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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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werde?«
    »Habe ich Sie gebeten, es zu kaufen?« ,
    »Ohne meine Zustimmung hätten Sie mich gar nicht aufnehmen dürfen. Auch aus künstlerischen Gründen nicht.«
    »Das können Sie mir nicht verbieten. Künstler dürfen sich in diesem Land frei betätigen. Wir leben in einer Demokratie.«
    »Möglich. Aber ich bin kein Modell.«
    »Sind Sie Rumäne?«
    »Nein.«
    »Dann bestellen Sie drei Abzüge, sieben mal dreiundzwanzig, Glanzpapier, 12 Shekel.«
    »Nein! Verschonen Sie mich!«
    »Dreizehn mal sechs?«
    Er zielte - ich ließ mich zu Boden fallen - k'k - der Schnappschuß verfehlte mich - ich sah seine blutunterlaufenen Augen und faßte Mut - rannte zum Bassin - er hinter mir her - ich springe ins Wasser - k'k - er mir nach - ich tauche - er versucht eine Unterwasseraufnahme - ich entwische ihm - tauche auf - klettere an Land - sause zu meinem Lehnstuhl und bedecke mein Gesicht mit einem Badetuch.
    Es ist still.
    Aber ich fühle, daß der schnappschußfreudige Gangster wieder vor mir steht.
    Unendlich langsam kriecht die Zeit dahin.
    Eines ist klar: Wenn das Badetuch verrutscht und auch nur einen Zentimeter meines Gesichts freigibt, schießt er. Ich beginne zu schnarchen. Vielleicht täuscht ihn das.
    Plötzlich fühle ich, daß jemand an meinem Badetuch zieht. Ohne im Schnarchen innezuhalten, wende ich blitzschnell den Kopf und beiße in die fremde Hand.
    »Auweh!« Eine dicke Dame schreit vor Schmerz laut auf. »Ich hab geglaubt, Sie sind mein Sami.«
    Und noch dazu ein abermaliges K'k.
    Ich springe auf und zerschmettere ihm die Kamera. Das heißt: Ich will sie zerschmettern. Aber er muß etwas geahnt haben. Und jetzt bin's ich, der ihn verfolgt.
    »Drei... neun mal zehn... 3,50...« ruft er mir über die Schulter zu.
    »Nicht einmal... wenn Sie ... bezahlen...«
    »2 Shekel... matt...«, röchelt er im Rennen und streut dabei kleine weiße Kärtchen um sich. »Die Adresse... meines Ateliers... täglich geöffnet... Kinder die Hälfte... auch in Farbe... sechzehn mal einundzwanzig... «
    Der verzweifelte Sprung, mit dem ich ihn knapp vor dem Ausgang abzufangen versuchte, kommt zu spät. Er ist draußen. Und ich kann ihm nicht folgen, ohne öffentliches Ärgernis zu erregen.
    Gestern ging ich ins Atelier. Warum auch nicht. Ich meine: Warum soll ich nicht ein paar von den Bildern kaufen, vielleicht sind sie ganz gut geworden. Man sagt mir, daß ich sehr photogen bin, und die beste Ehefrau von allen wird sich bestimmt freuen, wenn sie mich in einer ungezwungenen Pose zu sehen bekommt. Der Photograph begrüßte mich wie einen alten Freund, aber er hatte leider kein einziges Photo von mir. Es sei, so erklärte er verlegen, professionelle Gepflogenheit, die ersten Schnappschüsse immer mit einer leeren Kamera zu machen. Der Film wird erst eingelegt, wenn die Kundschaft weichgeklopft und zur Aufnahme bereit ist...
    Ich bedauerte seine vergebliche Mühe, er bedauerte meine Enttäuschung. Ich würde eine kleine Geschichte darüber schreiben, tröstete ich ihn zum Abschied. »Wie klein?« fragte er. »Fünf mal acht«, sagte ich. »Matt.«

Die edle Kunst »Karate«
    Man muß sich immer wieder an Theodor Herzl erinnern und an seinen historischen Ausspruch: »Wenn ihr nur wollt, ist es kein Traum.« Zwei Drittel unserer Kinos zeigen Karate-Filme, in denen ein paar untersetzte Gestalten, schwarze Leibbinden um den rundlichen Bauch geschlungen, ganze Brigaden von Mitmenschen hinmähen. Und nicht nur das. Kurz vor Beginn des Hauptfilms betritt Gideon, der israelische Karate-Meister, die Bühne und zerschmettert mit seiner Handkante ein paar Dachziegel und Pflastersteine, als wollte er sagen:
    »Was mich betrifft - mir kann im Kino nichts passieren.« Fünf Jahre Studium in Tokio genügen, um diese Fertigkeit zu erlangen. Gideon ist einen Kopf größer als ein hochgewachsener Normalbürger, sein Arm ist so dick wie eine Normaltaille, und seine Taille — nun lassen wir das. Er spricht japanisch wie der Tenno, Japans gottähnlicher Kaiser, seine Adlernase ragt drohend in die Gegend, und seine Fäuste sind mit freiem Auge nur schwer von Preßlufthämmern zu unterscheiden. Er würde einen idealen Billeteur abgeben.
    Statt dessen verschwendet er sein Talent an die Leitung einer Karate-Schule.
    Ich betrete den Trainingssaal seines Instituts auf Zehenspitzen, weil man vorher die Schuhe ausziehen muß. Der Fußboden ist mit Matten aus mongolischem Gras bedeckt, die einen anheimelnden Eindruck machen. Rings an den Wänden hängen

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