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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Von nun an werden es fünf sein. Das Geheimnis besteht in der bitteren Wahrheit, daß jeder Mensch Schlagertexte schreiben kann. Wir haben dich hergebracht, um dich zu warnen. Wenn du
    unser Geheimnis verrätst...«
    »Ihr könnt euch auf mich verlassen.«
    »Danke. Aber das ist noch nicht alles. Unsere Organisation hat ihre eigenen Gesetze, von deren strikter Beobachtung unsere materielle Existenz abhängt. Erstes Gesetz: >Man darf nie sofort einen Text schreiben .< Diesem Gesetz hast du - allerdings noch ohne es zu kennen - zuwidergehandelt. Sei dir bitte im klaren darüber, welches Verhängnis uns droht, wenn man plötzlich dahinterkäme, daß ein erfolgreicher Schlagertext in zehn Minuten herstellbar ist. Du mußt für einen Text immer eine Woche Zeit verlangen, das ist das mindeste. Wie lange du wirklich für ihn brauchst, geht niemanden etwas an. Meinetwegen schreib ihn auf dem Weg zum Verleger. Zweites Gesetz: >Gib niemals die Erlaubnis, auch nur ein einziges Wort zu ändern .< Die Leute müssen überzeugt sein, daß dein Text das Ergebnis langer, aufreibender Arbeit ist, daß du an jedem Wort, auch wenn es noch so simpel oder gar dumm erscheinen mag, stundenlang gefeilt hast. Drittes Gesetz: >Laß deinen Text niemals ohne Musik hören.< Wenn er gesungen wird, nimmt man ihn gewissermaßen nebenbei mit. Aber ohne Musik würde man merken, daß es der reine Stumpfsinn ist.«
    »Allerdings.«
    »Unterbrich mich nicht. Ich komme jetzt zum wichtigsten Punkt, nämlich zur Frage des Honorars. Es ist absolut verbrecherisch, für einen Text weniger als 2400 Shekel zu nehmen. Sonst glaubt dir ja niemand, welche ungeheure Mühe, welche geistige und emotionelle Anstrengung er dich gekostet hat. Deshalb empfiehlt es sich auch, von Zeit zu Zeit über Kopfschmerzen und Müdigkeit zu klagen. Und schließlich noch eine Vereinbarung. Nicht direkt ein Gesetz, eher eine Art Gentlemen's Agreement: Kein Mitglied unserer Organisation darf mehr als tausend Texte im Jahr schreiben...«
    Ich erklärte mich mit den Bedingungen einverstanden, wurde in einer kurzen, eindrucksvollen Zeremonie vereidigt und erhielt die Mitgliedskarte Nr. 5.
    Gegen Mitternacht schlössen wir die Geheimkonferenz unter
    Wir sind die Di-,
    Wir sind die Di-,
    Wir sind die Dichter. Wir zeigen nie Unsre Gesi-Unsre Gesichter.

Wenn ich nicht vergesse
    Ich traf meinen alten Freund Weinreb vor der Oper und nützte das sofort aus, um ihn zu erinnern, daß er morgen in der schwebenden Angelegenheit unbedingt meinen Anwalt anrufen müsse.
    »Gern«, sagte Weinreb. »Wenn ich nicht vergesse.«
    »Warum sollten Sie vergessen?« fragte ich. »Sie wissen so gut wie ich, daß es sich um eine äußerst wichtige Sache handelt.«
    »Natürlich weiß ich das. Aber ich bin so beschäftigt, daß ich morgen bestimmt nicht mehr daran denke. Rufen Sie mich doch bitte um sieben Uhr früh an und erinnern Sie mich.«
    »Um sieben Uhr früh stehe ich unter der Dusche. Vielleicht sind Sie so freundlich und erinnern sich ohne Anruf.«
    »Ich werde es versuchen. Aber versprechen kann ich's Ihnen nicht. In den Morgenstunden bin ich immer ein wenig verschlafen. Bevor ich meinen Kaffee getrunken habe, kann ich mich überhaupt nicht zurechtfinden.«
    »Und nachdem Sie Ihren Kaffee getrunken haben?«
    »Muß ich sofort das Haus verlassen. Machen Sie sich keine Illusionen: Wie ich mich kenne, wird mir die Sache mit Ihrem Anwalt schon längst entfallen sein.«
    »Also was tun wir da?«
    »Keine Ahnung.«
    Eine Weile standen wir in ratlosem Schweigen. Dann kam mir ein Einfall:
    »Hören Sie, Weinreb. Wie war's und Sie machen sich einen Knoten ins Taschentuch?«
    »Nützt nichts. Bis morgen vergesse ich, wozu ich den Knoten gemacht habe. Es gibt keine andere Lösung als daß Sie mich um sieben Uhr anrufen.«
    »Gut. Wenn ich nicht vergesse.«
    »Was heißt das - wenn Sie nicht vergessen?« »Ich bin in der letzten Zeit ein wenig zerstreut. Wissen Sie was? Rufen Sie mich zehn Minuten vor sieben Uhr an und erinnern Sie mich, daß ich Sie anrufen soll.«
    »Jetzt müßte Ihnen doch schon klar sein, daß ich vergessen werde.«
    »Machen Sie sich eine Notiz auf einen Zettel.«
    »Und was wird mich an den Zettel erinnern?«
    »Das!« Damit versetzte ich ihm einen wuchtigen Tritt ans Schienbein.
    »Jetzt werden Sie nämlich hinken, und das wird Sie bei jedem Schritt daran erinnern, daß Sie mich anrufen sollen.«
    Weinreb massierte mit schmerzverzerrtem Gesicht die verletzte Stelle.
    »Möglich«, seufzte

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