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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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Wir kichern nervös.
    »Sag irgendwas«, fordere ich Anna auf. »Erzähl uns einen Witz.«
    Anna starrt uns an. »Ihr spinnt doch alle beide«, stellt sie fest. »Außerdem hast du Lippenstift auf den Schneidezähnen.«
    »Hoffentlich kommt er nicht allzu spät«, sagt Susie – eine Stunde später. »Ich muss bald nach Hause.«
    Sie ruft Mark an und bittet ihn, nach den Kindern zu sehen.
    »Ich hab ihn!«, rufe ich Anna und Susie vom Schreibtisch aus zu, wo ich mich in Facebook eingeloggt habe.
    »Okay«, sagt Anna mit kritischem Blick, »ich gestehe, er sieht wirklich sehr gut aus.«
    Auf dem Foto sitzt er in Jeans und mit geöffnetem Hemd auf einer Wiese.
    Wir lesen sein Profil.
    Jack Baker interessiert sich für: Frauen.
    »Na ja, das ist immerhin ein guter Anfang.« Susie nickt heftig.
    Sein Familienstand: ledig.
    »Warum nur?«, fragt Anna.
    Lieblingsbeschäftigungen: Produktion von Fernsehsendungen und Sex.
    »Aha! Jetzt haben wir gefunden, was an ihm nicht stimmt«, trumpft Anna auf. »Er ist von sich selbst eingenommen.«
    »Wäre ich auch, wenn ich so aussähe«, meint Susie.
    Lieblingssendung im Fernsehen: Stargazer (weil ich sie mache).
    Lieblingsbücher: Zählen auch Zeitschriften? Dann alle möglichen.
    Die Anzahl von Jacks Freunden beläuft sich auf stolze vierhundertneunundachtzig. Hauptsächlich bestehen sie aus hübschen Frauen mit Schmollmündern und russisch klingenden Namen.
    »Ziemlich hohl, das Ganze«, stellt Anna fest.
    »Willst du nun Eintrittskarten zu seiner Show oder nicht?«, schimpft Susie.
    »Aber wer von diesen sogenannten Freunden wäre bereit, für Jack vor einen Bus zu springen und sein Leben zu retten?«, nörgelt Anna weiter. »Die da sicher nicht.« Sie deutet auf eine gewisse Theresa Hampton-Williams, die wie ein Model aus der Vogue aussieht. »Sie würde sich vermutlich noch nicht einmal einen Fingernagel für ihn abbrechen. Übrigens, Gilly, da fällt mir gerade etwas ein: Hast du am kommenden Dienstag schon etwas vor?«
    »Nächsten Dienstag«, murmle ich, ziehe eine Schublade meines Schreibtischs auf und krame nach meinem Kalender.
    Dabei erhascht Anna einen Blick auf ein Foto von Ed und mir, das ich unter allerlei Papieren versteckt habe – das einzige Foto von ihm, das ich behalten habe. Ich konnte die letzte Erinnerung einfach nicht fortwerfen.
    »Weiß dieser Jack eigentlich etwas über dich?«, fragt sie, als ich die Schublade schließe.
    »Absolut nichts.«
    »Sie waren zu beschäftigt damit, sich gegenseitig anzuflirten«, unkt Susie.
    Anna greift nach einem Foto, das auf meinem Schreibtisch steht. »Mein Gott, diesen Urlaub werde ich nie vergessen«, schwärmt sie.
    Das Bild zeigt uns drei auf Ibiza. Wir stehen vor unserer Ferienwohnung und tragen Kleider, die viel von unserer Sonnenbräune zeigen. Der Sommerabend war heiß. Wir waren höchstens zweiundzwanzig und wollten tanzen gehen.
    Die Mädels verlassen mich gegen halb elf. Sie sind enttäuscht. Ich lege Jack einen Zettel auf sein Kopfkissen. Wenn man auf Mitte dreißig zusteuert, hat man offenbar ein starkes Bedürfnis, zu einer vernünftigen Zeit zu Hause zu sein.
    Anna hat morgen früh ein wichtiges Meeting mit ihrem blöden Chef, Susie kann nicht lange aufbleiben, weil sie früh aufstehen muss, um Baby Olly zu füttern, und ich ... nun, ich liebe meine weiche Daunendecke.
    Ich knipse das Licht aus. Im Dunkeln tauchen mit einem Mal wieder Gedanken an Ed auf. Vermisse ich wirklich ihn selbst, oder vermisse ich nur seine Anwesenheit? Unsere Beziehung war wie ein grandioses Buch, dessen Autor am Ende aus ungeklärten Gründen den Faden verlor.
    Dabei fing die Geschichte wirklich toll an – nämlich an jenem Tag im Park, als Ruskin dem kleinen Mädchen das Brot stahl und Mutter und Tochter mich herunterputzten. Ed saß zum gleichen Zeitpunkt auf einer Bank und las seine Financial Times . Er eilte mir zu Hilfe, besänftigte das kleine Mädchen und erklärte ihm, dass man vor Hunden keine Angst haben müsse und Ruskin sowieso eigentlich eher Ähnlichkeiten mit einem gierigen Äffchen habe. Ich lehnte mich zurück und bestaunte, wie er mit seiner verbalen Gabe die Krise meisterte und Ruhe und Frieden wiederherstellte.
    Genau das war es, was ich an Ed liebte: Allein seine Anwesenheit genügte, damit ich mich sicher fühlte. Zuerst fiel mir an ihm auf, dass er viel Wert auf sein Äußeres legte und über eine Art natürliche Autorität verfügte – genau wie mein Vater. Mit siebzehn hatte er sein Zuhause

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