Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
verlassen, weil er sich mit seiner Stiefmutter nicht verstand. Er war wild entschlossen, niemals vor seinem Vater zu Kreuze zu kriechen und um finanzielle Unterstützung zu betteln. Als ich ihn kennenlernte, war er bereits Chef seines eigenen Unternehmens, das Werbeplatz im Internet vermarktete, und verfügte über eine Menge Geld.
»Wie kann ich Ihnen danken?«, fragte ich und setzte mich neben ihn.
Er faltete die Zeitung zusammen.
»Indem Sie mich zu einem Kaffee einladen?«, schlug er vor.
Wir dehnten unseren Kaffee auf ein Mittagessen und dann auf ein Abendessen aus, zu dem er mich einlud. Er entschied sich für ein Restaurant in Mayfair, dessen Chef sein Cousin war und in dem wir Champagner auf Kosten des Hauses serviert bekamen. Wir redeten und redeten, bis das Personal uns zu verstehen gab, dass es Zeit zum Aufbruch war.
Auf dem Heimweg im Taxi nahm er meine Hand und legte sie in seine.
»Ich werde dich heiraten«, erklärte er prophetisch.
Als wir Nummer 21 erreichten, sagte er dem Fahrer, er solle noch einmal eine Runde um den Block drehen.
»Ich habe dich erschreckt, nicht wahr?«, fragte er. Ihm war aufgefallen, dass ich nach dem Beinahe-Antrag sehr ruhig geworden war.
Als der Taxifahrer zum dritten Mal vor meinem Haus hielt, ignorierte Ed seine ungeduldigen Seufzer.
»Komm mit zu mir«, sagte er.
Ich schrieb ihm meine Telefonnummer auf den Handrücken.
»Wir sollten nicht voreilig handeln«, sagte ich und stieg aus dem Taxi.
Ich werfe einen Blick auf Eds leere Bettseite. Als Ed und ich zusammenkamen, schlief er die halbe Woche über bei mir, die zweite Wochenhälfte war ich bei ihm. Jeder hatte beim anderen eine Schublade, in der er seine Habseligkeiten verstauen konnte. Eigentlich waren wir uns einig, dass es viel einfacher gewesen wäre, endgültig zusammenzuziehen, aber irgendwie war uns klar, dass wir das erst nach der Hochzeit tun wollten. Natürlich lag es auch daran, dass wir nur einen Katzensprung voneinander entfernt wohnten.
Es ist hart, wieder Single zu sein. Meine Freunde behaupten zwar, dass Unabhängigkeit eine feine Sache ist, und bis zu einem gewissen Punkt stimme ich dem auch zu, aber auch das, was Nancy gesagt hat, ist nicht von der Hand zu weisen: Es ist schwierig, über dreißig und Single zu sein – vor allem in London. Natürlich gibt es viele Frauen, die aus freien Stücken nicht heiraten und sich bewusst für ein Dasein als Single und ihre berufliche Karriere entscheiden. Ich bewundere sie von ganzem Herzen, aber mein Lebensplan sieht nun einmal anders aus. Manchmal, wenn wieder einmal Freunde sesshaft werden, fühle ich mich ein wenig so, als hätte ich den letzten Bus nach Hauseverpasst. Als Single komme ich mir vor wie ein Boot ohne Ruder, das führungslos auf dem Meer treibt.
Als Ed und ich uns ineinander verliebten, konnten wir abends nicht früh genug ins Bett kommen. Manchmal redeten wir und liebten uns, bis der Morgen dämmerte. Dann konnten wir hören, wie der Verkehrslärm allmählich zunahm, wie die Arbeiter von der Nachtschicht nach Hause kamen und wie der Müll geleert wurde.
Gegen Ende unserer Beziehung hatten wir nicht mehr so häufig Sex, aber das hielt ich für vollkommen normal. Allerdings kann ich mich auch an einen Urlaub in Spanien erinnern, als ich vergeblich versuchte, ihn aus dem Haus zu locken. Alles, was er wollte, war schlafen und lesen. Waren wir zu bequem geworden? Oft fragte ich Ed, was er vom Leben erwarten würde, und jedes Mal antwortete er, dass er es sogar vermeide, auch nur an den nächsten Tag zu denken, ganz zu schweigen an die Zukunft, und dass er lieber in den Tag hineinlebe.
»Und was bedeutet das für uns?«, fragte ich ihn einmal.
Meine Unsicherheit war meiner Stimme anzuhören. Nach Megans Tod und der Scheidung meiner Eltern sehnte ich mich nach einer gewissen Stabilität, brachte es aber nicht über mich, ihm das zu sagen.
Plötzlich zucke ich zusammen. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Jack kommt die Treppe hinauf und spricht dabei.
»Am Wochenende bin ich wieder da«, sagt er auf dem Treppenabsatz vor dem Bad. »Dann können wir darüber reden. Ja, ganz liebe Grüße.«
Mit wem redet er da mitten in der Nacht? Ich höre Schritte vor meiner Tür. Sollte ich vielleicht ein lockeres »Guten Abend!« rufen? Nein, Gilly, lache ich mich aus, lieber nicht. Dann könnte er glauben, ich würde ihn in mein Zimmer einladen wollen.
Ich höre ihn im Bad herumpoltern. Ich muss lächeln, als ich daran denke, wie Anna, Susie
Weitere Kostenlose Bücher