Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
meiner kleinen Geheimnisse, Jack«, flirtet Nancy. »Nun aber los, Gilly, was wünschst du dir für das kommende Jahr?«
Ich blicke Guy an. »Ich würde gern einen Roman schreiben.«
»Hast du je eine ihrer Kindergeschichten gelesen?«, fragt Anna.
»Und was sonst noch?«, übergeht Nancy Annas Frage.
»Keine Ahnung.« Vielleicht glücklich zu sein? »Was ist mit dir, Nick?«
»Glücklich zu sein«, sagt er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Sonst nichts.«
»Ich bin so froh, dass Gilly nicht aufs Land gezogen ist«, beteuert Nancy.
»Ich auch«, stimmt Jack ihr zu und umklammert besitzergreifend meine Hand, »sonst hätte ich diese wunderbare Frau wahrscheinlich niemals kennengelernt.«
Guy sieht uns verständnislos an. »Ich würde sofort von hier wegziehen.«
»Tatsächlich?«, wundert sich Anna. »Mich erinnert das Leben auf dem Land irgendwie immer ans Rentnerdasein.«
»Auf keinen Fall«, meint Nancy. »Ich glaube kaum, dass wir uns im Ruhestand in ein halb totes Nest zurückziehen, wo das gesellschaftliche Highlight der monatliche Flohmarkt ist, nicht wahr, Nicholas? Am liebsten würde ich ja zurück nach Los Angeles gehen.«
»Ich liebe L.A.«, stimmt Jack ihr zu, und ich beobachte, wie sie sich anlächeln.
Es klappt, denke ich erleichtert. Eine gute, lebhafte Diskussion wirkt doch oft Wunder.
»Ich persönlich ziehe London vor«, sagt Nicholas an Guy gewandt. »Während der ersten zwei Jahre unserer Ehe haben wir in L.A. gewohnt, aber ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.«
»Tatsächlich?«, meint Nancy. »Du willst also für immer an einem Ort leben, an dem es dauernd regnet und nie jemand lächelt?«
Sie beginnt abzuräumen.
Sofort springt Jack auf, und ich beobachte, wie er eine Hand auf ihren Rücken legt und fragt, ob er etwas helfen könne.
»Nein, nein«, sie kichert wie ein Mädchen, »bleiben Sie ruhig sitzen.«
»Und wo ist Ihr Zuhause, wenn Sie nicht bei Gilly wohnen?«, erkundigt sich Nick, als Jack wieder sitzt.
»In Bath.«
»Rein interessehalber, wieso leben Sie nicht immer in London?«, fragt Guy.
»Sie sind der, der glaubt, dass ich heimlich verheiratet bin, nicht wahr?« Jack lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und faltet die Hände im Nacken.
»Oh Jack, aber das war doch nur ein Scherz, weil du am Wochenende nie hierbleibst«, sage ich. »Unter der Woche ist er bei mir, aber am Freitag verschwindet er. Puff!« Ich klatsche in die Hände. »Weg ist er. Man kann ihn nicht erreichen, und sein Telefon ist auch immer ausgeschaltet ...«
»Gilly!« Jack runzelt die Stirn.
»Und wie durch ein Wunder taucht er montags wieder bei mir auf.«
Alle lachen – bis auf Jack.
»Jetzt rücken Sie schon raus mit der Sprache: Was machen Sie am Wochenende?«, fragt Nick.
In diesem Moment klingelt Jacks Telefon und hört nicht auf.
»Geh nicht dran«, flehe ich.
Kann irgendwer denn so wichtig sein, dass Jack ausgerechnet heute Abend den Anruf entgegennehmen muss?
»Entschuldigung«, murmelt Jack und verlässt die Runde mit seinem BlackBerry.
Als er zurückkommt, erkundigt sich Nancy, wer der Anrufer gewesen ist.
»Nur meine Frau«, sagt er und zwinkert ihr zu.
Sie sieht aus, als wolle sie seine Hand aus meiner reißen und den gesamten Mann mit viel Schlagsahne verspeisen.
»Und was machen Sie so?«, wendet sich Nancy an Guy, nachdem sie Jack nach seinem Werdegang befragt und dafür bewundert hat, dass er in so jungen Jahren schon so viele Erfolge vorweisen kann. Sie hat bereits herausgefunden, dass Jack dreißig und Guy siebenunddreißig ist, und ich überlege, ob sie Jack noch genauso attraktiv finden würde, wenn er nur Verkehrspolizist wäre.
Und ich? Würde ich es denn tun?
Jack greift nach der Weinflasche und wartet auf Guys Antwort.
»Ich bin Landschaftsgärtner.«
»Gärtner?«, wiederholt Nancy.
Himmel! Sie muss betrunken sein, sonst wäre ihr klar, wie unhöflich sie klingt.
Guy nickt schweigend.
»Kann man damit überhaupt Geld verdienen?«, erkundigt sich Jack. »Was ist denn?«, sagt er zu mir, weil ich ihn unter dem Tisch getreten habe. »Das ist doch eine zulässige Frage.«
Nicholas wirft ihm einen schrägen Blick zu.
»Hör einfach nicht auf ihn, Guy«, sage ich gekünstelt fröhlich und denke, dass der Abend nicht mehr so gut läuft, wie er begonnen hat.
»Reich wird man damit sicher nicht«, sagt Guy in seinem ruhigen Tonfall.
»Aber Geld ist schließlich auch nicht alles«, geht Nick dazwischen.
»Schon, aber es hilft ungemein«,
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