusion.
Ein Mann im Burberry-Trenchcoat mit Louis-Vuitton-Aktentasche streifte ihren Tisch und blieb stehen. »Fleur? Fleur Savagar?«
Sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie erkannte, dass ihr früherer Agent Parker Dayton vor ihr stand. Er war um Mitte vierzig, mit einem Allerweltsgesicht, das durch den adrett gestutzten, rötlichen Bart, den er sich in der Zwischenzeit hatte stehen lassen, kein bisschen attraktiver wirkte.
Sie hatte Parker nie leiden können. Belinda hatte ihn ausgesucht, damit er sich um Fleurs Filmkarriere kümmerte. Auf Gretchens Empfehlung hin, wohlgemerkt; dabei stellte sich heraus, dass er seinerzeit Gretchens Lover gewesen war und beileibe keiner der angesagten Topagenten im Filmbusiness. Nach der Vuitton-Aktentasche und den Gucci-Schuhen zu urteilen, schien er inzwischen auf der Erfolgsspur angekommen zu sein.
»Du siehst scheiße aus.« Ohne ihre Einladung abzuwarten, setzte er sich zu ihr an den Tisch und stellte die Aktentasche auf den Boden. Er starrte sie an. Sie starrte zurück. Er schüttelte den Kopf. »Es hat Gretchen ein Vermögen gekostet, für deine Vertragsbrüche geradezustehen.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, und Fleur beschlich das unangenehme Gefühl, dass er gleich seinen Taschenrechner aus der Aktentasche kramen und ihr alles genau ausrechnen würde.
»Nun hab dich mal nicht so. Es hat Gretchen keinen Penny gekostet«, versetzte sie ungnädig. »Ich bin sicher, Alexi hat dafür geradegestanden. Geld hatte ich ja immerhin genug.«
Er zuckte mit den Achseln. »Du bist mit ein Grund, weshalb ich auf Musik umgeschwenkt bin.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ich manage Neon Lynx. Du hast bestimmt schon von den Jungs gehört. Amerikas heißeste Rockgruppe. Deshalb bin ich auch in Wien.« Er wühlte in seinen Manteltaschen und kramte eine Eintrittskarte heraus. »Hier, komm doch heute Abend auf das Konzert. Wir sind schon seit Wochen ausverkauft.«
Sie hatte die Plakate gesehen, die überall in der Stadt hingen. Heute Abend war das Eröffnungskonzert ihrer Europatournee. Sie nahm die Eintrittskarte und überschlug im Stillen, was sie auf dem Schwarzmarkt dafür bekommen könnte. »Du und Rockmanager? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.«
»Die anderen können es. Wenn eine Rockband einschlägt, ist das wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Bis ich sie entdeckte, spielte Lynx in drittklassigen Clubs an der Küste von Jersey. Ich wusste, die Jungs hatten das gewisse Etwas, aber sie brachten es nicht richtig rüber. Sie hatten keinen eigenen Stil. Du verstehst, was ich meine? Ich hätte sie an einen Manager vermitteln können, aber damals liefen die Geschäfte nicht besonders. Also beschloss ich, sie unter meine Fittiche zu nehmen. Ich nahm ein paar Veränderungen vor und kurbelte die Tournee an. Ich sag dir ganz ehrlich, ich rechnete zwar fest mit einem Erfolg, aber nicht, dass die Jungs so wahnsinnig einschlagen würden. Auf der letzten Tour ging richtig die Post ab.«
Er winkte jemandem hinter ihr, und ein zweiter Mann gesellte sich zu ihnen. Er war vielleicht Anfang dreißig mit Wuschelkopf und Oberlippenbärtchen.
»Fleur, das ist Stu Kaplan, der Tourmanager von Neon Lynx.«
Zu Fleurs Erleichterung erkannte er sie nicht. Der Mann bestellte Kaffee, dann wandte Parker sich an Stu. »Und, alles erledigt?«
Stu zupfte an seinem Schnäuzer. »Ich hab ungelogen eine halbe Stunde mit dieser verdammten Zeitarbeitsfirma rumtelefoniert, bis ich einen an der Strippe hatte, der Englisch sprach. Um mir dann zu sagen, dass sie in einer Woche eventuell ein Mädchen für uns haben. Grundgütiger, nächste Woche sind wir in Deutschland.«
Parker zog die Stirn in Falten. »Das ist nicht mein Problem, Stu. Dann musst du eben ohne Sekretärin auskommen.«
Sie plauderten noch ein paar Minuten. Parker entschuldigte sich, weil er auf die Toilette musste, und Stu wandte sich an Fleur. »Ist er ein Freund von dir?«
»Eher ein alter Bekannter.«
»Der Typ ist ein Scheißdiktator. ›Das ist nicht mein Problem, Stu.‹ Teufel, kann ich was dafür, wenn sie sich einen Braten in die Röhre schieben lässt?«
»Eure
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