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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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kannte sie alle Kinderlieder auswendig, die sie in ihrer Spielgruppe gelernt hat, aber noch immer ist Bobby Shafto ihr Lieblingslied. In ihrem Zimmer hängt mittlerweile sogar ein Poster von Bobby.
    »Sing es für uns«, fordern wir sie jedes Mal auf, wenn wir wie die Sardinen zusammengequetscht auf der Rückbank des Autos sitzen.
    »Bobby Shafto fährt zur See
    in Silberrüstung bis zur Zeh.
    Eines Tags kommt er zurück
    und heirat’ mich zu meinem Glück ...«
    Und dann fallen wir alle ein: »... der hübsche Bobby Shafto!«
    Manchmal besuchen wir Tante Pearl und fahren mit ihr an den Strand.
    Nick und ich klettern dann auf die Felsen, liefern uns Wasserschlachten, paddeln im Meer und suchen nach Versteinerungen. Dad nimmt Megan auf den Arm und rennt mit ihr den Strand entlang. Dabei hebt er sie so hoch, dass ihr der Wind ins Gesicht bläst.
    Mum und Tante Pearl laufen meist neben ihm her und rufen: »Lass sie bloß nicht fallen!«
    Einmal hat Anna uns begleitet.
    Es war so heiß, dass Dad seine hellblaue Badehose anzog und wir alle über seine weißen Beine lachten.
    Dad küsst Mum in aller Öffentlichkeit. Manchmal halten sie sich an den Händen.
    Sonntags gehen wir mit Mum und Dad in die Kirche. Megan liebt Kirchenlieder. Wenn wir uns zum Beten niederknien, bete ich oft, dass der Professor sich geirrt hat, doch ich weiß, dass ihre Zeit sich dem Ende zuneigt.
    In einer Woche wird Megan zwei Jahre alt. Mum wird ihr einen Kuchen backen, und wir haben ihr für ihr Fest ein Trägerkleidchen aus rotem Samt gekauft.
    »Sie wird nicht älter als zwei Jahre werden«, hat Dad an jenem Tag gesagt, nachdem Mum aus der Küche gelaufen war.
    Das bedeutet, dass wir sie nur noch sieben Tage bei uns haben dürfen. Sie entgleitet uns. Wie Sand, der durch die Finger rinnt.

14

    Während ich auf Jack Baker warte, sehe ich meine Post durch. Ein Kontoauszug – bah! –, ein Anschreiben der Verbandsgemeinde Hammersmith und Fulham – langweilig. Das hier sieht schon vielversprechender aus: Handgeschriebene Umschläge sind selten geworden. Eifrig reiße ich das Kuvert auf, vielleicht ist es ja eine Einladung zu einer Party. Eine Heiratsanzeige oder wieder einmal eine Adressänderung wären mir hingegen weit weniger willkommen.
    Familie Heron siedelt nach Uist über!
    Also doch die nächsten Freunde, die sich aus dem Staub machen. Die Karte zeigt einen Mann und eine Frau, die mit zwei Kindern an der Hand dem Sonnenuntergang entgegenwandern.
    Meine Schulfreundin Jessica und ihr Mann Thomas ziehen tatsächlich nach North Uist, einer winzigen Insel der Äußeren Hebriden. Thomas will in der Fischindustrie arbeiten, und Jess plant, ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Schon seit einiger Zeit hatte sie von diesem Umzug gesprochen. Seit die Kinder da waren, wollte sie unbedingt weg aus London.
    »Gilly«, hat Jessica noch handschriftlich hinzugefügt, »komm uns bald besuchen. Wir werden dich sehr vermissen.«
    Als ich die Karte auf das Kaminsims stelle, klingelt das Telefon. Vielleicht ja eine Absage von Jack? Plötzlich habe ich keine Lust mehr, irgendwem das Haus zu zeigen.
    Aber es ist Gloria.
    »Schau mal aus dem Fenster«, fordert sie mich auf.
    Ich tue es und entdecke Gloria, die in ihrem Schlafzimmer steht und hektisch auf die Straße deutet. Leider kann ich ihreLippenbewegungen nicht lesen, aber vor meiner Haustür parkt ein schwarzes BMW-Cabrio. Ich erkenne das Profil eines groß gewachsenen Mannes, der auf der Suche nach Nummer 21 um sich schaut.
    Ruskin bellt, als spüre er, dass etwas Besonderes bevorsteht. Nervös nehme ich ihn auf den Arm, lege ihn in seinen Korb in der Küche und schließe die Tür. Er kann ein echter Quälgeist sein, wenn man Leute im Haus herumführt; ein paarmal hat er sogar schon nach ihren Knöcheln geschnappt.
    Da ich unbeirrbar vorhabe, Jack meine Fragen zu stellen, habe ich die vorbereitete Liste in der Tasche. Ich spurte an die Tür und linse durch den Spion.
    Er ist groß, sehr groß sogar, und hat helles Haar. Dann kommt er näher. Seine schwarze Lederjacke hat er sich über die Schulter geworfen. Danke, lieber Gott! Mit diesem Mann kann ich ganz bestimmt unter einem Dach leben. Er ist eine Wucht!
    Ich spähe noch immer durch den Spion, als er voller Selbstbewusstsein an die Tür klopft. Unwillkürlich stolpere ich einen Schritt zurück und verliere das Gleichgewicht. Mein Absatz verfängt sich in irgendetwas – es ist der Stiefelknecht! –, und ich stürze.
    Scheiße!
    »Hallo?«, ruft er.
    Mit

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