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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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unseren Augen eine Betätigung, die auf zivilisierte Art ausgeübt werden soll, unter elterlicher Aufsicht und innerhalb der eigenen vier Wände.
    So war es kein guter Einfall, als ich von einer Auslandsreise meinem Sohn Amir ein Tischfußballfeld mitbrachte, ein sinnreiches, großartig konstruiertes Spielzeug, nicht unähnlich den illuminierten Spieltischen, um die sich in unseren Strandkaffeehäusern langhaarige Jugendliche scharen. Der Fußballtisch besteht aus einem hellgrün angestrichenen Spielfeld mit einem Tor an jedem Ende und einer Anzahl von Querstangen, an denen eine beiderseits gleiche Anzahl von grünen und roten Spielerfiguren befestigt ist. An beiden Enden jeder Querstange befindet sich ein Griff, durch dessen Drehung die Spielerfiguren so bewegt werden können, daß sie einen kleinen hölzernen Ball auf das gegnerische Tor zutreiben und womöglich ins Tor hinein. Es ist ein bezauberndes Spiel, bestens geeignet, den Geist edlen Wettkampfs in einem Kind oder sogar in einem Erwachsenen zu wecken, zu hegen und zu pflegen, den Spieler zu wahrer Sportlichkeit zu erziehen. So heißt es jedenfalls im beigefügten Reklametext.
    Amir fand an der Sache sofort Gefallen. Anfangs machte er mir den Eindruck einer gewissen Unbeholfenheit, aber es stellte sich bald heraus, daß er für das Mini-Fußballspiel überhaupt keine Eignung besaß. Nun, was soll's. Er kann sehr hübsch zeichnen und sehr gut kopfrechnen, also verschlägt's nicht viel, daß er über keine besonders hochentwickelte manuelle Geschicklichkeit verfügt. Nicht als wäre er außerstande, die Handgriffe an den Querstangen zu betätigen. Er betätigt sie. Nur gerät der Ball bei ihm niemals in die Richtung des gegnerischen Tors. Ich mache mir deshalb keine übermäßigen Sorgen. Der Junge ist für einen Siebenjährigen recht intelligent und lebhaft.
    Am lebhaftesten ist sein Ehrgeiz entwickelt. Amir will unbedingt Sieger bleiben. Wann immer er ein Tischfußballspiel gegen einen seiner Klassenkameraden verliert, wird sein Gesicht so rot wie seine Haare, und dicke Tränen rinnen ihm über die Wangen. Obendrein ist er, um das Unglück voll zu machen, ein leidenschaftlicher Tischfußballspieler. Er träumt von nichts anderem als von diesem Spiel; und natürlich davon, daß er gewinnt. Er hat den Holzpuppen, die seine Mannschaft bilden, sogar Namen gegeben. Die Stürmer heißen samt und sonders Pele, der Tormann heißt Jaschin, und alle übrigen heißen Bloch, nach dem besten Fußballspieler seiner Klasse.
    Infolge der zahlreichen Niederlagen, die er von seinen Altersgenossen erdulden mußte, will Amir neuerdings nur noch gegen mich antreten. Dabei wirft er mir stumme Blicke zu, als wollte er mich beschwören: »Verlier, Papi! Bitte verlier!«
    Ich muß gestehen, daß ich sein Verhalten als unfair empfinde. Warum soll ich verlieren? Auch ich ziehe es vor, zu siegen, wie jeder normale Mensch. Wenn er gewinnen will, dann soll er eben besser spielen. Als ich in seinem Alter war, sammelte ich Schmetterlinge und konnte jede Weckuhr klaglos auseinandernehmen.
    Ich versuchte, ihm meine Haltung logisch auseinanderzusetzen:
    »Paß auf, Amir. Ich bin groß und du bist klein, stimmt das?«
    »Ja.«
    »Was würdest du von einem Papi halten, der sich von seinem kleinen Sohn schlagen läßt? Wäre ein solcher Papi in deinen Augen etwas wert?«
    »Nein.« »Warum machst du dann so ein Theater, wenn du verlierst?«
    »Weil ich gewinnen will!«
    Und er begann heftig zu schluchzen.
    An dieser Stelle griff seine Mutter ein:
    »Laß ihn doch nur ein einziges Mal gewinnen, um Himmels willen«, flüsterte sie mir zu. »Du mußt auf seine Selbstachtung Rücksicht nehmen. Wer weiß, was für seelischen Schaden du ihm zufügst, wenn du immer gewinnst...«
    Ich unternahm eine übermenschliche Anstrengung, um seine Selbstachtung zu steigern. Immer wenn einer seiner Peles den Ball gegen mein Tor trieb, holte ich meinen Tormann höflich aus dem Weg, nur um meinem armen mißhandelten Kind eine Chance zu geben, wenigstens einmal ein Tor zu schießen. Aber woher denn. Er kann sehr gut kopfrechnen, aber er wird wohl nie imstande sein, einen hölzernen Ball selbst in ein Tor zu treiben.
    Angesichts solcher Unfähigkeit verfiel ich auf den verzweifelten Ausweg, mir ein Eigengoal zu schießen. Ich drehte die Kurbel meines Mittelstürmers... der Ball sprang an die Querstange... sprang zurück... und rollte langsam und unaufhaltsam in Amirs Tor.
    Neuerliches Geheul war die Folge und wurde von

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