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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tag erklärte uns Dragomir, was geschehen war: »Sie wissen? Sie wissen nicht. In ganzer Stadt auf einmal alle Hündinnen läufig. Kommt vor. Und sofort alles gut.«
    Seither herrscht in unserem Alltag ganz normale Eintönigkeit. Aus Franzi, der rosafarbenen Maus, ist wieder eine Hündin mit weißem Fell geworden, die sich nur für Menschen interessiert. Für die Hunde der Nachbarschaft hat sie kein Auge mehr, und vice versa. Als Zulu an unserem Haus vorüberkam, drehte er sich nicht einmal um.
    Woher unter diesen Umständen die kleinen ImportSchnauzer kommen, die Franzi erwartet, wissen wir nicht.

Offenes Gespräch mit einem Hund
    Eine Zeitlang hatte es den Anschein, als wäre Franzi, wenn überhaupt, am Geschlechtsleben nur in Form von Gruppensex interessiert, wie ich es im vorangegangenen Kapitel geschildert habe. Nach einigen Monaten mußte ich jedoch entdecken, daß sie in einen struppigen schwarzen Köter ungewisser Herkunft verliebt war, der neuerdings in regelmäßigen Intervallen bei uns auftaucht und den sie offenbar als ihr ständiges Verhältnis betrachtet.
    Ich persönlich kann diesen Kerl nicht leiden. Sein ganzes Wesen widerstrebt mir. Er wirkt auf mich wie ein Hippie, und ich lasse ihn nur Franzi zuliebe ins Haus. Bei seinem letzten Besuch, als Franzi gerade in der Küche zu tun hatte, trieb ich meine Gastfreundschaft so weit, ihm den Bauch zu kraulen. Hunde haben das gern. Sie haben es so gern, daß sie sich auf den Rücken legen und die Beine von sich strecken, um das Gekraultwerden zu genießen.
    »Liebes Hundi, herziges Hundi«, brummte ich während des Kraulens vor mich hin. »Hundi freut sich, wenn man ihm Bauch kitzelt, nicht wahr.«
    »Keine Spur«, kam laut und deutlich die Antwort. »Ich freue mich überhaupt nicht. Aber ich kann mir nicht helfen. So ist das Leben.«
    Ich war einigermaßen verblüfft. Wie? Dieser Wechselbalg von einem Köter, der sich die ganze Zeit auf der Straße herumtrieb und nicht einmal die primitivste Schulbildung besaß, sprach ein fehlerfreies Hebräisch?
    »Entschuldigen Sie«, stammelte ich. »Sie verstehen die menschliche Sprache?«
    »Alle Hunde verstehen die menschliche Sprache. Sie verheimlichen es nur vor den Menschen.«
    »Und warum?«
    »Weil uns die Menschen mit ihrem blöden Gequatsche ohnehin schon genug langweilen. Wenn sie auch noch wüßten, daß wir sie verstehen, würde es überhaupt kein Ende nehmen. Aber warum haben Sie aufgehört, meinen Bauch zu kratzen, Herr? Kratzen Sie ruhig weiter, wenn's Ihnen Spaß macht. Kümmern Sie sich nicht um mich. Ich habe gelernt, keinen Widerstand zu leisten. Soll ich auch noch die Zunge heraushängen lassen und ein bißchen mit dem Schwanz wedeln? Oder behaglich knurren?«
    Ich wußte nicht recht, was ich antworten sollte. Ich habe keine Erfahrung im Gespräch mit fremden Hunden.
    »Jedenfalls«, sagte ich schließlich, »gratuliere ich Ihnen, daß Sie so eine nette Hündin gefunden haben wie Franzi.«
    »Nett?«
    »Das will ich meinen. Ich brauche nur zu pfeifen - und schon springt sie auf meinen Schoß, um mir das Kinn abzulecken. Manchmal stellt sie sich sogar auf die Hinterbeine, um vielleicht meine Nase zu erreichen. Sie ist mir aufrichtig ergeben.«
    »Aufrichtig!« schnarrte der Liebhaber meiner Hündin und zündete sich eine Zigarette an. »Ergeben! Daß ich nicht lache. Sie weiß nicht einmal, was dieses Wort bedeutet. Mich zum Beispiel läßt sie nur in ihre Nähe, wenn sie läufig ist. Und sobald sie bekommen hat, was sie braucht, bellt sie mich zur Türe hinaus. Sie ist noch nie auf den Einfall gekommen, mir ihre Sprößlinge vorzustellen, an deren Zustandekommen doch auch ich beteiligt bin. Und sie hat mir noch nie auch nur einen Bissen ihres Futters übriggelassen, das sie von Ihnen für nichts und wieder nichts bekommt.«
    »Zu mir«, unterbrach ich unwillig, »benimmt sie sich immer sehr lieb und freundlich.«
    »Kein Wunder. Sie ist ja religiös.«
    »Sie ist was?«
    »Damit Sie's wissen, mein Herr: Franzi ist im Verkehr mit Hunden ein brutales, egoistisches Geschöpf. Lieb und freundlich ist sie nur zu den Göttern. Und dem Allmächtigen bringt sie eine geradezu fanatische Liebe entgegen.«
    »Wer ist der Allmächtige?« »Sie.«
    »Ich?«
    »Jawohl, Sie. Aus der Hundeperspektive. Sie sind groß und stark und können schlagen. Sie ernähren Franzi, Sie versorgen sie mit einem Dach überm Kopf und gewähren ihr allen behördlich erforderlichen Schutz. Und was bekommen Sie dafür? Eine tägliche

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