Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
sieht ein wenig verlottert aus, hat sich nicht ordentlich rasiert und dürfte in etwa so alt sein wie ich.
»Entschuldigt, ich wollte mich nicht einmischen.« Er mustert unsere Gruppe und stellt sich als Guy vor. »Ist das ein offizielles Hunde-Treffen?« Er lächelt.
Sein Selbstbewusstsein gefällt mir, und auch Ariel betrachtet ihn interessiert.
»Süß«, flüstert er mir zu. »Frag ihn, ob er Single ist, Gilly. Du brauchst mal wieder einen Kick.«
Ich trete ihm so fest auf den Fuß, dass er einen Schmerzenslaut von sich gibt.
Guy schaut uns beide an. »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigt er sich bei Ariel, der immer noch hopst wie ein Gummiball und so tut, als leide er unter Schmerzen.
»Ach, dem geht’s schon gut«, sage ich, ohne auf Ariels grimmiges Gesicht zu achten.
Ich erzähle Guy, dass wir gerade über meinen potenziellen neuen Untermieter geredet haben.
»Das Dumme an Untermietern ist, dass man irgendwann jeden Abend ausgeht, um ihnen nicht begegnen zu müssen«, sagt Guy.
»Gut daran ist, dass ich einen Wochenendheimfahrer suche«, informiere ich ihn.
»Also nur von Montag bis Freitag?«, hakt er nach. »Und was macht der Kerl am Wochenende?«
»Er verschwindet«, konstatiert Mari und zündet sich eine Mentholzigarette an.
Statt uns vorzustellen, deuten wir auf unsere Hunde: Das ist Brigittes Hund Mousse, Hardy gehört Sam, und Basil trägt seinen Namen in Anlehnung an Maris Lieblingsgewürz Basilikum, das sie auf ihrer Terrasse züchtet. Sie muss einwerfen, dass auch ihre Tomaten in diesem Jahr ganz ausgezeichnet gedeihen. Der da ist Ruskin, und die Kleine da drüben heißt Pugsy.
Während ich beobachte, wie wir dem Mützenmann auf den Zahn fühlen, drängt sich mir der Vergleich mit einem Schulhof auf. Wir sind noch unsicher, wie wir mit dem Neuen umgehen sollen. Allmählich ist man miteinander vertraut geworden, und dann kommt plötzlich jemand dazu, den man nicht kennt und der das Gleichgewicht durcheinanderbringt.
Ich erzähle Guy, dass ich dreizehn Anfragen bekommen habe und mich an diesem Abend mit dem ersten Kandidaten treffen wolle.
»Dreizehn?«
Ich erwarte, dass er beeindruckt ist.
»Dann werden einige Pech haben«, sagt er.
Nach dem Spaziergang machen Mari und ich uns mit den Hunden auf den Weg zur Arbeit. In der U-Bahn zum Sloane Square knufft Mari mich in die Rippen.
»Jetzt guck dir die mal an«, zischt sie und gestikuliert in Richtung der Leute, die uns gegenübersitzen. In ihren Ohren stecken Kopfhörer.
»Pst!«, raune ich zurück.
»Sie sehen halb tot aus.« Mari kann Dummköpfe nicht ausstehen und ist mit einer lauten Stimme gesegnet. »Antriebslos!« Sie schüttelt den Kopf.
Als einer der Typen aufblickt, hält Mari glücklicherweise den Mund und holt ihr Buch aus der Tasche.
Während der Zug vor sich hin rattert, fällt mir siedend heiß ein, dass ich noch putzen muss, ehe Mr Haddock heute Abendaufkreuzt. Dann wandern meine Gedanken zurück zu dem Mützenmann. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe plötzlich eine Vorahnung, dass er für mein Leben sehr wichtig werden könnte. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, werde ich ihn fragen, ob er einen Kaffee mit mir trinken möchte. Hoffentlich sehe ich ihn von nun an öfter im Park.
Mari und ich steigen aus der U-Bahn, ich nehme Ruskin auf den Arm, ziehe meine Monatskarte durch das Lesegerät und gehe durch die Schranke.
»Wie heißt dein Hund?«, habe ich Guy gefragt, als er nicht von selbst mit dem Namen herausrückte. Er war zwar freundlich, aber auch ein wenig reserviert gewesen, was ich ausgesprochen attraktiv fand.
»Trouble«, antwortete er in seiner ruhigen Art.
8
Roy ist schon zwanzig Minuten überfällig. Hör lieber auf zu trinken, ermahne ich mich, als ich mir ein weiteres Glas Wein einschenke.
Noch einmal unterziehe ich das Wohnzimmer einer genauen Betrachtung und verstaue Ruskins Hundebürste und ein zerkautes Spielzeugkaninchen in einem der Schränke. Dann hänge ich meinen Sommermantel auf und schiebe die Hundeleine und den Stiefelknecht mit dem Fuß beiseite.
Ich betrachte mich im Spiegel. Ich trage dunkle Jeans zu einem schwarzen Top und habe mir die Haare mit einem Tuch mit Leo-Muster zurückgebunden.
Als es an der Tür klopft, zucke ich zusammen. Mit klopfendem Herzen setze ich mein nettestes Lächeln auf. Ich öffne die Tür.
»Ach, Gloria!«
Sie wirft einen Blick in mein Wohnzimmer und flüstert: »Er ist noch nicht da, oder?«
»Nein.«
»Soll ich mich auf dem Klo
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