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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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bezahlen, weil ich eine Nachspeise bestellt hatte und er nicht.
    Das Telefon klingelt. Normalerweise ruft meine Mutter aus Australien um diese Uhrzeit an, aber diesmal ist es Susie. So wie Anna ist auch Susie eine meiner engsten Freundinnen in London. Sie ist mit Mark verheiratet, der in der Immobilienbranche arbeitet, und hat zwei Kinder: mein Patenkind, die dreijährige Rose, und Oliver, der gerade erst vier Monate alt geworden ist.
    Susie war eine meiner ersten Bekanntschaften in meiner Studienzeit. Wir haben uns in der Küche des Wohnheims getroffen, wo ich mein vorgekochtes Hähnchen aufwärmen wollte, während sie dabei war, irgendetwas in der Mikrowelle zu garen. Sie stand mit dem Rücken zu mir und trug einen Minirock zu kniehohen Stiefeln. Ihr Haar war sehr kurz, fast wie das eines Jungen geschnitten, doch als sie sich umdrehte, konnte ich nicht umhin zu bemerken, wie gut die Frisur zu ihren elfengleichenZügen passte. Die Mikrowelle gab ein lautes »Ping!« von sich, und zum Vorschein kam ein kleines weißes Behältnis, das mit einem bräunlichen Brei gefüllt war. Als sie es kritisch betrachtete, brachen wir beide in Lachen aus.
    »Lust auf Pizza?«, fragte sie.
    Heute wohnt Susie in Balham. Früher hat sie bei einer Versicherung gearbeitet, ist aber inzwischen nur noch Hausfrau und Mutter und hat trotzdem glücklicherweise bisher noch keine Anstalten gemacht, London den Rücken zu kehren.
    »Gilly?« Susie scheint zu zögern.
    Ihr Tonfall gefällt mir nicht.
    »Was ist?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.« Sie legt eine Pause ein. »Ich war gestern Abend aus ...«
    »Und?«
    »Ich habe erfahren, dass Ed gestern geheiratet hat. Es tut mir so leid, Gilly! – Bist du noch dran? Ist alles in Ordnung?«
    Susie will wissen, was ich heute vorhabe. Eigentlich, so sagt sie, müsse sie heute mit zu Marks Großmutter fahren, aber das könne er auch allein tun.
    »Sie hatte kürzlich einen Unfall. Sie spürt ihre Füße nicht mehr, hat aber darauf bestanden, weiterhin Auto zu fahren. Und was passiert? Sie kracht in ihre Veranda und reißt das ganze Ding ein.«
    Ich muss unwillkürlich lachen. »Himmel! Hat sie sich verletzt?«
    »Nein. Nicht der kleinste Kratzer. Wie dem auch sei – ich muss nicht unbedingt mitfahren. Willst du vielleicht zu mir kommen?«
    Ich erzähle ihr, dass ich mit Nicholas und den Kindern im Park verabredet bin.
    »Okay, das ist auch gut. Ich wollte nur nicht, dass du heute allein bist.«
    »Ich komme schon klar«, versichere ich ihr und streichle Rusk, der sich auf meinem Schoß zusammengerollt hat. »Ganzehrlich, Susie, niemand ist gestorben, und ich habe noch das ganze Leben vor mir«, sage ich, weil ich meine Einsamkeit und den Schmerz darüber, dass Ed so schnell geheiratet hat, nicht herausheulen will. Mistkerl! Ich verfluche meinen Vater, der uns so erzogen hat, dass weder Nicholas noch ich unseren Gefühlen freien Lauf lassen können und konnten; im Zweifel schickte er uns damals auf unsere Zimmer, bis wir uns beruhigt hatten.
    »Gilly, du brauchst dich nicht härter zu geben, als du bist. Nicht bei mir«, sagt Susie.
    »Ich weiß«, stammle ich. »Gestern also?« Ich denke laut.
    »Gilly?«
    »Gut.«
    »Gut?«
    »Es hat geregnet«, lächle ich.
    »Oh Gilly, es hat sogar geschüttet!«, bestätigt sie.
    Ich lege auf. Gestern geheiratet? Ed hasste es normalerweise, wenn etwas zu schnell ging. Antrag, Verlobung und Hochzeit innerhalb eines Jahres – das passt so gar nicht zu ihm. Vielleicht kannte er sie ja schon, als er noch mit mir zusammen war? Ich werde es wohl nie erfahren.
    Das Telefon läutet. Ich bete, dass mein Bruder nicht absagt. Auf keinen Fall will ich heute allein sein. Doch es ist tatsächlich Nicholas. Hannah hat sich erkältet und Matilda Läuse eingefangen. Die ganze Schule steht unter Quarantäne.
    »Halt endlich still, Milly«, höre ich Nancy im Hintergrund keifen.
    »Komm, Ruskin!«, rufe ich meinen Hund. »Das Wetter ist zwar beschissen, aber auf keinen Fall wollen wir hier herumsitzen, an Ed denken und Trübsal blasen. Ich verdiene etwas Besseres als diesen Feigling, der nicht einmal den Mumm hatte, mir am Ende Auge in Auge gegenüberzutreten, oder? Klar doch! Komm, stattdessen erobern wir lieber den Park.« Ich nehme die Leine vom Haken. Ruskin wedelt mit dem Schwanz und sieht mich mit Augen voller Liebe an. »Heute gibt es nur dichund mich, nur uns beide, mein Kleiner. Wir werden viel Spaß haben.«
    *
    Als Ruskin und ich den Park erreichen,

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