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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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richtig?«
    »Ja«, keuchte er und schloss die Augen wieder. Sein Atem rasselte wie Kiesel in einem Glas. Vorsichtig tastete sie sich um den Wagen herum auf die Beifahrerseite.
    »Was machst du da?«, rief Luke.
    »Ich will diesen Brief suchen.«
    Die andere Seite war weniger verbeult, sodass Sophia die Tür relativ leicht aufziehen konnte. Auf dem Boden unter dem eingedellten Handschuhfach lagen eine Thermoskanne und ein unförmiges Sandwich. Eine kleine Plastiktüte mit Trockenpflaumen. Eine Wasserflasche ... und dort, in der Ecke, ein Umschlag. Sie griff in den Wagen, geriet ins Rutschen, konnte sich aber fangen, streckte die Hand noch weiter aus und erwischte den Umschlag mit zwei Fingern. Sie hielt ihn in die Luft, um ihn Luke zu zeigen.
    »Ein Brief an seine Frau.« Sie schloss die Tür und ging vorsichtig zu Luke zurück. »Das hat er vorhin gemeint.«
    »Als er Ruf sagte?«
    »Nicht Ruf«, sagte Sophia. Sie drehte den Umschlag um, sodass Luke ihn lesen konnte, und steckte ihn dann in ihre Jackentasche. »Ruth.«
    E in Autobahnpolizist traf als Erster ein. Er und Luke wa ren sich einig, dass es zu riskant war, Ira zu bewegen. Doch es dauerte ewig, bis endlich Krankenwagen und Notarzt kamen, und auch dann war schnell klar, dass man den alten Mann nicht gefahrlos aus dem Auto holen und mit einer Trage die verschneite Böschung hinauftransportieren konnte.
    Letzten Endes wurde ein Abschleppwagen gerufen, was die Rettung noch weiter verzögerte. Ein Seil wurde ausgerollt und in der hinteren Stoßstange eingehakt, während die Sanitäter Ira mit den Sicherheitsgurten so gut es ging auf dem Sitz festschnallten, um die Erschütterung zu minimieren. Erst dann wurde der Wagen langsam den Abhang hinauf und auf die Straße gezogen.
    Während Luke die Fragen des Polizisten beantwortete, blieb Sophia in der Nähe der Sanitäter und sah zu, wie sie Ira auf die Trage hoben, ihm eine Sauerstoffmaske aufsetzten und schließlich in den Krankenwagen rollten.
    Ein paar Minuten später waren Luke und Sophia allein. Er nahm sie fest in die Arme. Beide versuchten, Kraft aus dem anderen zu ziehen. Da fiel Sophia plötzlich ein, dass sie den Brief noch in der Tasche trug.
    Z wei Stunden später saßen sie nebeneinander in der überfüllten Notaufnahme der örtlichen Klinik und warteten. Luke hielt Sophias Hand. In der anderen hatte sie den Brief, und hin und wieder betrachtete sie die krakelige Schrift. Sie wunderte sich etwas, dass sie der Schwester ihre Namen genannt und gebeten hatte, über Iras Zustand informiert zu werden, statt ihr einfach den Brief auszuhändigen.
    Dann hätten sie ihre Fahrt fortsetzen können, doch als sich Sophia an den Ausdruck auf Iras Gesicht erinnerte, an sein Drängen, den Brief zu finden, wollte sie unbedingt persönlich dafür sorgen, dass er in der Hektik des Krankenhausbetriebs nicht verloren ging. Sie würde ihn dem Arzt geben oder, besser noch, Ira selbst.
    Das jedenfalls redete sie sich ein. Iras fast friedvolle Miene, als sie ihn fanden, hatte sie ins Grübeln gebracht. Woran er wohl gedacht oder wovon er wohl geträumt hatte? Es war ein Wunder, dass er diese Verletzungen in seinem Alter und dem gebrechlichen Zustand überlebt hatte. Vor allem allerdings war Sophia erstaunt, dass noch keine Freunde oder Angehörigen panisch vor Sorge durch die Tür gestürmt waren. Ira war bei Bewusstsein gewesen, als sie ihn in den OP schoben, deshalb hätte er vermutlich bitten können, jemanden zu benachrichtigen. Wo waren sie also? Warum war noch niemand hier? Ira brauchte doch jetzt mehr denn je –
    Luke setzte sich auf und unterbrach ihre Gedankengänge. »Du weißt, dass wir wahrscheinlich nicht zu ihm dürfen, nicht wahr?«, fragte er.
    »Ja. Aber ich möchte trotzdem hören, wie es ihm geht.«
    »Warum?«
    Sie drehte den Brief hin und her, immer noch nicht in der Lage, den Grund dafür in Worte zu fassen. »Weiß ich auch nicht.«
    W eitere vierzig Minuten verstrichen, bis endlich ein Arzt durch die Schwingtür kam. Er ging zuerst zum Empfang und dann, als die Schwester auf Luke und Sophia deutete, zu ihnen. Sie standen auf.
    »Ich bin Dr. Dillon. Man hat mir gesagt, sie würden gern Mr Levinson besuchen?«
    »Meinen Sie Ira?«, fragte Sophia.
    »Sie beide haben ihn gefunden, richtig?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, warum Sie zu ihm wollen?«
    Beinahe hätte Sophia dem Arzt von dem Brief erzählt, unterließ es aber. Luke bemerkte ihre Unsicherheit und räusperte sich. »Wir wollen einfach nur

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