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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einfach, wie es klingt. Wir mußten ja einen genauen Plan des Gefängnisgebäudes anlegen, um richtig vorgehen zu können. Dazu brauchten wir Schreibmaterial. Aber das wurde uns von der Gefängnisverwaltung nicht bewilligt. Die mißtrauischen Kerle denken an alles. Ihr Sinnen und Trachten ist nur darauf ausgerichtet, uns das Leben schwerzumachen. So blieb uns nichts übrig, als den Lageplan mit unseren Taschenmessern in die Wand des Baderaums zu ritzen.«
    »Welch eine lästige Erschwernis.«
    »Eben. Wir litten die ganze Zeit an Materialmangel jeder Art. Als besonders schwierig erwies sich die Herbeischaffung eines Spatens. Kleine nützliche Geräte wie Zangen, Schraubenzieher und elektrische Drillbohrer kann man sich innerhalb der Gefängnismauern verhältnismäßig mühelos besorgen. Aber ein Spaten erregt Aufsehen. Deshalb beschlossen wir, ihn in Eigenproduktion herzustellen und wollten in die Gefängnistischlerei eindringen. Die Türe war versperrt und verriegelt. Wir hätten vor Verzweiflung am liebsten geweint...«
    »Kann ich mir vorstellen. Immer wieder diese unvorhergesehenen Schwierigkeiten!«
    »Richtig. Das kommt von der strengen Hausordnung in den israelischen Gefängnissen. Sie nötigte uns, das Schloß durchzusägen. Und dazu brauchten wir unbedingt eine Säge. Zum Glück erinnerte ich mich, daß es in Jaffa einen Eisenhändler gab, bei dem solche Sachen erhältlich waren. Ich ersuchte um Ausgang, ging hin und kaufte eine Säge.«
    »Woher hatten Sie das Geld?«
    »Das war tatsächlich ein Problem. Wir hatten keines, und als wir die Gefängniskassa aufbrachen, fanden wir nur ein paar lächerliche Münzen. Aber ich bekam die Säge auf Kredit.«
    »Wie schön, daß ein einfacher Eisenhändler so viel Verständnis für seine Mitmenschen aufbringt!«
    »Er wird es nicht zu bereuen haben. Jedenfalls hatten wir jetzt alles Nötige beisammen. Sämtliche Details waren besprochen, die Uhren aufeinander abgestimmt. Pünktlich um 5 am Abend, nach Schluß der Tagarbeit, stiegen wir in den Tunnel ein. Mit dem Rasieren auf der ersten Station klappte es, nur die Rasiercreme war schlecht und Farkas schnitt sich in die Oberlippe. In der Kleideraufbewahrung suchten wir uns wie geplant zwei unauffällige dunkle Anzüge und gestreifte Krawatten aus. Eine Enttäuschung war die Küche. Wir fanden nichts zum Essen, weil der Koch am Vortag geflüchtet war. Was tun? Mit leerem Magen ausbrechen? Unmöglich. Farkas schlich zum Erfrischungskiosk an der nächsten Straßenecke und kam mit ein paar belegten Broten zurück, so daß wir uns stärken konnten. Dann brachen wir ins Büro des Gefängnisdirektors ein -«
    »Wie?«
    »Ganz einfach. Wir drückten die Klinke nieder und zogen sie heraus. Nachdem wir die nötigen Dokumente an uns genommen hatten, machten wir uns über die vergitterten Fenster her. Drei Stunden lang arbeiteten wir wie verrückt. Von Zeit zu Zeit rief man uns von irgendwo unten zu, dieses entsetzliche Kreischen abzustellen, aber wir antworteten nicht. Als wir fertig waren, ließen wir uns mit dem aus Bettüchern geknüpften Seil vom Fensterbrett hinunter... und dann geschah es...« »Was, um Himmels willen?«
    »Wir gerieten in die falsche Richtung. Ursprünglich hatten wir uns zum Kinosaal abseilen wollen. Jetzt fanden wir uns plötzlich auf einer dunklen, völlig verlassenen Straße. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ringsum herrschte Totenstille. Können Sie sich unsere Situation ausmalen? Drinnen im Kino lief >Mademoiselle Striptease< mit Brigitte Bardot — und wir standen draußen und sahen nichts. Wir trommelten mit den Fäusten ans Gefängnistor. >Aufmachen!< brüllten wir, >aufmachen!< Nichts rührte sich. Alle saßen beim Film. Wir versuchten das Tor aufzubrechen, aber die israelischen Schlosser verstehen ihr Handwerk. Wir mußten unseren Weg ins nächtliche Dunkel antreten... «
    Er schwieg erschöpft. Der Kopf sank ihm auf die Brust.
    »Und was weiter?« fragte ich.
    Blitz zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht. Es führt kein Weg zurück.«

Jeder sein eigenes Wettbüro
    Es leben unter uns zahlreiche wohlgelittene Bürger, die völlig normal aussehen und nie die geringste Aufmerksamkeit erregen. Plötzlich bleibt einer von ihnen auf offener Straße stehen und gibt schrille Klingelsignale von sich. Wie man allmählich erfährt, war er schon die ganze Zeit der Meinung, eine Weckuhr zu sein, hat das aber geheimgehalten, weil er sich schämte. So ein heimlicher Irrer macht nach außen

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