Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Nancy und Nick unten in der Küche weiterhin kabbeln. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, besser nicht zu heiraten. Allerdings möchte ich ihre Kinder nicht missen. Ich liebe es, am Wochenende mit den Mädchen im Park spazieren zu gehen und ihnen Eis zu kaufen. Und ich muss lächeln, wenn ich daran denke, wie Nick mit ihnen Fangen spielt.
Als mein Blick auf Nicks Laptop fällt, frage ich mich, ob in der Zwischenzeit vielleicht schon Antworten auf meine Anzeige eingegangen sind. Ich logge mich ein.
»Herzlich willkommen, Gilly«, begrüßt mich die Webseite.
»Keine Ursache«, murmle ich und warte darauf, dass ich erfahre, was Sache ist.
Mit großen Augen starre ich auf den Bildschirm. Träume ich?
Wahrscheinlich habe ich unbewusst einen Überraschungsschrei ausgestoßen, denn das Nächste, woran ich mich erinnernkann, ist Nick, der ins Zimmer stürmt und mich tröstend umarmt.
»Entschuldige, Gilly. Nancy kann manchmal so gedankenlos sein.«
»Schon gut.« Ich winde mich aus seinen Armen. »Und sie hat ja auch recht«, gebe ich zu, »die Uhr tickt wirklich. Aber schau dir das hier mal an!«
»Ihr Angebot in Hammersmith hatte 55 Besucher und 10 Anfragen« ist auf dem Bildschirm zu lesen.
»Nicht so laut!«, warnt Nick, muss aber über meine Begeisterung lächeln.
Eines der Mädchen beginnt zu weinen.
»Schon gut, Liebes«, beruhigt Nicholas Matilda, die mit tränenüberströmtem Gesichtchen aufrecht im Bett sitzt, und gibt ihr etwas zu trinken. »Zehn Anfragen«, flüstert er. »Das ist wirklich toll!«
»Tante Gilly!«, ruft Tilda, die mich im Türrahmen stehend entdeckt hat.
Ich lege einen Finger auf die Lippen, gehe aber trotzdem zu ihr und gebe ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss. Ihr Gesicht ist weich und rund und riecht nach Schlaf.
»Wo ist Ruskin?«, fragt sie.
Die vierjährige Tilda will meinen Hund unbedingt heiraten.
»Er schläft«, flüstere ich.
Hannah wacht zum Glück nicht auf. Sie liegt diagonal auf ihrer Matratze. Hannah ist drei Jahre älter als ihre Schwester, liebt Klavierspielen und Fahrradfahren. Allerdings ist mir in der letzten Zeit aufgefallen, dass sie bedrückt wirkt. Sie hat zu nichts mehr Lust und sitzt am liebsten vor dem Fernseher.
Beide Mädchen sind sehr hübsch. Sie haben honigfarbenes Haar, das sie oft zu Zöpfen geflochten tragen, und ihre kleinen Körper sind perfekt geformt. Für mich gibt es keine schöneren Kinder.
»Ach, übrigens, Mum hat heute Morgen angerufen«, erzählt Nick mir leise, als wir wieder vor dem Schlafzimmer der Kinder stehen.
»Gut. Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen.«
Unsere Mutter lebt in Perth mit Patrick, einem Weinhändler. Nach Hannahs Geburt zog sie auf die andere Seite der Erdkugel. Nick war ganz froh, dass sie England verließ, denn er hat ihr nie verziehen. Und obwohl es mir anders ging, hatte ich Schwierigkeiten, ihr zu sagen, dass ich sie lieber in meiner Nähe behalten hätte. Dad hingegen schien nicht weiter überrascht von ihrem Wegzug; er hatte einige Zeit vor uns von Patricks Existenz erfahren.
»Und? Wie klang sie?«, frage ich.
»Es schien ihr gut zu gehen. Sie wirkte glücklich«, antwortet Nick, bevor er auf die Uhr guckt. »Sorry, Gilly«, sagt er und kehrt in sein Arbeitszimmer zurück. »Wir haben im Augenblick wahnsinnig viel zu tun. Die Sozietät hat schon einige Leute entlassen, und wenn ich diesen Fall nicht heute noch abschließe ...«
»Aber Nick, du bist doch müde. Kann das nicht bis morgen warten?«, schlage ich freundlich vor. Im Erdgeschoss höre ich Nancy beim Abräumen mit dem Geschirr klappern.
Er nickt erschöpft. »Du hast recht. Geh schon mal vor, ich bin sofort wieder bei euch«, verspricht er.
Ich tauche also allein wieder in der Küche auf und greife nach einem Geschirrtuch.
*
Später im Bett finde ich keinen Schlaf. Ich denke an Mum. Manchmal vermisse ich sie und wünsche mir, alles wäre anders gekommen. Dann frage ich mich, was geschehen wäre, wenn Dad ihr damals vor vielen Jahren hätte verzeihen können, als sie plötzlich wieder auftauchte. Oder wie das Leben weiterverlaufen wäre, wenn ich mich nach der Scheidung entschlossen hätte, bei Mum und nicht bei Dad zu bleiben.
Ich denke auch über den vergangenen Abend nach. Als ich Nancy nach dem Abendessen half aufzuräumen, entschuldigte sie sich bei mir für ihre Taktlosigkeit und sagte, sie wünschte sich eigentlich nur, dass ich glücklich werde.
»Das wünsche ich mir auch«, stimmte ich ihr zu und bedankte mich bei
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