Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
viel Zeit vor dem Computer verbringt.
»Oh ja. Ich bin auf der Suche nach einem Untermieter, einem Wochenendheimfahrer«, berichte ich.
»Was für ein Heimfahrer?«, fragt Nancy.
Ich erkläre den beiden das Montag-bis-Freitag–Prinzip.
»Eine Ehefrau muss eine ganze Menge Mut haben, ihren Mann unter der Woche so von der Leine zu lassen«, sagt Nancy. »Ich würde das nicht tolerieren, Nicholas.«
Nick lächelt mich an.
»Aber nachdem du ohnehin in deiner Kanzlei wohnst, würde es eigentlich keinen großen Unterschied mehr machen.«
Als Nancy nach oben geht, um nach den Kindern zu sehen, beugt sich Nick zu mir herüber. »Ich finde die Idee großartig«, sagt er mit einem schiefen Lächeln. »Bei dem Geld, das sie ausgibt, sollten wir vielleicht auch einmal darüber nachdenken, unser Gästezimmer zu vermieten.«
»Wow, das sieht ja fantastisch aus!«, rufe ich, als Nancy einen Teller mit einem exquisiten Aprikosenkuchenstück und einer ansehnlichen Kugel Vanilleeis vor mir auf dem Tisch abstellt.
»Ach, nur einer Fernsehköchin abgeschaut«, sagt sie. »Hör zu, Gilly, wir müssen allmählich anfangen, an euren Geburtstag zu denken.«
»Aber bis November sind es noch Monate!«, wiegele ich ab.
»Nancy braucht immer ein Projekt«, flüstert Nicholas mir zu, während Nancy die verbleibenden Monate an ihren Fingern abzählt.
»Nur noch drei«, verkündet sie. »Und wenn wir ein Festzelt mieten wollen ...«
»Auf gar keinen Fall!« Der Gedanke jagt mir einen Schauder über den Rücken. »Nick, was schlägst du vor?«
»Gar nichts«, antwortet er.
»Gar nichts?«, wiederhole ich überrascht. Normalerweise feiert mein Bruder gern.
»Nun, vielleicht ziehe ich die Vorhänge zu und verstecke mich unter meiner Bettdecke«, unkt er.
»Das sieht dir ähnlich«, beklagt sich Nancy. »Ich bin mit einem Langweiler verheiratet. Und du bist keinen Deut besser, Gilly«, fügt sie hinzu, obwohl ich längst kichere.
»Entschuldige, Nancy. Vermutlich werde ich schon etwas machen, aber ...«
»Hör zu, Gilly, ich weiß, dass fünfunddreißig ein schwieriges Alter ist. Man wird langsam sensibel. Bitte, versteh mich nicht falsch – mir ist es genauso ergangen.«
»Schon gut, Nancy, aber mein Alter macht mir wirklich nichts aus.«
»Ich kann mir vorstellen, dass es ganz schön schwierig ist, über dreißig und Single zu sein – vor allem in London«, fährt sie fort.
Ich greife zu meinem Weinglas und nehme einen ausgiebigen Schluck, ehe ich mich entschuldige und auf die Toilette gehe.
»Gilly hat noch jede Menge Zeit, jemanden kennenzulernen«, höre ich Nick sagen, als ich durch den Flur in die Küche zurückkehre. »Und nach dem, was Ed ihr angetan hat, kann ich verstehen, dass sie vorsichtig ist.«
Ich bleibe hinter der Tür stehen.
»Was du nicht verstehst, Nicholas ...«
»Sprich leiser«, warnt er.
»... ist, dass so etwas besonders für uns Frauen schwierig ist. Unsere biologische Uhr tickt gnadenlos weiter. Wenn Gilly zu lange wartet ...«
Ich renne ins Obergeschoss. In Nicks Arbeitszimmer fühle ich mich sicher. Ich setze mich an seinen Schreibtisch und atme tief durch. Lass sie nicht an dich heran, Gilly. Manchmal könnte ich meinen Bruder wirklich dafür umbringen, dass er jemanden wie Nancy geheiratet hat.
Nachdem Nicholas sie kennengelernt hatte, konnte er es kaum abwarten, Dad und mir die wunderbare, hübsche und mutige Frau vorzustellen, die »sich irgendwie in mich verliebthat«, wie er lachend sagte. Es hatte Nick wie ein Blitz erwischt. Schon nach zwei Monaten machte er Nancy einen Heiratsantrag.
Ehe wir sie kennenlernten, warnte er uns, sie nicht zu intensiv über ihre Familie auszufragen. Ihr Vater war Alkoholiker, ihre Mutter lebte von der Wohlfahrt. Nancy hatte sich geschworen, in London ein besseres Leben zu beginnen, berichtete er stolz, und wollte nicht an die Vergangenheit erinnert werden. Sie waren sich im Job über den Weg gelaufen. Nancy war die persönliche Assistentin von einem von Nicks Partnern in der Kanzlei gewesen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich sie damals mochte, doch zumindest bewunderte ich sie – ebenso wie mein Vater. Ich konnte gut nachvollziehen, warum Nick sich Hals über Kopf in Nancy mit ihren langen blonden Haaren, ihrem sinnlichen Mund und den dunkelblauen Augen verliebt hatte. Sie war ausgesprochen hübsch. Ich erinnere mich, dass sie für mich genau die Art Frau darstellte, die jedes kleine Mädchen eines Tages zu werden erträumt.
Ich höre, wie sich
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