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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Feind am besten mit seinen eigenen Waffen schlägt. Anders ausgedrückt: Sie hatte ein paar Kissen herangeschleppt und ihre Aktionshöhe dadurch auf 1,40m hinaufge schraubt, so daß es ihr ein leichtes war, das Telefon zu erreichen.
    Unser Lebensniveau stieg aufs neue. Briefpapier und wichtige Manuskripte wanderten in das Schutzgebiet auf dem Klavier. Die Schlüssel wurden an eigens in die Wand getriebenen Nägeln aufgehängt. Meine Schreibmaschine landete auf dem Kaminsims, wo sie sich ebenso unpassend ausnahm wie das Radio auf der Pendeluhr. In meinem Arbeitszimmer hingen die Bleistifte und Kugelschreiber an dünnen Seilen von der Decke herunter.
    All dessen ungeachtet, ließ des Nachbars Söhnchen, dem gegen angemessenes Entgelt das Einsammeln der vom Balkon geschleuderten Gegenstände oblag, mindestens dreimal täglich das vereinbarte Signal erschallen, welches uns anzeigte, daß wieder ein voller Korb vor der Türe stand. Unser Leben wurde immer komplizierter. Nach und nach hatten sich alle Haushaltsgegenstände in der Klavierfestung verschanzt, und wer telefonieren wollte, mußte auf den Klosettdeckel steigen.
    Die beste Ehefrau von allen, weitblickend wie immer, wollte von mir wissen, was wir wohl in einigen Jahren von Renana zu erwarten hätten.
    Ich vermutete, daß sie zu einem erstklassigen Basketballspieler heranwachsen würde.
    »Vielleicht hast du recht, Ephraim«, war die hoffnungslos resignierte Antwort. »Sie steigt bereits auf Stühle.«
    Eine Rekonstruktion des Vorgangs, der offensichtlich nach dem Hegeischen Gesetz des Fortschritts erfolgt war, ergab, daß Renana zuerst ihren Weg auf ein paar aufgeschichtete Kissen genommen hatte, von dort auf einen Stuhl und von dort auf unsere Nerven. Unser Lebensstandard erreichte eine neuerliche Steigerung auf 1,60 m.
    Alles Zerbrechliche, soweit noch vorhanden, wurde jetzt auf das Klavier verfrachtet, einschließlich meiner Schreibmaschine. Diese Geschichte schreibe ich in einer Höhe von 1,80m über dem Teppichspiegel. Gewiß, ich stoße mit dem Kopf gelegentlich an die Decke, aber die Luft hier oben ist viel besser. Der Mensch gewöhnt sich an alles, und seine Kinder sorgen dafür, daß immer noch etwas Neues hinzukommt. So werden beispielsweise die Bilder, die bisher unsere Wände geschmückt haben, fortan die Decke verzieren, so daß unsere Wohnung zu freundlichen Erinnerungen an die Sixtinische Kapelle anregt. Sie wird überdies in zwei Metern Höhe von allerlei Drähten durchkreuzt, an denen die wichtigsten Haushaltsgeräte hängen. Unsere Mahlzeiten nehmen wir in der Küche ein, ganz oben auf der Stellage, dort, wo wir früher die unbrauchbaren Hochzeitsgeschenke untergebracht hatten. Wir leben gewissermaßen in den Wolken. Allmählich lernen wir, auf der Decke zu gehen, klettern an den Vorhangstangen hoch, schwingen uns zum Luster und weiter mit kühnem Sprung zum obersten Fach der Bibliothek, wo die Schüssel mit den Bäckereien steht...
    Und Renana wächst und wächst.
    Pfui-pfui-pfui.
    Gestern abend stieß die beste Ehefrau von allen, während sie oben in einer Baumkrone mit Näharbeiten beschäftigt war, einen schrillen Schrei aus und deutete mit zitternder Hand nach unten:
    »Ephraim! Schau!«
    Unten begann Renana gerade eine Leiter zu ersteigen, behutsam und zielstrebig, Sprosse um Sprosse.
    Ich gebe auf. Ich habe die beste Ehefrau von allen gebeten, meine Geschichten weiterzuschreiben und mich zu verständigen, sobald Renana zu Ende gewachsen ist. Bis dahin bin ich am Boden zerstört.

Immer viel zu heiß
    Ich liebe Suppen.
    Gewiß, auf die Umwälzungen im Gefüge unserer Gesellschaft haben derlei gastronomische Kleinigkeiten keinen Einfluß. Aber ihre menschliche Bedeutung soll man nicht unterschätzen.
    Soviel ich sehen kann, ist die Menschheit in zwei scharf rivalisierende Lager geteilt; das eine Lager nimmt vor der Hauptmahlzeit eine Suppe zu sich, das andere nicht. Daneben gibt es noch ein paar Außenseiter, denen die Suppe bereits als Hauptmahlzeit gilt. Zu dieser kleinen, aber fanatischen Schar gehöre auch ich. Aus einer edlen Consomme mit zarten goldenen Fettäuglein duften mir alle Wohlgerüche kulinarischer Poesie entgegen, und schwimmen gar noch zwei oder drei Mazzesknödelchen darinnen, dann ist für mich der Gipfel der Kochkunst erreicht.
    »Wer Suppen liebt, kann kein schlechter Mensch sein«, soll irgend jemand gesagt haben; es war, glaube ich, der Suppenfabrikant Campbell.
    Die Sache hat nur einen einzigen Haken: Suppen sind

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