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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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geben?«, fragt er und nickt Gloria kurz zu.
    »Aber natürlich. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Kein Problem.« Er steigt auf sein Fahrrad und tritt von dannen.
    Erleichtert wende ich mich Gloria zu.
    »Ich glaube, einen Untermieter zu finden, mit dem man leben kann, ist fast so, als würde man eine Ehe eingehen«, erklärt sie. »Und du heiratest doch auch nicht gleich den Erstbesten, mit dem du ausgehst, oder?«
    Wo sie recht hat, hat sie recht.
    »Keine Sorge, Gilly. Hiermit stehen nur noch zwölf Roys auf deiner Liste.«
    Nach dieser tiefschürfenden Feststellung leeren wir die angebrochene Weinflasche, bestellen uns beim Thai etwas zu essen und lümmeln uns vor den Fernseher.
    *
    Abends kann ich nicht einschlafen. Würde Gloria recht behalten? Würde ich den perfekten Untermieter finden? Und wenn es so sein sollte, warum habe ich dann ein derart ungutes Gefühl dabei, einen Fremden in mein Haus zu lassen?

9

1985
    »Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagt Mum zur Gesundheitsfürsorgerin, als Nick, Anna und ich aus der Schule heimkommen.
    Megan liegt auf ihrer Krabbeldecke im Wohnzimmer. Ihr Spielzeug ist rings um sie herum verstreut.
    Mum hat erlaubt, dass Anna nach der Schule mit zu uns kommt, ehe wir später am Abend alle zu Brownies gehen. In der Schule hatten wir Hauswirtschaft, und eine meiner Hausaufgaben an diesem Tag besteht darin, eine Messingklinke zu polieren. Ich kann es kaum erwarten.
    »Sie sollte doch längst sitzen können, oder?«, beharrt Mum, während wir an Megan und den Erwachsenen vorbei in die Küche stürmen.
    »Sie sind nur überängstlich, Mrs Brown«, beruhigt die Gesundheitsfürsorgerin meine Mutter. »So etwas kommt oft vor.«
    »Aber Megan ist schon sieben Monate alt.«
    »Ich bin ganz sicher, dass alles in Ordnung ist. Sie ist ein so fröhliches kleines Mädchen. Schauen Sie sie doch nur an.«
    Mum antwortet nicht.
    »Versuchen Sie, sich nicht zu viele Sorgen zu machen«, meint die Gesundheitsfürsorgerin und zieht ihren Mantel an, bevor sie sich verabschiedet.
    »Gilly!«, ruft Mum, nachdem die Frau gegangen ist. »Kannst du mal kommen?«
    Ich erscheine mit einem Stift im Mund und konzentriert gerunzelter Stirn auf dem Treppenabsatz.
    »Bitte!« Ihre Stimme klingt verzweifelt.
    Widerstrebend folge ich Mum ins Wohnzimmer und hocke mich neben Megan, die mich lächelnd anschaut. Ihre rundlichen Beine mit den Grübchen sehen aus wie Baguettes. Sie trägt weiche rosa Schühchen, auf denen Ferkelgesichter appliziert sind.
    Ich streichle Megans dunkles Haar. Alles an meiner kleinen Schwester ist rundlich. Sie hat ein Gesichtchen wie ein kleiner Mond, dunkelblaue Augen, mollige Arme und Beine, einen dichten Haarschopf und ein breites Lächeln. Dad sagt, dass sie bestimmt einmal Supermodel wird, wenn sie groß ist.
    »Irgendetwas stimmt nicht mit ihr«, sagt Mum. »Ich mache mir Sorgen, Gilly.«
    »Warum?«
    »Sieh dir das einmal an.«
    Mum nimmt Megan in die Arme, hält sie kurz hoch und legt sie dann vorsichtig wieder auf ihre Decke. »Ist dir etwas aufgefallen?« Mum sieht mich fragend an.
    »Was denn? Es ist doch alles in Ordnung.« Ungeduldig stehe ich auf. »Kann ich jetzt wieder nach oben gehen?«
    Aber Mum bittet mich noch einmal, genau hinzusehen. Es passiert genau das Gleiche. Ich zucke mit den Schultern.
    »Entschuldige, Kleines. Geh nur wieder hoch«, sagt sie zerstreut.
    Als ich das Zimmer verlassen will, sehe ich, wie Mum Megan wieder aufnimmt, sie in ihren Armen wiegt, sie zurück auf die Decke legt und genau beobachtet, ob Megan dieses Mal vielleicht anders reagiert. Doch nein, alles ist so wie bisher. Wie bei den Malen zuvor plumpst sie einfach zurück. Ich drücke mich an der Tür herum.
    »Geh nur«, sagt Mum, »ich bilde mir das bestimmt nur ein.«
    Ich nicke.
    »Und Gilly?«
    Ich warte.
    »Sag deinem Vater nichts davon, okay?«

10

    Es ist Sonntagmorgen.
    Gestern Abend war ich aus. Anna hat mich einem ihrer Arbeitskollegen namens Harvey vorgestellt, und wir waren in einem neuen Restaurant in Soho. Wir haben uns wirklich gut amüsiert, und im Gegensatz zu meinem letzten Date, der in einem weißen T-Shirt und Cordhosen seinen Bierbauch zur Schau gestellt hat, hatte Harvey tatsächlich Stil. Für den Typ muss ich mich bei Anna bedanken, dachte ich noch, als wir an der Bar miteinander flirteten. Am Ende des Abends musste ich meine Ansicht über ihn allerdings revidieren, denn Harvey zauberte von irgendwoher einen Taschenrechner hervor und erklärte mir, ich müsse mehr

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