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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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ungeheuer dringend klang, versetzte mich, und Banker Tim fragte ernsthaft nach, ob ich die Miete nicht vielleicht halbieren könne.
    »Arschgeige!«, ruft Guy laut, als wir gerade an Rita, der ehemaligen Bürgermeisterin von Hammersmith, vorübergehen.
    Sie hat ihr rotes Seniorenmobil in der Nähe des Denkmals geparkt und füttert die Eichhörnchen. Rita beschwert sich entrüstet über Guys Ausdrucksweise, und ich pflichte ihr mit ernstem Gesicht bei. Seine Sprache ist manchmal wirklich schockierend.
    Während wir eine weitere Runde vollenden, erkläre ich Guy meinen Plan, bei dem Vorstellungsgespräch von Jack Baker heute Abend die Fragen geschickter zu stellen. Ich habe eine Hausordnung aufgestellt und damit den Rat umgesetzt, den mir Tante Pearl, die unverheiratete Schwester meiner Mutter, gegeben hat.
    Tante Pearl ist eine echte Veteranin auf dem Gebiet des Vermietens und hat in ihrem Leben mehr als fünfzig Untermieter beherbergt, unter ihnen einen Hochstapler, der vermutlich Clint hieß und in einem beigen Regenmantel mit einer roten Rose in der Hand bei ihr aufkreuzte.
    »Ich erlag seinem Charme und seinem guten Aussehen, Gilly. Diesen Fehler solltest du keinesfalls begehen«, warnte sie mich.
    »Glaubst du, es ist schlimm, wenn ich einen Plan aufstelle, wer wann die Küche benutzen darf?«, frage ich Guy.
    Auch diesen Ratschlag hat Tante Pearl mir gegeben.
    Pearl lebt inzwischen in Edinburgh und hat einen neuen Lover.
    »Lebensgefährten«, hatte sie mich korrigiert, »für einen Lover bin ich doch viel zu alt.«
    Sie empfahl mir auch, einen alten Fernseher im Gästezimmer aufzustellen, falls ich einen besäße. »Dann sitzen sie einem nicht ständig im Weg herum.«
    »Meinst du, ich sollte eine Empfehlung verlangen?«, frage ich.
    »Unbedingt.«
    »Schließlich möchte ich sicher sein, dass die Miete regelmäßig jeden Monat bezahlt wird.«
    »Das ist wirklich eine gute Idee ...«
    Ich unterbreche ihn. »Tante Pearl hat mir erzählt, dass sie mal einen ihrer Mieter dabei erwischt hat, wie er ihre Kette mit dem Igelanhänger stahl. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Nein, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand eine Kette mit Igelanhänger besitzen möchte.«
    Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, dass das Bildnis der Nackten über meinem Bett sicher auch einen gewissen Wert hat. Mein Vater und ich haben es gemeinsam ausgesucht, nachdem ich in Manchester einen wirklich guten Abschluss gemacht hatte. Als der Besitzer der Galerie mir erklärte, dass ich eine kluge Investition getätigt hätte, legte Dad mir den Arm um die Schulter und sagte: »Sie ist ein tolles Mädchen und hat es sich verdient.« Dad zeigt seine Gefühle nur sehr selten, aber wenn er es mal tut, erinnere ich mich später an jedes Wort und jede Berührung.
    Ich nehme mir vor, mein Gemälde gegen Diebstahl zu versichern.
    »Wie geht es Flora?«, erkundige ich mich, als wir am Zebrastreifen stehen bleiben. »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Wir haben gestern telefoniert. Sie hatte Geburtstag.« Er hält inne. »Sie amüsiert sich großartig«, fährt er schließlich fort. »Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt noch einmal zurückkommt und mich heiratet.«
    »Bobby Shafto fährt zur See
    in Silberrüstung bis zur Zeh.
    Eines Tags kommt er zurück
    und heirat’ mich zu meinem Glück,
    der hübsche Bobby Shafto!«
    Guy blickt mich irritiert an.
    »Das war Megans Lieblingslied. Auf langen Autofahrten haben wir es ihr immer vorgesungen«, erkläre ich.
    »Denkst du oft an sie?«, fragt er mit weicher Stimme.
    »Manchmal schon«, gebe ich zu.
    Die Erinnerung an sie ist wie ein Stein im Schuh. Es gibt Tage, da weiß man, dass er da ist, und kann mit ihm leben. Aber dann kommen wieder Zeiten, da ist er so scharf, dass er in meine Haut schneidet, bis sie blutet und ich nicht mehr laufen kann. Unvermittelt kommen mir die Tränen.
    »Entschuldige«, sagt Guy. »Sie muss etwas ganz Besonderes gewesen sein.«
    »Das war sie. Ich weiß, dass meine Reaktion dumm ist, schließlich ist es schon so lange her.«
    »Du hast mir noch nie erzählt, wie sie gestorben ist.«
    Der Verkehr rauscht an uns vorbei. Die Hunde ziehen an ihren Leinen, und eine Polizeisirene jault.
    »Erzähle es mir vielleicht ein anderes Mal«, schlägt Guy vor und berührt meinen Arm.
    Ich fühle die Wärme seiner Hand und nicke.
    »Flora kommt bestimmt zurück, Guy. Sie wäre verrückt, es nicht zu tun.«
    Guy geht nach links, ich nach rechts.

13

Dezember 1985
    »Zum

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